Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 2.1912-1913
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Meyerheim, Paul Friedrich: Antoine Louis Barye: Plauderei über Tierbildnerei
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AN TO INE LOUIS BARYE
Arten gewesen wäre, und Auge und Herz würden
ihm aufgegangen sein, wenn er es erlebt hätte,
unsern Berliner Zoo, die reichhaltigste Tier-
sammlung der Welt, kennen zu lernen.
Der Meister war als Künstler und Mensch
zu bescheiden und bedürfnislos, um große
Reichtümer zu sammeln. Das Bedürfnis nach
vielen Tiermodellen in Wohnräumen ist nicht
jedermanns Sache, und so kam es schließlich,
daß der große Künstler verarmte.
Er wurde beinahe 79 Jahre alt und war ge-
nötigt, seinen Haushalt mit seiner Familie aufs
äußerste einzuschränken, bis er schließlich mit
seiner Frau weitab von Paris sein Leben in
einer kleinen Wohnung (wie ich hörte, von nur
zwei Zimmern) beschloß. Bis ans Ende seiner
Tage riet ihm seine Gattin immer noch, Tiere
zu ziselieren und mit den erwähnten Unter-
schriften zu versehen. Sie riet ihm, die Nummern
der Exemplare niedrig zu notieren, aber sein
rechtschaffenes Gewissen sträubte sich hiergegen.
Nach seinem Tode im Mai 1875 veranstalteten
seine Freunde und Verehrer eine große Aus-
stellung seines Lebenswerkes, welche sich eines
enormen Erfolges erfreute. Die Einnahmen
dienten dazu, den großen Meister in einem
marmornen Standbilde zu verewigen, das
in der Nähe seiner lieben Modelle aus dem
Tierreich, am Jardin des plantes, errichtet
worden ist.
Arten gewesen wäre, und Auge und Herz würden
ihm aufgegangen sein, wenn er es erlebt hätte,
unsern Berliner Zoo, die reichhaltigste Tier-
sammlung der Welt, kennen zu lernen.
Der Meister war als Künstler und Mensch
zu bescheiden und bedürfnislos, um große
Reichtümer zu sammeln. Das Bedürfnis nach
vielen Tiermodellen in Wohnräumen ist nicht
jedermanns Sache, und so kam es schließlich,
daß der große Künstler verarmte.
Er wurde beinahe 79 Jahre alt und war ge-
nötigt, seinen Haushalt mit seiner Familie aufs
äußerste einzuschränken, bis er schließlich mit
seiner Frau weitab von Paris sein Leben in
einer kleinen Wohnung (wie ich hörte, von nur
zwei Zimmern) beschloß. Bis ans Ende seiner
Tage riet ihm seine Gattin immer noch, Tiere
zu ziselieren und mit den erwähnten Unter-
schriften zu versehen. Sie riet ihm, die Nummern
der Exemplare niedrig zu notieren, aber sein
rechtschaffenes Gewissen sträubte sich hiergegen.
Nach seinem Tode im Mai 1875 veranstalteten
seine Freunde und Verehrer eine große Aus-
stellung seines Lebenswerkes, welche sich eines
enormen Erfolges erfreute. Die Einnahmen
dienten dazu, den großen Meister in einem
marmornen Standbilde zu verewigen, das
in der Nähe seiner lieben Modelle aus dem
Tierreich, am Jardin des plantes, errichtet
worden ist.