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Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 2.1912-1913

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LITERATUR

,,Mentor". Erfahrungen eines alten Landschaf- freien Natur fortsetzen können, wenn sie vorher

ters, wie man nach der Natur malen lernt. Von aus den Erfahrungen, die diese Aufsätze ihr zu

Dr. Manefeld. Mit zwölf Zeichnungen des Ver- bieten haben, sich selbst einiges angeeignet hätte?

fassers, Leipzig, Dieterich'sche Verlagsbuchhand- Weiter kann sich der Verfasser wohl vorstellen,

lung (Theodor Weicher) 1913. daß ein Vater, eine Mutter, bewußt ihrer Eltern-

Ein kleines Buch, das kaum achtzig Seiten pflicht, auf alle Anlagen ihrer Kinder ein frühes

Text zählt, aber als praktisches Vademecum für Augenmerk zu richten, nach jenen Zeichen- und

angehende Landschafter mit einem Willkommen Malversuchen, die alle Kinder, ohne Ausnahme,

überall begrüßt werden darf. Es erweist sich aus ihrer Spielnatur heraus anstellen, sich gelegent-

als ein wirklicher Mentor, dessen Erfahrungen lieh auch die Frage vorlegen, ob da mehr als

sich jeder, der sich auf Reisen und Spaziergängen Spielerei, ob wirklich Beanlagung vorhanden ist.

in das malerische Studium der Natur versenken Diese wirkliche Beanlagung verrät sich, wenn

und ihre Schönheiten im Skizzenbuch festhalten Kinder nicht „aus dem Kopf" wie es heißt,

will, mit Vergnügen zu Nutze machen wird. In sondern auch Blumen, Geräte usw. zeichnen,

einem frischen und knappen Stil geschrieben, Der Vater, die Mutter, welche derartigen Arbeiten

geht es ohne Umschweife in medias res, und gegenüber nicht ganz auf fremdes Urteil ange-

man kann die Aufgaben, die es sich gestellt hat, wiesen sein wollen, müssen selbst von der Sache

gewiß nicht besser illustrieren, als durch das etwas verstehen, etwas gelernt haben. Anregung

Vorwort, das ihm der kundige Verfasser mit auf und Förderung werden sie vielleicht in diesen
den Weg gegeben hat. In diesem Vorwort betont Blättern finden."

er, daß das Buch für alle diejenigen geschrieben Namentlich nach dieser Seite hin dürfte das
sei, die lernen wollen. „Es setzt sich dabei in Büchlein mit seinen praktischen Hinweisen viel
keinen Gegensatz zu irgendeiner Methode des Nutzen stiften, und so kann man es mit dem
Unterrichts, wie er in Lehrsälen
und vor einer Anzahl von Schülern
erteilt werden muß. Es setzt aber
auch derartigen Unterricht nicht
voraus. Es spricht nicht im Argot
der Ateliers oder Schulen."

Weiter heißt es dann: „Junge
Leute, die eben die Kunstgewerbe-
schule absolviert haben, vielleicht
mit sehr gutem Zeugnis, möchten
vielleicht, nach flüchtigem Durch-
lesen des Buches, ihre Kritik dahin
äußern: „Das sind ja alles bekannte
Sachen, weiß man ja längst!"
Denen wäre zu antworten: Möglich.
Aber — man macht die Fehler
trotzdem und fortwährend. Und
bei dem Studium nach der Natur
gilt: „Hic Rhodus, hic salta."

Wirkliche Dienste aber wird das
Buch gewiß allen denen leisten, die
die Annehmlichkeiten einer größeren
Stadt entbehren, keine Kunstschule
besuchen, keinen Landschaftsmaler
von Beruf je begleiten, ihm zusehen
konnten, oder die, vielleicht heute
noch zu schüchtern, sich zu zeigen,
einen Ferienaufenthalt, eine Reise
ihrer künstlerischen Liebhaberei
widmen wollen. Warum sollte ferner
eine junge Erzieherin, an welche
ja viele Ansprüche gestellt werden,
sich nicht zurechtfinden und einen
Zeichen- und Malunterricht mit
ihren Zöglingen in Übungen in der AUS „mentoR" am Rheinufer. OBER-spay

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