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Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 2.1912-1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.21776#0187

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LITERATUR

seines Gemüts, und in allen seinen
Schöpfungen, die von einer geheimen
und doch machtvollen Melancholie be-
seelt sind, hört man die Naturstimme,
welche unablässig in seinem Inneren sang.
Das Brausen der Wälder, das Stürzen
der Wasserbäche, das stille Ziehen und
Weben des Abendnebels über den
Büschen der ernsten nordischen Heimat
war immer in seinem Herzen, und dieses
Innerliche seiner Naturanschauung und
seiner Naturempfindung drang bei ihm
unvermittelt und ungeschwächt auf Pinsel
und Leinwand über. Er hat den Hoch-
gesang des Waldes in der Malerei ge-
sungen wie keiner vor ihm und nur
wenige nach ihm.

Ruisdaels Werk ist immer monumental.
Ei floh das Kleinliche. Er verachtete
die billigen Staffas;ezutaten vieler seiner
Zeitgenossen; das Genrehafte war ihm
zuwider. Überall ist er derselbe: groß
und gehaltvoll in seinem Emst, seiner
beruhigenden Sachlichkeit, seiner heiligen
Hingabe ans Werk. Der Maler, der
Zeichner und Radierer waren in ihm
nicht zu trennen, weil es überhaupt
nichts Geteiltes in ihm gab. Er war
eine von den ganzen Naturen.

Den künstlerischen Schatz dieses er-
lesenen Meisters zu besitzen, ist keine
geringe Freude. Sein Reichtum fließt
leicht und mühelos auf den über, der
ihn genießt. Das vorliegende Mappen-
werk, das seine schönsten Schöpfungen
in prächtigen Reproduktionen vereinigt, ist
deshalb eine Quelle edelsten Genusses.
Ein Reigen von vierzig Meisterstücken
zieht vorüber: der beste Besitz der Museen
von Amsterdam und Haarlem, von Lon-
don, Paris und Brüssel. Wir sehen die
tiefen Waldlandschaften, charakteristische
Baumgruppen, stürmische See- und Strand-
studien, Stromschnellen und Wildbäche,
Fernsichten des Sommers und dämmer-
stillen Winterfrieden. So spinnt uns der
alte Meister durch diese Wiedergaben
ganz in seine Zauber ein, deren Kraft
groß und mystisch ist.

Das schöne Werk, das einfach-vor-
nehm ausgestattet und im Verhältnis zu
dem, was es bietet, nicht kostspielig ist,
macht der Verlagshandlung Ehre. f. 1.

Die Sevillaner Malerschule. Beiträge
zu ihrer Geschichte. Von August L.
Mayer. Verlas; von Klinkhardt und

J O

Biermann, Leipzig.

Das Ergebnis eines höchst verdienstvollen

H

AUS DEM KENSINGTON-MUSEUM, LONDON: BROKATSTOFF AUS
SEIDE UND CYPRISCHEN GOLDFÄDEN. Aus dem Schatz der Danziger
Marienkirche. Italienische Arbeit des 14. Jahrhunderts

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