Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 2.1912-1913

DOI article:
Schmidt, Robert: Altbrandenburgische Gläser
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.21776#0797

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
ALTBRANDENBURGISCHE GLASER

nehmen, und so zog der Facettenschliff, der —
ursprünglich von England ausgehend — im Riesen-
gebirge heimisch geworden war, zu Beginn des
19. Jahrhunderts auch in der Zechliner Hütte
und in die wenigen Werkstätten der Berliner
Glasschneider ein.

Unter der gewöhnlicheren Ware dieser Zeit
sichere Zechliner Arbeiten zu bestimmen, ist
mit wenigen Ausnahmen bisher nicht gelungen,
und wird auch kaum noch gelingen können.
Das imposanteste Stück, daß die Zechliner Hütte
um 1813 etwa hervorgebracht hat, und das
vom Vorstand der Hütte dem Könige zum Ge-
schenk gemacht wurde, ist die in Abb. 15 wieder-
gegebene große Deckelvase. Der Hauptdekor
besteht in Facettenschliff; der mattierte Mittel-
reif zeigt zierlich geschnittene Lorbeer- und
Eichenzweige, zwischen denen große, runde Glas-
stücke mit den Portraits der Mitglieder des könig-
lichen Hauses eingelassen sind. Diese Portraits
sind sog. „eingeglaste Pasten", d. h. Gipsformen,
die in farblose Glasmasse eingebettet sind und
wie Silberreliefs wirken. Die Erfindung war in
Frankreich gemacht worden; aber auch das

schlesisch-böhmische Glasgebiet hat sich an dieser
sehr wirksamen Dekorationsart stark beteiligt.
Im weiteren Verlauf des 19. Jahrhunderts hat
sich die Zechliner Hütte dann ganz auf das rein
industrielle Gebiet begeben.

Man sieht, ein allzu ruhmreiches Ende hat
die brandenburgische Glaskunst nicht gefunden.
Die Erzeugnisse aber, die in ihrer Glanzzeit,
in der Epoche Kunckels, Winters und Spillers,
entstanden sind, haben anderswo in Deutsch-
land nicht ihresgleichen gefunden, und auch
noch die Werke der Folgezeit bis gegen 1750 hin
können sich an technischer und künstlerischer
Qualität mit Allem messen, was die berühmteren
und bekannteren Glashütten dieser Zeit hervor-
gebracht haben.

Eine umfassende, reich illustrierte Publikation
der brandenburgischen Glashütten, ihrer Ge-
schichte und ihrer Erzeugnisse wird vom Ver-
fasser dieses Aufsatzes vorbereitet und im Ver-
lag für Kunstwissenschaft noch im Laufe dieses
Jahres erscheinen. Die diesem Aufsatze beige-
fügten Textabbildungen sind dieser in Arbeit

o o

befindlichen Publikation entnommen.

Abb. 16. POKALE mit geschnittenen Monogrammen

685
 
Annotationen