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Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 2.1912-1913

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Doering, Oskar: Albin Egger-Lienz
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https://doi.org/10.11588/diglit.21776#0116

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ALBIN EGGER-LI ENZ

KNABENPORTRÄT ALBIN EGOER-LIENZ

dort lockte die Natur mit ihrer
Erhabenheit und Unverfälscht-
heit, dort fand er das Volk,
ein fast noch unberührtes Pro-
dukt der Natur. Aus jenen
frühen Zeiten sind Bilder er-
halten, wie „Die heilige Fa-
milie", oder der „Karfreitag"
im Wiener Hofmuseum, Ge-
genstände, die Unzählige ge-
malt haben, ihrer Wirkung
schon von Haus aus sicher.
Aber die Schaffenslust drängte
weiter. Welche größeren Mög-
lichkeiten schienen zum Aus-
drucke stürmischer Empfin-
dungen, vertiefter Auffassung
zu winken, als jene, die ein
großes Historienbild bot. Im
Jahre 1897, zwei Jahre bevor
er nach Wien kam (wo sie
ihn nicht zum Professor mach-
ten und 1911 nach Weimar
ziehen ließen!) machte sich
Egger zum ersten Male an ein
solches, und es entstand das
„Ave Maria nach der Schlacht
am Berge Isel", jetzt im Besitze
des Museums Ferdinandeum
in Innsbruck. An sich ein
Kind der bis dahin und noch
heute florierenden Episoden-
malerei, ist es doch ganz aus
der Art geschlagen. Wirklich
in seiner Erscheinung, als wäre
der Maler selbst als Kämpfer
und Beter in jenem erschüttern-
den Augenblicke zugegen ge-
wesen , wahr als das Werk
eines Meisters, dessen Auge
hinter den Zufälligkeiten der
äußeren Welt die großen all-
gemeinen Gesetze zu erkennen
imstande ist. Das Gleiche gilt
von dem wundervollen, jetzt
im „Landhause" zu Innsbruck
befindlichen Bilde „Das Kreuz",
zu dem ein Ereignis aus dem
Kampfe an der Mühlbacher
Klause die Anregung ge-
geben hat.

Ist es aber notwendig,
daß einfache Gedanken mit
großem Apparat verkörper-
licht werden? Vermag grö-
ßere äußere Einfachheit nicht
auch dafür zu genügen?
Spricht sich die innerliche

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