ALTE UND JUNGE AFRIKANISCHE KUNST
großen Natur und wird verwendet in der Ein Gang durch die afrikanische Abteilung eines
Natur. Diese Tatsache verleiht von Anfang an Museums kann nichts anderes als diesen Ein-
dem Kulturbesitze etwas Ursprüngliches, etwas druck hervorrufen.
Grobes, und eine Abhängigkeit von dem ge- Nun sind selbstverständlich unsere ethno-
botenen Stoffe, die einerseits sicherlich sich graphischen Museen zunächst nicht danach
ständig in einer materialgerechten Verwertung eingerichtet, die Formen vom Standpunkte des
der Stoffe äußert, andererseits aber auch nie- Kunstgewerbes und des Ästhetikers zu be-
mals zum harmonischen Zusammenfließen nach trachten. Unsere Museen sind zunächst geo-
Maßgabe eines auszufüllenden Raumes hindrängt, graphisch - kulturgeschichtlich geordnet. Es
In dieser Hinsicht bleiben sich im Grunde hängen dementsprechend Köcher und Arm-
genommen alle tropischen Völker mit ihren bänder, heilige Figuren und Spieße, Ackergerät
Produkten gleich. Der Südamerikaner, der in und Kochtöpfe, Amulette und allerhand Fiand-
den Wäldern lebt, in welchen die wundervollsten werkszeug durcheinander. Es ist bis jetzt gar
Vögel die Zweige beleben, arbeitet Schmuck nicht die Absicht irgend eines Museums ge-
und Verzierungen aus Federn, die an sich ganz wesen, aus diesen Sammlungen das hervor-
entzückend sind, die Stück für Stück nach der zuheben oder herauszunehmen, was auch den
Farbenpracht und der Anordnung nur unsere europäischen Kunstgewerbler interessieren könnte.
Bewunderung erregen können.
Die Dinge sind aber aus dem
unbegrenzten Räume der Natur
genommen und werden auch nur
in dem unbegrenzten Räume der
Natur verwendet. Der Südsee-
insulaner fertigt aus Muscheln so
allerliebste Ketten, Verzierungen
und Perlmutterarbeiten, wie man
sie sich nur denken kann. Diese
Dinge sind aber aus der Natur
den Menschen zugekommen und
sind ihm nicht in ein von ihm
selbst geschaffenes und durch-
drungenes Milieu übergegangen.
In dieser Hinsicht steht also der
Afrikaner mit seinen Leistungen
genau ebenso da, wie die Ver-
treter anderer tropischer Völker.
Wir sind nun aber gewöhnt,
und es wird schwer sein, sich
hiervon zu trennen, die Produkte
der afrikanischen Gewerbe fast
noch mehr als die eines anderen
Erdteiles zu den barbarischsten
der Erde zu rechnen. Und zwar
trennt uns von den Produkten
dieser Menschen wie gesagt nicht
nur diese Unterschiedlichkeit der
Stoffverwertung, die dort drüben
in der Anwendung im Natur-
raume und bei uns in der Aus-
gestaltung nach den Gesetzen
eines Kulturraumes gipfelt. Der
afrikanische Stil als solcher
zeichnet sich aus durch seine
ungemeine Grobheit, durch seine
bizarren Formen, durch seine
Freude am Kräftigen und am
Phantastischen, bei starkem Man- Terrakotta-köpf iii (jorubaland) von vom gesehen
gel an produktiver Phantasie. frobenius-expedition
101
großen Natur und wird verwendet in der Ein Gang durch die afrikanische Abteilung eines
Natur. Diese Tatsache verleiht von Anfang an Museums kann nichts anderes als diesen Ein-
dem Kulturbesitze etwas Ursprüngliches, etwas druck hervorrufen.
Grobes, und eine Abhängigkeit von dem ge- Nun sind selbstverständlich unsere ethno-
botenen Stoffe, die einerseits sicherlich sich graphischen Museen zunächst nicht danach
ständig in einer materialgerechten Verwertung eingerichtet, die Formen vom Standpunkte des
der Stoffe äußert, andererseits aber auch nie- Kunstgewerbes und des Ästhetikers zu be-
mals zum harmonischen Zusammenfließen nach trachten. Unsere Museen sind zunächst geo-
Maßgabe eines auszufüllenden Raumes hindrängt, graphisch - kulturgeschichtlich geordnet. Es
In dieser Hinsicht bleiben sich im Grunde hängen dementsprechend Köcher und Arm-
genommen alle tropischen Völker mit ihren bänder, heilige Figuren und Spieße, Ackergerät
Produkten gleich. Der Südamerikaner, der in und Kochtöpfe, Amulette und allerhand Fiand-
den Wäldern lebt, in welchen die wundervollsten werkszeug durcheinander. Es ist bis jetzt gar
Vögel die Zweige beleben, arbeitet Schmuck nicht die Absicht irgend eines Museums ge-
und Verzierungen aus Federn, die an sich ganz wesen, aus diesen Sammlungen das hervor-
entzückend sind, die Stück für Stück nach der zuheben oder herauszunehmen, was auch den
Farbenpracht und der Anordnung nur unsere europäischen Kunstgewerbler interessieren könnte.
Bewunderung erregen können.
Die Dinge sind aber aus dem
unbegrenzten Räume der Natur
genommen und werden auch nur
in dem unbegrenzten Räume der
Natur verwendet. Der Südsee-
insulaner fertigt aus Muscheln so
allerliebste Ketten, Verzierungen
und Perlmutterarbeiten, wie man
sie sich nur denken kann. Diese
Dinge sind aber aus der Natur
den Menschen zugekommen und
sind ihm nicht in ein von ihm
selbst geschaffenes und durch-
drungenes Milieu übergegangen.
In dieser Hinsicht steht also der
Afrikaner mit seinen Leistungen
genau ebenso da, wie die Ver-
treter anderer tropischer Völker.
Wir sind nun aber gewöhnt,
und es wird schwer sein, sich
hiervon zu trennen, die Produkte
der afrikanischen Gewerbe fast
noch mehr als die eines anderen
Erdteiles zu den barbarischsten
der Erde zu rechnen. Und zwar
trennt uns von den Produkten
dieser Menschen wie gesagt nicht
nur diese Unterschiedlichkeit der
Stoffverwertung, die dort drüben
in der Anwendung im Natur-
raume und bei uns in der Aus-
gestaltung nach den Gesetzen
eines Kulturraumes gipfelt. Der
afrikanische Stil als solcher
zeichnet sich aus durch seine
ungemeine Grobheit, durch seine
bizarren Formen, durch seine
Freude am Kräftigen und am
Phantastischen, bei starkem Man- Terrakotta-köpf iii (jorubaland) von vom gesehen
gel an produktiver Phantasie. frobenius-expedition
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