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Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 2.1912-1913

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Lorenz, Felix: Albert Hertel
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https://doi.org/10.11588/diglit.21776#0178

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ALBERT HERTEL

und 'geistige Erquickung. Das starre Dogma nungen der Natur doch gestattete, den von der
einer allzu vergeistigten Kunst hat ihn aber Romantik befruchteten Sinn zum Schön -Deko-
wohl in dieser Stadt des ewigen Lebens nicht rativen zu befriedigen. Hierfür konnte nur
lange festhalten können; das römische Bild Italien mit der Großstiligkeit seiner Landscbaf-
sprach zu mächtig zu ihm; die Landschaft der ten und mit der pittoresken Buntheit seines
Campagna und der Sabiner Berge hielt ihm Volkslebens die dankbarsten Motive hergeben,
überall ihre majestätische Geste entgegen: die So ruht denn das Wesen der Hertelschen
Reinheit der Konturen, die Klarheit der Farben Malerei dieser Zeit in einem Verschmelzen eines
führten Hertel hier von selbst zur Landschafts- treuen Naturstudiums mit der malerisch-dichte-
malerei (sein äußerlicher Mentor dabei war rischen Idee. Seine Komposition wird immer
Franz Dreber). Von da an war Hertel mit der von Großzügigkeit getragen, er sucht den de-
römischen Landschaft ver-
wachsen, und er ist ihr trotz
seiner späteren malerischen
Interpretation nordischer Mo-
tive (Holland, Ostsee) bis zu
seinem Tode treu geblieben.

Für die Tiefe ihres Aus-
drucks aber den Grundton
in sich zu finden — dazu
konnte, das fühlte er, nur
Oswald Achenbach sein be-
rufenster Lehrer sein. Und
so ging Hertel nach Düssel-
dorf. Die große Anregsam-
keit, die von Oswald Achen-
bach als Lehrer ausging,
haben viele seiner Schüler
erfahren, und auch Hertel
erfuhr sie.*) Durch ihn
wurde er in jene „naturali-
stische Unterströmung" hin-
eingezogen, welche trotz des
Klassizismus mit den stoff-
lich idealisierenden Prinzi-
pien die Natur als solche
behandelt wissen wollte.
Ihre wechselnden Stimmun-
gen, ihre Phänomene des
Lichts, den Reichtum ihrer
Farben galt es auszustudieren.
Es waren die Anfänge der
naturalistischen Naturauffas-
sung, die sich dann noch
andere Wege zur Lösung
der Lichtprobleme suchen
sollte. Diese Jahre gewan-
nen für Hertels Landschafts-
malerei naturgemäß starke
Bedeutung, umsomehr als
die von den Achenbachs in
Düsseldorf, von Schleich in
München vertretene Rich-
tung bei aller Hingabe an
die wesentlichsten Erschei-

*) Man vergleiche hierzu das Urteil
von Louis Kolitz über Oswald Achen-
bach in Heft 1 des zweiten Jahrgangs.

Die Schriftleitung. „NOLI ME TANGERE". ÖLGEMÄLDE ALBERT HERTEL f

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