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Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 2.1912-1913

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Giesecke, Albert: Handzeichnungen venezianischer Meister des 18. Jahrhunderts im Berliner Kupferstichkabinett
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https://doi.org/10.11588/diglit.21776#0326

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GRUPPE AUF WOLKEN. HANDZEICHNUNO . OIOV. BATT. TIEPOLO

HANDZEICHNUNGEN VENE-
ZIANISCHER MEISTER DES
18. JAHRHUNDERTS IM BER-
LINER KUPFERSTICHKABINETT-)
von Albert Giesecke.

Mit Recht bat die venezianische Malerei des
18. Jahrhunderts in letzter Zeit bei Künstlern,
Gelehrten und Kunstfreunden größere Beachtung
gefunden. Schlummern doch in den Gemälden
dieser Zeit Werte, die nur zu unserer Augen-
bildung geweckt werden können. Während die
Kunst im übrigen Italien, nach dem Jahre 1670
etwa, in Stagnation oder gänzlichen Verfall
geriet, hatte sie sich im nordöstlichen Winkel
des Landes, in Venedig, doch noch so lebendig
erhalten, daß sie im 18. Jahrhundert einige
kräftige Äste treiben konnte. Die führenden
Meister dieses Spätlings-Geschlechtes sind all-
bekannt: es sind die Maler Giovanni Battista
Tiepolo (1696—1770), Giovan Antonio da

*) Das Kabinett veranstaltet z. Z. eine Ausstellung von Hand-
zeichnungen aus dem 18. Jahrhundert, unter denen sich auch einige
der hier besprochenen Blätter befinden.

Canale(1697—1768) und Francesco Guardi
(1712—1795).

Die Handzeichnungen dieser Meister nun,
von denen das Berliner Kabinett eine Reihe,
zum Teil erst jüngst erworbene, besitzt, sind
durchaus das Spiegelbild eines allgemeinen
hohen Geschmacks und gleichzeitig der Nieder-
schlag einer einheitlichen künstlerischen Kultur;
die gleicherweise in der Zeichnung wie in der
Malart originell ist. In der Technik höchst
einfach, und darin einander sehr ähnlich - es
sind meist Federzeichnungen in Sepia, die
Schattenpartien durch leichte flächige Lavierung
angelegt — geben sie eine schlagende Vor-
stellung eines Bildgedankens, in denen neben
den Linien der Komposition schon Bewegung,
Raum und Licht, silbriges helles Licht enthalten
sind. Dieses zarte, zitternde, die Formen um-
fließende Licht vor allem ist es, welches ihre
Malerei auszeichnet — weshalb wir auch ge-
wissermaßen von einem venezianischen Plei-
nairismus sprechen dürfen — und das in
gleicher Weise ihre Zeichnungen aus der Masse
der übrigen heraushebt.

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