ALTE UND JUNGE AFRIKANISCHE KUNST
verbindende, vermittelnde Stellung
finden zu können. Es sind das
eben alles Dinge, die im besten
Falle als Aschenbecher, als fremd-
artiger Wandschmuck, als Be-
hänge oder sonst etwas im Jagd-
zimmer Platz finden könnten, nie
aber in einem wohnlichen Ge-
mach, in dem doch z. B. asiati-
sche Gefäße, asiatische Figuren,
asiatische Stoffe ohne weiteres
ihre Stelle auszufüllen vermögen.
Zum Teil beruht das natürlich
darin, daß die Lebensform und
die Materiale, die den Lebens-
formen dieser Menschen dienen,
uns fremdartige sind. Es ist zu-
nächst gar keine Frage der Höhe
oder Tiefe der Kultur, und kein
Maßstab in dieser Hinsicht, der
uns von jenen Menschen dort
drüben trennt, sondern es sind
vor allen Dingen eben klimatische
und räumliche Verhältnisse, die
so andersartig sind, daß sie dem
dortigen Zustand der Kultur-
erzeugnisse einen anderen Cha-
rakter verleihen müssen, als den
unserigen. Und dieses können
wir am besten erkennen, wenn
wir auf die Wohnungsverhältnisse
jener Leute eingehen.
Das Maßgebende bei der Be-
trachtung jedes Kunstwerkes wird
der Raum bleiben müssen, in dem
es seinen Platz als Ausgangsstelle
gefunden hat. Nun lebt der
Terrakotta-köpf iii (Jorubaland) frobenius-expedition Europäer durchaus im Hause und
hat hier seinen Ort, an dem er
men will, wird jedenfalls sehr bald den einen ißt, in dem er schläft und in dem er seine Be-
Eindruck als herrschenden gewinnen: daß alles, schäftigung, im Grunde genommen, stets aus-
was hier aufgespeichert liegt, fremdartig, bizarr, üben wird. Der Europäer geht aus vom Leben
mehr oder weniger grotesk, dem Material und im selbstgeschaffenen, begrenzten Innenraume. -
der Ausführung nach primitiv und nicht be- Ganz anders der Afrikaner als Tropenbewohner!
sonders anziehend ist. Wir können uns, ganz Für den Afrikaner ist der Innenraum eine Art
allgemein genommen, ohne zunächst auf Einzel- Zufluchtsstelle, die ihn vor den Unbilden der
heiten einzugehen, nicht vorstellen, daß alle Witterung schützt, nur dann, wenn diese sich
diese Gegenstände, die wir hier sehen, irgend- unangenehm bemerkbar macht. Der Afrikaner
wie einem Gemach, das wir bewohnen wollen, lebt im Grunde genommen im Freien. Im
wirklich in unserem Sinne zum Schmucke ge- Freien bereitet die Frau das Essen, im Freien
reichen könnten. Die Kultur, die aus alle den vollführt im allgemeinen der Mann das Tage-
Dingen spricht, ist eben fremdartig. Da sind werk, und wenn es irgendwie angeht, schläft
keine Vasen, in die wir unsere Blumen stellen der Afrikaner auch unter Gottes freiem Himmel,
könnten. Da ist keine Decke, die sich als Demgemäß entsteht im Profanleben keinerlei
Schmuckstück irgend einem Gegenstande an- Beziehung eines Kunstgewerbes zum Räume,
passen könnte. Die Figuren, die in großer den der Mensch selbst begrenzt, sondern alles,
Menge aus dem Erdteile kommen, sind viel zu was der Mann auf dem Gebiete des Handwerkes
plump, um irgend wie zu unserem Geräte eine ausführt, stammt direkt aus den Materialen der
100
verbindende, vermittelnde Stellung
finden zu können. Es sind das
eben alles Dinge, die im besten
Falle als Aschenbecher, als fremd-
artiger Wandschmuck, als Be-
hänge oder sonst etwas im Jagd-
zimmer Platz finden könnten, nie
aber in einem wohnlichen Ge-
mach, in dem doch z. B. asiati-
sche Gefäße, asiatische Figuren,
asiatische Stoffe ohne weiteres
ihre Stelle auszufüllen vermögen.
Zum Teil beruht das natürlich
darin, daß die Lebensform und
die Materiale, die den Lebens-
formen dieser Menschen dienen,
uns fremdartige sind. Es ist zu-
nächst gar keine Frage der Höhe
oder Tiefe der Kultur, und kein
Maßstab in dieser Hinsicht, der
uns von jenen Menschen dort
drüben trennt, sondern es sind
vor allen Dingen eben klimatische
und räumliche Verhältnisse, die
so andersartig sind, daß sie dem
dortigen Zustand der Kultur-
erzeugnisse einen anderen Cha-
rakter verleihen müssen, als den
unserigen. Und dieses können
wir am besten erkennen, wenn
wir auf die Wohnungsverhältnisse
jener Leute eingehen.
Das Maßgebende bei der Be-
trachtung jedes Kunstwerkes wird
der Raum bleiben müssen, in dem
es seinen Platz als Ausgangsstelle
gefunden hat. Nun lebt der
Terrakotta-köpf iii (Jorubaland) frobenius-expedition Europäer durchaus im Hause und
hat hier seinen Ort, an dem er
men will, wird jedenfalls sehr bald den einen ißt, in dem er schläft und in dem er seine Be-
Eindruck als herrschenden gewinnen: daß alles, schäftigung, im Grunde genommen, stets aus-
was hier aufgespeichert liegt, fremdartig, bizarr, üben wird. Der Europäer geht aus vom Leben
mehr oder weniger grotesk, dem Material und im selbstgeschaffenen, begrenzten Innenraume. -
der Ausführung nach primitiv und nicht be- Ganz anders der Afrikaner als Tropenbewohner!
sonders anziehend ist. Wir können uns, ganz Für den Afrikaner ist der Innenraum eine Art
allgemein genommen, ohne zunächst auf Einzel- Zufluchtsstelle, die ihn vor den Unbilden der
heiten einzugehen, nicht vorstellen, daß alle Witterung schützt, nur dann, wenn diese sich
diese Gegenstände, die wir hier sehen, irgend- unangenehm bemerkbar macht. Der Afrikaner
wie einem Gemach, das wir bewohnen wollen, lebt im Grunde genommen im Freien. Im
wirklich in unserem Sinne zum Schmucke ge- Freien bereitet die Frau das Essen, im Freien
reichen könnten. Die Kultur, die aus alle den vollführt im allgemeinen der Mann das Tage-
Dingen spricht, ist eben fremdartig. Da sind werk, und wenn es irgendwie angeht, schläft
keine Vasen, in die wir unsere Blumen stellen der Afrikaner auch unter Gottes freiem Himmel,
könnten. Da ist keine Decke, die sich als Demgemäß entsteht im Profanleben keinerlei
Schmuckstück irgend einem Gegenstande an- Beziehung eines Kunstgewerbes zum Räume,
passen könnte. Die Figuren, die in großer den der Mensch selbst begrenzt, sondern alles,
Menge aus dem Erdteile kommen, sind viel zu was der Mann auf dem Gebiete des Handwerkes
plump, um irgend wie zu unserem Geräte eine ausführt, stammt direkt aus den Materialen der
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