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Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 2.1912-1913

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Der Künstler und das Kunstwerk: eine Umfrage
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https://doi.org/10.11588/diglit.21776#0097

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Frage zu beantworten, so melde ich, daß
mir Menzels „Überfall bei Hochkirch"
immer den größten und für die moderne
Malerei lehrreichsten Eindruck gemacht hat."*)

Der hervorragende Dresdner Monumentalmaler
und Bildhauer

Hermann Prell

schreibt uns zu der Frage:

„Ihre Umfrage ist für den Künstler schwerer
zu beantworten, als für den Laien.

Alle tiefergreifenden Sensationen — und es
gibt ihrer für uns so viele, als es große Kunst-
werke gibt sind an Altersperioden und

*) Hierzu sei eine Stelle aus dem trefflichen Erinnerungsbuche
Paul Meyerheims an Adolf v. Menzel (Berlin, Gebr. Paetel, 1906)
zitiert, die das Urteil über das genannte Bild interessant ergänzt:
„Im Vordergrunde sieht man die von Feuer beleuchteten, lebens-
großen Soldaten den Abhang heraufklimmen, im Mittelgrunde
sind die Silhouetten der schießenden Truppen, w elche sich auf
Pulverdampf abheben; in der Ferne lodern einige Gebäude in
hellen Flammen, rechts in all dem Getümmel im Mittelgrunde,
gleichfalls von der Feuersbrunst erleuchtet, reitet Friedrich der
Große gerade auf uns zu. . . . Ich mache Front vor diesem
Meisterwerk, welches, wie es immer sein müßte, zuerst Kunstwerk
und dann Schlachtenbild ist. Es wird stets ein Wunder bleiben,
daß dieser Künstler, der nie Soldat gewesen und nie eine Schlacht
mitgemacht hat, selbst in den kleinsten Holzschnittillustrationen,
in Kuglers „Friedrich der Große'1 der größte Schlachtenmaler
geblieben ist."

Reifegrade gebunden. Alle Jugend begeistert
sich an der ewigen Frische der Primitiven,
der die eigene gleicht; der Starke folgt den
Eroberern; der Stümper schwärmt für die Ewig-
stammelnden, die er sich verwandt fühlt; der
Reife ehrt die Könner. Aber erst der Meister
ahnt erschauernd, und versteht, was Meister-
schaft der Großen bedeutet.

Wer wollte Namen nennen0 Es werden
immer die Gleichen sein.

Das stärkste Kunstwerk ist dasjenige, welches
eigenes Schaffen wachruft. Den tiefsten Ein-
druck danke ich den Werken, vor denen ich
mich selbst — und das Werk vergaß,
um das Wachsen der Vorstellung im eigenen
Innersten zu fühlen".

Ein süddeutscher Landschafter von Rang
Prof. Dr. G. Schönleber-Karlsruhe

nennt ein holländisches Meisterwerk in einer
aus Nieuport-Bains datierten Zuschrift:

„Ihre Frage ist schwer zu beantworten, da
es gar manche Bilder gibt, die mir nur zu
Zeiten Eindruck gemacht haben und von anderen

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