DIE FREIHEITSKRIEGE IN DER KUNST
Das mag jene von der Moderne verpönte
Historienmalerei sein; hier erkennt man,
wie auch sie ihre Berechtigung hat. Ganz
besonders bedeutsam aber ist dieser sach-
lich schildernde Stil bei den Porträts der
Zeit; daß man in diesen Bildnissen Frie-
drich Wilhelms, des Kaisers Alexander,
Yorks, Blüchers, Gneisenaus immer zuerst
den Dargestellten sieht und an den Maler
kaum denkt, das verleiht ihnen ihren hohen
kulturhistorischen Wert.
Die Jahrhundertfeier der Freiheitskriege
steht vor uns, man wird treu der Vor-
fahren und ihrer Großtaten gedenken. In
Königsberg, der Wiege der Erhebung,
hat Dettmann in drei großen Gemälden
den Begeisterungsrausch der großen Zeit,
ihr rücksichtsloses „dem Feind entgegen"
zu verkörpern gesucht. In Leipzig naht
Bruno Schmitzens gewaltiges Werk, das
Völkerschlachtdenkmal, seiner Vollen-
dung! Es zeigt in seinen mächtigen Ver-
hältnissen die Riesenmittel unserer Zeit.
Es soll aber auch zeigen, daß wir ein-
gedenk sein wollen der Tatsache: Preußen
und Deutschland war schwach, solange
ZEITGENÖSSISCHE KARRIKATUR AUF NAPOLEON
SAMMLUNG LEUTHENMAYR
(Napoleon-Kalender 1913, Verlag Georg Müller, München)
es ein Staatsbegriff war, es wurde ein Held
mit Riesenkräften, als es zur Nation
erwachte.
PARETZ.
Ein Morgen kam . . . Die Sonne funkelte
wie gebadet, und als die Läden des
Schlosses sich wieder öffneten, schoß das
Licht hinein und lief wie ein Blitz durch
alle Räume. Das Dunstige und Trübselige,
das sonst in solchen Räumen zu Hause ist,
es war wie ausgefegt; Licht macht wohn-
lich, alles schien bereit; es war als solle
das schöne königliche Paar, das hier vor
siebenzig Jahren lebte und lachte, jeden
Augenblick wieder seinen Einzug halten.
Und wenn es so wäre, sie würden die
Stätten ihres Glücks wenig verändert finden.
Da sind noch dieselben Tapeten und Wand-
gemälde, dieselben kissenreichen, mit Zitz
überzogenen Sofas und Ottomanen, dieselben
gemalten Papageien und Fasanen, dieselben
Büsten und Bilder. Bilder, wohl tausend
an der Zahl, englische Stiche in Nußbaum
und Ebenholzumrahmung, wie sie jeder von
uns aus dem Hause der Großeltern oder
aus den Gast- und Logierstuben der Land-
zeitgenöSSISCHE KarrikatuR: napoleons flucht AUS edelleute kennt Wie diese Gaststuben ae-
leipzig. Sammlung kircheisen eueueuie *ennt. wie aiese uaststuoen ge
(Napoleon-Kalender 1913, Verlag Georg Müller. München) memhm neben der Rumpelkammer liegen,
436
DER RHEINISCHE COURIER
verltehrt aufder Heimreise von. der LeipzLger Mejfe cdlej.
Das mag jene von der Moderne verpönte
Historienmalerei sein; hier erkennt man,
wie auch sie ihre Berechtigung hat. Ganz
besonders bedeutsam aber ist dieser sach-
lich schildernde Stil bei den Porträts der
Zeit; daß man in diesen Bildnissen Frie-
drich Wilhelms, des Kaisers Alexander,
Yorks, Blüchers, Gneisenaus immer zuerst
den Dargestellten sieht und an den Maler
kaum denkt, das verleiht ihnen ihren hohen
kulturhistorischen Wert.
Die Jahrhundertfeier der Freiheitskriege
steht vor uns, man wird treu der Vor-
fahren und ihrer Großtaten gedenken. In
Königsberg, der Wiege der Erhebung,
hat Dettmann in drei großen Gemälden
den Begeisterungsrausch der großen Zeit,
ihr rücksichtsloses „dem Feind entgegen"
zu verkörpern gesucht. In Leipzig naht
Bruno Schmitzens gewaltiges Werk, das
Völkerschlachtdenkmal, seiner Vollen-
dung! Es zeigt in seinen mächtigen Ver-
hältnissen die Riesenmittel unserer Zeit.
Es soll aber auch zeigen, daß wir ein-
gedenk sein wollen der Tatsache: Preußen
und Deutschland war schwach, solange
ZEITGENÖSSISCHE KARRIKATUR AUF NAPOLEON
SAMMLUNG LEUTHENMAYR
(Napoleon-Kalender 1913, Verlag Georg Müller, München)
es ein Staatsbegriff war, es wurde ein Held
mit Riesenkräften, als es zur Nation
erwachte.
PARETZ.
Ein Morgen kam . . . Die Sonne funkelte
wie gebadet, und als die Läden des
Schlosses sich wieder öffneten, schoß das
Licht hinein und lief wie ein Blitz durch
alle Räume. Das Dunstige und Trübselige,
das sonst in solchen Räumen zu Hause ist,
es war wie ausgefegt; Licht macht wohn-
lich, alles schien bereit; es war als solle
das schöne königliche Paar, das hier vor
siebenzig Jahren lebte und lachte, jeden
Augenblick wieder seinen Einzug halten.
Und wenn es so wäre, sie würden die
Stätten ihres Glücks wenig verändert finden.
Da sind noch dieselben Tapeten und Wand-
gemälde, dieselben kissenreichen, mit Zitz
überzogenen Sofas und Ottomanen, dieselben
gemalten Papageien und Fasanen, dieselben
Büsten und Bilder. Bilder, wohl tausend
an der Zahl, englische Stiche in Nußbaum
und Ebenholzumrahmung, wie sie jeder von
uns aus dem Hause der Großeltern oder
aus den Gast- und Logierstuben der Land-
zeitgenöSSISCHE KarrikatuR: napoleons flucht AUS edelleute kennt Wie diese Gaststuben ae-
leipzig. Sammlung kircheisen eueueuie *ennt. wie aiese uaststuoen ge
(Napoleon-Kalender 1913, Verlag Georg Müller. München) memhm neben der Rumpelkammer liegen,
436
DER RHEINISCHE COURIER
verltehrt aufder Heimreise von. der LeipzLger Mejfe cdlej.