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Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 2.1912-1913

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Schmülling, Ludwig: Der Wettbewerb um das königliche Opernhaus in Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.21776#0387

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DER WETTBEWERB UM DAS KÖNIGLICHE OPERNHAUS IN BERLIN

beziehen ihre Architektur aus Versailles oder Museen oder gar Krematorien vermutet. Zu
Dresden, während eine besondere Gruppe, zu dieser Gruppe gehören in erster Linie die an
der auch Frentzen, Hentschel, Fabricius etc. und für sich hochkünstlerischen Arbeiten von
gehören, in eine regelrechte Ausstellungsarchitektur Hartmann, Rottmeyer und Braunschweig, Engler,
hineingeraten. An die Ruinen Triers und Ra- Kohtz, Luckhardt, Pölzig etc. Besonders Hart-
vennas bezw. an Kreis erinnern die Baumassen, manns Entwurf und Platzanlage ist grandios,
welche Solbach aufeinander türmt. Zahlreiche Vor seiner Vogelperspektive erfaßt einen ehr-
Architekten glauben, den Theatercharakter durch furchtvolles Staunen, wie vor einer Beethoven-
Anhäufung fossiler Gebilde aus dem Requisiten- sehen Symphonie. Trotzdem verfehlte er den
schätz abgedroschener Bühnensymbole zu er- Kern der Aufgabe, den Opernhaustyp.
reichen. "Wieder andre verfehlen den Charakter Die Bewältigung der spröden Masse des Bühnen-
eines Musentempels vollständig und bringen Im- aufbaues bereitete den meisten offenbar große
pressionen und Architekturphantasien, hinter Künstlerschmerzen. Man findet alle Arten
deren Pathos man Sakralbauten, Mausoleen, griechischer Tempel vom Prostylos bis zum

Peristilos. Selbst das Mausoleum zu
Halikernass mußte vielfach aus der
Verlegenheit helfen. Einzelne stülpen
auf einen Riesenwürfel einen kurzen
Tambour mit bizantinischer Flach-
kuppel. Auch lasten Pyramiden mit
allen erdenklichen Stufenbilduncren in
plumper Brutalität über den Bau-
massen. Verschiedene türmen gleich-
sam den Ossa auf den Pelion, indem
sie auf das Zuschauerhaus eine form-
lose Architekturmasse setzen und diese
von dem Bühnenaufbau überragen
lassen. Ein besonders pfiffiger Archi-
tekt nahm die Reichstagskuppel und
setzte sie in wenig veränderter Gestalt
auf sein Bühnenhaus. Wieder andere
ziehen zur Steigerung der nigantischen
Verhältnisse den Bühnenaufbau über
Zuschauerhaus und Treppenhalle hin-
weg, wie z. B. Jürgensen und Bach-
mann. Wenn auch die Ruhe und
Einheit hierdurch gewinnen, so krankt
doch ein solches Gewaltmittel an
der inneren Unwahrhaftigkeit.

Die Theorien Sempers von dem
GEscmss des: KÖmeL. HorEs. Ausklingen der Urform des amphi-

geschoss des kgl. hofes. grundriss w. brurein b. d. a. theatralischen Innern nach außen

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