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Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 2.1912-1913

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Lorenz, Felix: Georg Lebrecht
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https://doi.org/10.11588/diglit.21776#0625

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GEORG LEBRECHT. pressionismus" als ein antiquierter Reaktionär, dem

Die Maler von heute, die zeichnen f?t Z? hf^ Die gesamte Kunstgeschichte

können, sind (wie man weiß) nicht ge- ^ S1Ch eben bis!ler auf VöUiS falschen Bahnen
rade in der Überzahl. Nachdem durch gewisse T T WCr n0ch vor den Bild"

Gruppen von „Neutönern" die Verwahrlosung der Z . Gipfelleistungen der

Form als das äußerste aller Kunstideale ausge- Renafa^ce 50 e^s wie Bewunderung empfindet!

schrieen wurde, ist es eigentlich schon verwunder- ^ leichVSt. daS alleS mit ein ^aar Schla^

r u ■•• it.. 7i , , n , worten und einer genügenden Dosis von Un-

lich, wenn lungere Künstler noch auf Geschlossen- ,.. „ , ° . °

w+ i • i -7 t^, i • i i. • -n i Verschämtheit abgetan, immer vorausgesetzt natür-

heit hinarbeiten. Das leicht irritierte Pub- ,• , A 0 T , .

i-i.f,,lu • i • -i, i t hch, daß man weder malen noch zeichnen kann,

hkum luhlt sich immer unsicherer, und Leute,

die was auf Modernität halten, schwören bereits Das kurze Gedärm, das die Herren von der
darauf, daß alle bisher geübte Kunst der großen expressionistischen Charlatanerie besitzen, wird
Meister völliger Humbug sei. Auch Goethes sich aber wohI !eider nicht mehr sehr m die
schöne These: „Kunst und Natur sei Eines nur" Länge ziehen lassen, eines Tages wird ein all-
muß schleunigst zum Ewig-Gestrigen gelegt wer- gemeines Heulen und Zähneklappern durch ihre

den, weil von den Verächtern aller Form der Reihen gehen, wenn nämlich die schnöde Mitwelt
Erkenntnisspruch gefällt wurde, daß die Kunst die armen Schelme des unentwegten Subjektivismus
sich vor Allem gänzlich von der Natur ent- pantagruelisch auslacht und die Theorien und Pro-
fernen müsse gramme alle im eigenen Urbrei erstickt sind.

Diese neue schöne Weisheit, die Mutter Dann wird auch der wahnwitzige Kolorismus des

der chaotischen Formverwilderung, bildet freilich Schweinfurter Grüns ausgedient haben und ein

das allerbequemste Propagandamittel für die Kul- wenig Geschmack an gesunder Farbe, an natür-

tur des Untalents — wohl den Einfältigen, die licher Form wiederkehren.

weder Stift noch Pinsel zu führen wissen, sondern Ehrliche Künstler, wie der jetzt in Stuttgart

lieber alles der Mystik des Zufalls und der ansässige Georg Lebrecht, im guten Sinne

Gutgläubigkeit ihrer Mitmenschen überlassen! moderne und „bildende" Künstler, gehen den

Ein Künstler, der das Wesen der Erscheinung Problemen ihrer Kunst ohne Rücksicht auf die

noch durch die Linie, welche jede Erscheinung Tagesmoden nach. Sie suchen die gesunde

erfüllt und begrenzt, oder durch eine objektiv Kunst zu erschöpfen, die in ihnen steckt: lassen

erschaute Farbe, die den Dingen innewohnt, dar- sich nichts aufoktroyieren, was ihrer Wesensart

stellen will, gilt bei den Harlekinen des „Ex- fremd ist: entwickeln sich nach ihren eigenen

BAUERN FUHRWERK IN DER PUSSTA. OELGEMAELDE

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GEORG LEBRECHT-STUTTGART
 
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