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Doering, Oskar: Albin Egger-Lienz
DOI Seite / Zitierlink:https://doi.org/10.11588/diglit.21776#0112
ALBIN EGO ER-LI ENZ
bergmäher. ölgemälde albin egger-lienz
die äußerlichen Motive gibt, sondern an jenem Albin Egger wurde 1868 im Pustertale ge-
Abend, dort oben fern an der Wasserkante ist boren, nahe bei der Stadt Lienz, nach der er
es gewesen, wo mir der Sinn, die ganze Größe sich als Künstler zubenennt. Es ist eine nicht
der Egger'schen Kunst zuerst plötzlich deutlich nur von der Natur, sondern auch, vielleicht in-
neworden ist. Und gerade das scheint mir ein folge nicht aufzuklärender innerlicher Kausal-
recht überzeugender Beweis dafür zu sein, daß zusammenhänge, von der Kunst begnadete
sie innerlich an keinen bestimmten Ort, an Gegend. Im Pustertale ist am Ende des Mittel-
keine eingeschränkten äußeren Verhältnisse ge- alters der größte Vertreter der alten Tiroler
bunden ist. Seine Personen, äußerlich Tiroler, Kunst, Michael Pacher, geboren worden, aus
sind schlechthin Repräsentanten der Menschheit, dem Pustertale stammt Defregger - ein jeder
seine lapidar angedeuteten Örtlichkeiten die Erde, gleich Egger, weit verschieden von ihm in
auf die sie gesetzt sind, um des Lebens ein- äußerer Art, doch ein Verkündiger von Ideen,
fachste Absichten zu erfüllen. Seine Szenen die freilich bei Defregger durch sein illustratives
aus der Geschichte wurzeln in der Vergangen- Wesen in ihrer Wirkung behindert werden,
heit seiner tirolischen Heimat, aber in ihnen Eggers Vater, gleichfalls ein Künstler, war im-
spricht er von Schicksalen, die in aller Welt stände, den Wert der in seinem Sohne lebenden
und zu jeglicher Zeit die Seele der Völker er- eigenartigen Begabung zu erkennen; er besaß
regt, zu Taten entflammt, sie erhoben oder die große Fähigkeit, jene gewähren, sich un-
gebeugt haben. beeinflußt entwickeln zu lassen. Als Albin
Nur wer mit solcher Auffassung vor die Egger siebzehn Jahre alt war, vermittelte ein
Werke Albin Eggers tritt, kann sie richtig ver- Schüler Defreggers, Hugo Engel aus Silz im
stehen. Und dem wird auch die innerliche oberen Inntale, Eggers Aufnahme in die
Notwendigkeit dieses Entwicklungsganges klar, Münchener Akademie. Daselbst studierte er
der vom Zusammengesetzten zum Einfachen bei Raupp, Hackel und Lindenschmit und er-
führt. Denn als Egger begann und noch ein warbin den sechs Jahren seines dortigen Aufent-
Lernender war, hat er wie jeder andere Lernende halts mancherlei Auszeichnung. Er suchte nach
doch noch unter dem Einfluß der damals den Quellen der Kunst bei den alten Meistern,
maßgeblichen Auffassungen stehen müssen. So zumal nach denen des Kolorits bei Velasquez,
kam er fürs erste zum Geschichtsbilde. Aber ging also keinen anderen Weg als andere auch,
was wurde unter seinen Händen daraus! In Ferienzeiten aber eilte er in seine Heimat,
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bergmäher. ölgemälde albin egger-lienz
die äußerlichen Motive gibt, sondern an jenem Albin Egger wurde 1868 im Pustertale ge-
Abend, dort oben fern an der Wasserkante ist boren, nahe bei der Stadt Lienz, nach der er
es gewesen, wo mir der Sinn, die ganze Größe sich als Künstler zubenennt. Es ist eine nicht
der Egger'schen Kunst zuerst plötzlich deutlich nur von der Natur, sondern auch, vielleicht in-
neworden ist. Und gerade das scheint mir ein folge nicht aufzuklärender innerlicher Kausal-
recht überzeugender Beweis dafür zu sein, daß zusammenhänge, von der Kunst begnadete
sie innerlich an keinen bestimmten Ort, an Gegend. Im Pustertale ist am Ende des Mittel-
keine eingeschränkten äußeren Verhältnisse ge- alters der größte Vertreter der alten Tiroler
bunden ist. Seine Personen, äußerlich Tiroler, Kunst, Michael Pacher, geboren worden, aus
sind schlechthin Repräsentanten der Menschheit, dem Pustertale stammt Defregger - ein jeder
seine lapidar angedeuteten Örtlichkeiten die Erde, gleich Egger, weit verschieden von ihm in
auf die sie gesetzt sind, um des Lebens ein- äußerer Art, doch ein Verkündiger von Ideen,
fachste Absichten zu erfüllen. Seine Szenen die freilich bei Defregger durch sein illustratives
aus der Geschichte wurzeln in der Vergangen- Wesen in ihrer Wirkung behindert werden,
heit seiner tirolischen Heimat, aber in ihnen Eggers Vater, gleichfalls ein Künstler, war im-
spricht er von Schicksalen, die in aller Welt stände, den Wert der in seinem Sohne lebenden
und zu jeglicher Zeit die Seele der Völker er- eigenartigen Begabung zu erkennen; er besaß
regt, zu Taten entflammt, sie erhoben oder die große Fähigkeit, jene gewähren, sich un-
gebeugt haben. beeinflußt entwickeln zu lassen. Als Albin
Nur wer mit solcher Auffassung vor die Egger siebzehn Jahre alt war, vermittelte ein
Werke Albin Eggers tritt, kann sie richtig ver- Schüler Defreggers, Hugo Engel aus Silz im
stehen. Und dem wird auch die innerliche oberen Inntale, Eggers Aufnahme in die
Notwendigkeit dieses Entwicklungsganges klar, Münchener Akademie. Daselbst studierte er
der vom Zusammengesetzten zum Einfachen bei Raupp, Hackel und Lindenschmit und er-
führt. Denn als Egger begann und noch ein warbin den sechs Jahren seines dortigen Aufent-
Lernender war, hat er wie jeder andere Lernende halts mancherlei Auszeichnung. Er suchte nach
doch noch unter dem Einfluß der damals den Quellen der Kunst bei den alten Meistern,
maßgeblichen Auffassungen stehen müssen. So zumal nach denen des Kolorits bei Velasquez,
kam er fürs erste zum Geschichtsbilde. Aber ging also keinen anderen Weg als andere auch,
was wurde unter seinen Händen daraus! In Ferienzeiten aber eilte er in seine Heimat,
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