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Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 2.1912-1913

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Frobenius, Leo: Alte und junge afrikanische Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.21776#0136

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ALTE UND JUNGE AFRIKANISCHE KUNST

Im Grunde genommen ist es bedauerlich, daß sehr einfacher: Das ständige Zusammenleben,
hierzu noch niemand die Zeit und die Lust die Verwachsung des Afrikaners mit dem
hat finden können, weil das eminente derzeitige Material, aus dem sein Werkstück angefertigt
Zuströmen der Sammlungsmassen eben jede wird, ist so intim, daß eine Verirrung ausge-
freie Bewegung der musealen Beamtenschaft schlössen ist, und sein Werkzeug ist so primitiv,
vollkommen hindert. Würdesich hierzu einmal daß es eben nur zur Behandlung des Materials
Zeit und Gelegenheit finden, so kann das ganz verwendet werden kann, zur Verwertung dessen
allgemein genommene Resultat heute schon es einst entstand und ausgebildet ward. Aber
dahingehend zusammengefaßt werden, daß auch abgesehen von diesem nicht uninteressanten
ein europäisches Kunstgewerbe von den afrika- Feststellungspunkte gibt es noch einige Gesichts-
nischen Handwerksprodukten eines lernen kann: punkte, die ein ernsthafteres Betrachten der
niemals — oder wenigstens so selten, daß es afrikanischen Handwerker nahelegt,
nicht in Betracht kommt — verliert sich das Seit langen Jahren habe ich darauf hinge-
afrikanische Kunstgewerbe in Stillosigkeiten im wiesen, daß die afrikanische Kultur sich durch-
Sinne der Materialwidrigkeit. Dort drüben aus nicht ohne Beziehung zu der Außenwelt
werden noch nicht Ornamente, die aus der entwickelt und ausgebildet hat. Von den ältesten
Flechterei herüberkamen, etwa in der Töpferei Perioden der tropischen Menschheit an muß
Verwendung finden. Formen der Eisenindustrie ein Verkehr des Auslandes mit Innerafrika
würden niemals in der Holzskulptur wieder- stattgefunden haben, und jetzt, wo ich im Laufe
kehren, ohne daß eine materialgerechte Um- mehrerer Reisen und in verhältnismäßig recht
bildung stattfände. Der Grund hierfür ist ein großen Gebieten des afrikanischen Kontinents

mich mit diesen Dingen noch ein-
gehender angefreundet habe, kann
ich sagen, daß vielleicht kein anderer
Erdteil imstande ist, uns die Belege
uralter Kulturbeziehungen, die die
Erdräume in vorgeschichtlicher und
auch geschichtlicher Zeit verbunden
haben, zu erbringen, wie gerade
Afrika.

Selbstverständlich müssen die Be-
weise und die neuen Anregungen,
die wir auf diesem Gebiete der ge-
schichtlichen und vorgeschichtlichen
Wissenschaft jetzt bringen, auch für
die Geschichte des Kunstgewerbes
und der Kunst ein gewisses Inter-
esse haben. Ich habe gerade jetzt
Gelegenheit, in dem umfangreichen
Werke: „Und Afrika sprach"
die älteren geschichtlichen Beziehun-
gen der Afrikaner zur Außenwelt zu
erörtern. Im 4. Bande dieses Werkes
werde ich dann Gelegenheit haben,
eingehender auch auf die Dinge des
Kunstgewerbelebens, die in diesem
Rahmen besonders hervortreten, ein-
zugehen; da aber das Erscheinen
desselben noch eine hübsche Weile
dauern wird, so mag heute schon
auf den einen oder anderen dabei
in Betracht kommenden Gesichts-
punkt hingewiesen werden.

Der Afrikaner gilt, wie gesagt, im
allgemeinen als beziehungslos, als ein
fremdes und auch in seinen anderen

opfergefäss. postbyzantinisches kunstqewerbe(Kongoland) Entwicklungen unverständliches Na-

frobenius-expedition turkind. — Ich führe aber hier das

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