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Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 2.1912-1913

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Smet, J. J. de: Griechische Kunstwerke vom Meeresgrunde
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https://doi.org/10.11588/diglit.21776#0806

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GRIECHISCHE KUNSTWERKE
VOM MEERESGRUNDE.

Antike Funde an der tunesischen Küste.
Von J. J. de smet-Mahdia.

Wie wir im vorigen Heft mitteilten, sind
an der Käste von Tunesien von einem
seit zweitaasend Jahren auf dem Meeres-
grunde versunkenen griechischen Schiffe
kostbare Kunstwerke zu Tage gefördert
worden. Wir freuen uns, hier die bedeut-
samsten dieser Funde zum ersten Male
veröffentlichen zu können. Die nach-
stehenden Ausführungen stammen von
Herrn J.J. de Smet, der sich neben Herrn
Merlin, dem Direktor der Verwaltung der
tunesischen Altertümer, um die Funde sehr
verdient gemacht hat. Die Schriftleitung.

Etwa fünf Kilometer weit ins Meer hinaus,
auf der Höhe von Mahdia, in einer Tiefe von
39 Metern war es, wo höchst seltene antike Funde
gemacht wurden, von denen viel gesprochen
wird und die in der Tat von größter Bedeu-
tung sind. Nicht allein wegen des hohen
künstlerischen Wertes dieser unverhofft wieder-
gefundenen Schätze, sondern auch wegen des
merkwürdigen Umstandes, daß sie so lange
Jahrhunderte auf dem Grunde des Meeres ge-
legen haben!

Griechische Taucher, die Schwämme suchten,
waren es, die in den ersten Junitagen des
Jahres 1907 in der Gegend des Cap Afrika
dieses kostbare Lager von Kunstschätzen zuerst
entdeckten. Einer von ihnen war plötzlich
vom Tauchen ganz verwirrt emporgekommen
und erzählte seinen Kameraden, daß er auf dem
Grunde des Wassers einen Anblick gehabt
habe wie „von einer Reihe großer Kanonen",
die im Schlamme steckten. Die Taucher stiegen
wieder hinab und stellten nun weitere Nach-
forschungen an, die auch vom schönsten Er-
folg gekrönt wurden.

Als die Besatzung der „Sakoleve", eben dieses
griechischen Schiffes, das sich dem Schwamm-
suchen widmete, ans Land zurückgekehrt war,
machte sie durch ihre lebhaften Erzählungen
diese sensationelle Entdeckung überall bekannt.
Das Gerücht davon verbreitete sich alsbald in
Mahdia.*) Ein verdienstvoller Bewohner dieser
Stadt, Mrs. Milos Lupis (der nachher leider durch
einen vorzeitigen Tod dem Interesse an der
Sache entrissen wurde), und der Autor dieser
Zeilen begaben sich alsbald ans Meer direkt an

*) Mahdia liegt in der Nähe des Cap Afrika. Es stammt schon
aus punischer Zeit und hat heute 9000 Einwohner, die hauptsäch-
lich Berber sind. Mit ganz Tunesien steht Mahdia unter franzö-
sischem Protektorat. Von Europäern leben 600 dort.

DIE KUNSTWELT II, 11/12

EROS. BRONZESTATUE (zweite Aufnahme). BARDO-MUSEUM,
TUNIS. (Zu dem Aufsatz: „Griechische Kunstwerke vom Meeres-
grunde".) Aufgenommen von Lehnert & Landrock, Tunis

die Stelle der Entdeckung, und an Bord der
„Sakoleve" fanden sie denn auch die durch die
Taucher heraufgebrachten Kunstschätze. Eine
dicke Schlammschicht und der Bodensatz des
Meeres bedeckte und verklebte die Funde, deren
große künstlerische Schönheit von den dichten
Ablagerungen völlig verhüllt war.

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