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Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 2.1912-1913

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Lorenz, Felix: Lionardo, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.21776#0696

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LIONARDO

künstlerisches Schaffen nicht dionysisch, sondern
aus der Klarheit des Erkennens geboren. Er
ruht über den Jahren. So gewaltig ihn der Augen-
blick bewegt, so viel zögernde Arbeit braucht
er zur Erfüllung. Der Fürst, der die inneren
Gesetze des Künstlers manchmal nicht begreift,
muß zehn Jahre auf die Vollendung des Abend-
mahls warten, auch der Porträtist Lionardo, der
später in Florenz seine reinsten Meisterlichkeiten
gibt, brauchte für die Mona Lisa vier Jahre, und
die zahllosen Entwürfe zu seinem niemals voll-
endeten Francesco-Kolossalmonument rauben ihm
siebzehn Jahre seines Lebens. Der Faust, der
sich nie Genüge Tuende, läßt sich in keiner
Richtung begrenzen.

Lionardo, der Florentiner, hat seine größte
Wirsamkeit in Mailand entfaltet. Als hätte die
Zeit, die er besiegte, sich an dem ersten Pfadfinder
der Naturwissenschaft, dem ersten Enträtsler aller
Kunstprobleme rächen wollen, da er die Dunkel-
heit und den Aberglauben der alten Welt mit
hochgeschwungener Fackel vertrieb, ließ sie von
den großen Taten des großen Reformators fast
nur Ruinen bestehen. Was Lionardo, der all-
seitige, als Theoretiker und Techniker für seine
Epoche leistete, er, der zuerst die Möglichkeiten
der Luftschiffahrt ergrübelte, den die Kunst des
Tauchers und die Kanalisation der Städte ebenso
beschäftigte als die Aufgabe, die Geliebten seines
Herzogs genau auf ihre interessante Zwitternote

ENTWURF FUER EIN DEKORATIVES RELIEF

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HERMANN FEUERHAHN (in Firm» Roch und Feuerhahn)
 
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