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Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 2.1912-1913

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Ein Hauptwerk der Kunstgeschichte
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https://doi.org/10.11588/diglit.21776#0356

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TIZIAN, DANAE (WIEN)

Aus dem neuerscheinenden „Handbuch der Kunstgeschichte", herausgegeben von Fritz Burger. (Akademische Verlags-
gesellschaft M. Koch, Neubabelsberg).

Fachmann mehr möglich, die einzelnen Teil-
gebiete im Lichte der modernen Forschungs-
ergebnisse zu überblicken, und noch weniger
hat der Kunstliebhaber und besonders auch der
ausübende Künstler eine Möglichkeit, von mo-
dernen Gesichtspunkten aus der Kunst der Ver-
gangenheit wirklich persönlich nahezutreten und
lebendige Fühlung mit ihrem Geiste zu ge-
winnen. Diese große Lücke wird das Handbuch
ausfüllen. Der Zweck des Handbuchs ist daher,
ein wirklich allen Anforderungen in Ausstattung
wie Inhalt entsprechendes Handbuch für Kunst-
wissenschaft zu schaffen, das bisher überhaupt
fehlte. Es wird in gründlichen, übersichtlichen,
künstlerisch wie wissenschaftlich gleich wert-
vollen Gruppierungen die Geschichte der Kunst
in ihrer nationalen Geschlossenheit und Eigen-
art, wie in ihren historischen Beziehungen und
ihrer weltgeschichtlichen künstlerischen Bedeut-
samkeit behandeln. Hierbei wird zum ersten
Male der Grundsatz durchgeführt, den künst-
lerisch formalen Standpunkt mit dem
geschichtlichen zu vereinen, indem die
Anordnung des Stoffes nicht nach äußerlichen
Stilbegriffen oder nur Künstlerpersönlichkeiten,
sondern nach ausschließlich künstlerischen Ge-
sichtspunkten vorgenommen wird. Im Gegen-
satz zu den älteren Darstellungsmethoden soll
hier die Kunstgeschichte nicht als Künstler-

geschichte aufgefaßt werden, die mehr dem
Wissen als der Kunst dient, sondern als eine
wahrhafte Geschichte der Kunst, im
weitesten Sinne als eine Geschichte
des menschlichen Geistes, die den Fach-
mann ebensosehr interessieren wird, wie be-
sonders den Kunstfreund, den ausübenden
Künstler und Sammler. Es soll dem Leser die
Möglichkeit gegeben werden, ein selbständiges
persönliches Verhältnis zur Kunst zu gewinnen
und das Kunstwerk aus seinen eigenen Lebens-
bedingungen heraus begreifen, die Mittel und
Wege kennen zu lernen, durch die das historische
Kunstwerk als ein Akt der sinnlichen Erkenntnis
zu verstehen und in der großen Entwicklungs-
geschichte des menschlichen Geistes einzuordnen
ist. Es soll jeder Gebildete hier das denkbar
beste Hilfsmittel zur Selbsterziehung und Ver-
vollkommnung seiner künstlerischen Kenntnisse
und Erkenntnisweisen finden; denn fast alle
Bände stellen eine erstmalige Zusammenfassung
des von ihnen behandelten Gebietes dar. Bei
aller Sachlichkeit und Prägnanz des Stiles ist
Wert darauf gelegt, daß die persönliche Schreib-
und Anschauungsweise des einzelnen Verfassers
voll zur Geltung kommt und mithin die ein-
zelnen Bände auch schriftstellerisch ihre leben-
dige und anregende Wirkung auf den Leser
auszuüben vermögen. Ein sehr reiches, aber
 
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