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Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 2.1912-1913

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Der Künstler und das Kunstwerk: eine Umfrage
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https://doi.org/10.11588/diglit.21776#0092

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DER KÜNSTLER UND DAS KUNSTWERK

Kunstwerke werden nicht gemacht, sondern gegeneinander abwägen. Wer will die Be-
gezüchtet durch Kreuzung des Subjekts mit geisterung des Jünglings bemessen im Vergleich
Naturakkorden. Weil nun Qrünewald von der mit der Bewunderung des Greises? Die Fülle
Natur aufs tiefste ergriffen ist, darum ist sein des Schönen ist so groß, daß man keine Ein-
Bild das beseelteste und charaktervollste Bild- zelheiten hervorheben kann, ohne Vielen unrecht
werk - somit das schönste. Weil es auf allen zu tun. Nennt man die „Maria von Gent"
Effekt verzichtet — darum hat es die tiefste das erhabenste Frauenbild, das geschaffen wurde,
Wirkung; weil es äußerer Nachahmung entsagt, so denkt man gleich an die „Sixtinische
ist es der Natur am treuesten; weil es nicht Madonna". Tritt einem der Moment, wo
mit fremden Stilelementen schematisiert - - am man in Pietro in Vincoli hereintritt und von
stilvollsten; weil es bar ist aller geschmäck- dem vernichtenden Blick des „Moses" getroffen
lerischen charakterlosen Gefälligkeit am wird, als der gewaltigste Eindruck vor das Ge-
schönsten." Ä dächtnis, so schwankt man gleich, ob man nicht

_^ . . die „Sixtinische Decke" vorher nennen soll,

Der Nestor der religiösen Malere, in Deutsch- wQ dje mächtige Tatze des Ezechiel sich einem

r , , n„ M t entgegenreckt. Und treten dann nicht alle Ein-

td. V. Uebnarat-Düsseldorf drücke auf einen Augenblick zurück bei dem

sendet uns folgenden prachtvollen Brief: Titelblatt der kleinen Holzpassion, beim

„Wer will das Gewicht der Eindrücke, die „Christus auf dem Ölberg", der Kupfer-

man in einem langen Leben empfangen hat, passion von Dürer? Und wie verblaßt alles

ARABER. KLEINBRONZE

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ANTOINE LOUIS BARYE
 
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