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Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 2.1912-1913

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Der Künstler und das Kunstwerk: eine Umfrage
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https://doi.org/10.11588/diglit.21776#0103

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DER KUNSTLER UND DAS KUNSTWERK

SCHLAFZIMMER. Blau gestrichen Entwurf: ALBERT QESSNER. Ausführung: DAS WERKHAUS, CHARLOTTEN BURG

Menschen so reich sind an Kunstwerken, auf
welchen die Seele, wie ein Schmetterling auf
Blumen schwebend, geistige Nahrung finden
kann, und daß man sie heute da, morgen dort
findet, der auf dieser Blume, jener auf einer
andern".

In ähnlichem Sinne spricht sich auch

Exzellenz Professor A. v. Werner

aus. Er schreibt uns, daß im Laufe seines
Lebens recht viele Kunstwerke nachhaltigen Ein-
druck auf ihn gemacht hätten und „ihm ein Ab-
wägen auf den stärksten Eindruck von einem
derselben nicht möglich erscheinte",

„weil die Venus von Milo ebenso wie
Parthenon und Erechtheion, Michelan-
gelos sixtinische Kapellen-Bilder, wieRapha-
els Stanzen, Rembrandts „Nachtwache"
wie Tizians "Assunta" — um nur diese
Werke alter Kunst zu nennen, aber durchaus
nicht als einzige — mir den gleichen nachhal-
tigen Eindruck hinterlassen haben, Höhepunkte
künstlerischen Schaffens zu sein und für alle
Zeiten zu bleiben."

Zum Schluß möge die Antwort eines der
bedeutendsten deutschen Tiermaler,

Professor Heinrich v. Zügel-München

folgen:

„Meine Antwort auf Ihre gefl. Anfrage lautet:
Die Sixtinische Kapelle, soweit sie Michel-
angelos Arbeit betrifft."

*

So weit die Einzelurteile in diesen Briefen
der deutschen Künstler und Kunstkenner auch
oft auseinander gehen mögen — es bleibt im
Allgemeinen doch die überragende Größe einiger
Weniger übrig; im Vordergrunde die Gestalten
Michelangelos und Rembrandts. So beherrschen
die Gewaltigen auch heute noch die höchste
Kunstempfindung.

Bemerkenswert ist auch, daß Künstler wie
Hans v. Bartels und Corinth; Kallmorgen und
Schönleber sich in ihrem Urteil eng begegnen,
sogar bis auf dasselbe Bild!

In manchen anderen Zuschriften wurden auch
Meinungen geäußert, als hätten wir be-
absichtigt, mit dieser Umfrage bezw. ihren Er-

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