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Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 2.1912-1913

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Berling, ...: Meissner Porzellan im gräflich von Brühlschen Schlosse Pförten
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https://doi.org/10.11588/diglit.21776#0877

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MEISSNER PORZELLAN IM GRÄFLICH VON BRÜHLSCHEN SCHLOSSE PEÖRTEN

hier die Postamente, Architektur-
stücke, Gebäude, Vasen, Pyra-
miden, Berge, Felsen, Bäume und
Nischen aufgeführt, während an
Tieren, menschlichen, mythologi-
schen und allegorischen Figuren
und Gruppen annähernd 2000
Stück vorkommen. Von diesem
erstaunlich reichen Schatze, der
fast den gesamten Bestand, den
Meißen damals an Konditorei-
Porzellan geschaffen hatte, in sich
fassen mag, ist heute so gut wie
nichts mehr vorhanden. In dem
im Besitze des Gräflich von Brühl-
schen Hausfideikommisses befind-
lichen Schlosse Pforten in der
Niederlausitz lassen sich hiervon
nur ganz geringe Reste nach-
weisen.

Bei der von Friedrich dem
Großen befohlenen Zerstörung
der Brühl'schen Schlösser kann
nicht, wie man früher annahm,
allzuviel zu Grunde gegangen sein,

Abb. 2. Zu dem Artikel: Meißner Porzellan im Gräflich von Brühischen Schlosse Pforten denn Brühl hatte bei Beginn des

Krieges seine Hauptkostbarkeiten

laden-Service nötig, man gebrauchte Eßgeschirre in Sicherheit gebracht. Bibliothek, Bilder, Waffen,
der verschiedensten Art und verwandte große Garderobe u. a. befanden sich, in 445 Kisten
Mengen von Porzellan zum Schmuck der Fest- verpackt, in Hamburg und auf dem Königstein,
tafeln. während das Schwanenservice und viel Kon-

Hier hatte es vor allem das Edelmetall ver- ditorei - Porzellan im Dresdner Palais an der
drängt, dann die aber nur für wenige
Tage berechneten gefärbten Zucker,
Caramel, Tragant und Wachs, Stoffe,
mit denen bis dahin der Konditor bei
der ihm obliegenden Tafelausschmückung
gearbeitet und großartige Schaugerichte
hergestellt hatte.

Mit dem Aufblühen der Porzellan-
fabriken schafften sich die vornehmen
Hofhaltungen zur Verzierung ihrer Fest-
tafeln Porzellane an. Einiges davon
wurde für besonderen Zweck auf Be-
stellung gefertigt, ist aber seines hohen
Wertes wegen nicht nur bei dieser
einen Gelegenheit, sondern in Verbin-
dung mit anderen Stücken auch sonst
verwandt worden. So häuften sich bei
den Konditoreien der Reichen die Por-
zellane in erstaunlicher Menge. Den
besten Beweis hierfür bietet das aus
dem Jahre 1753 stammende Inventar-
verzeichnis des zur Brühl'schen Kondi-
torei gehörigen Porzellans.1)

In fast unübersehbarer Menge sind

1) Berling, das Meißner Porzellan 1900 S. 187 fg. Abb. 3. Zu dem Artikel: Meißner Porzellan im Gräflich von Brühischen
(Verlag F. A. Brockhaus, Leipzig.) Schlosse Ptörten

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