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Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 2.1912-1913

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Berling, ...: Meissner Porzellan im gräflich von Brühlschen Schlosse Pförten
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https://doi.org/10.11588/diglit.21776#0880

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MEISSNER PORZELLAN IM GRÄFLICH VON BRÜHLSCHEN SCHLOSSE PFORTEN

gefügt ist, wurde mit
dem der Kolowrat-
Krakowskv (s. Anmer-
kung 7) verbunden.
Bei dem letzteren hat
es indessen der Maler
nicht genau genom-
men, er hat vielmehr
einen gekrönten wei-
ßen Adler in rotem
Felde gemalt, dessen
Herzschild eine weiße
Binde in rotem Felde
oder umgekehrt auf-
weist.

Von der Eigenart
und dem Reichtum
dieser Formen geben
die beigefügten Ab-
bildungen verschie-
dene Beispiele. — Ei-
nige Stücke sind auch
für die Art der Be-
dürfnisse und Gebräu-
che an den Tafeln der

Vornehmen von In- Abb. 7. Zu dem Artikel: Meißner Porzellan im Gräflich von Brühischen Schlosse Pforten

teresse, so ein -Be-
hälter für mit Burgunderwein gefüllte Flaschen, auf dessen oberen Teil außen 8 muschelartige
den Kaendler im März 1741 anfertigte und im Postamente angeordnet waren. Hierauf sollten
Mai des sicheren Standes wegen erhöht hat. folgende Gefäße in doppelten Exemplaren gestellt
Die ovale Anbietplatte daneben zeigt deutlich werden: Essig- und Ölkrug in Gestalt eines
die Muschelform und das Schwanen-Relief im Hahnes, auf dem ein Chinese reitet, 10) Senfkkrug
Innern. Das letzte Gefäß stellt einen Krug für in Gestalt einer Henne, auf der eine ein Gefäß
Essig und Öl dar, den Kaendler 1738 für die tragende Chinesin reitet, n) Zuckerstreuer, bei
gleich zu besprechende Plattmenage modellierte. dem ein sich umarmendes Chinesenpaar unter
Da sieht man eine Kanne mit Delphinhenkel, einem Baldachin steht und eine Gewürzmuschel,
einen Eistopf zum Kühlen von Weingläsern,9) Da die ersten drei in alter Manier, d. h. „auf
eine von 3 Delphinen getragene Muschel, die Indianische Art" gemacht worden waren, wollten
eine Apfelsine aufzunehmen bestimmt ist, und sie zu dem Service nicht recht passen. Sie wurden
eine Gewürzmuschel, letztere gleichfalls zur Platt- daher 1738/9 umgeändert. Zum Senfgefäß wurde
menage gehörig. Man sieht auch eine der mächti- ein Schwan genommen, der einen gemuschelten
gen Suppenterrinen, von der es in den Meißner Krug mit Tritonenhenkel trägt, während der
Akten unter den 1 738 gefertigten Arbeiten Kaend- Zuckerstreuer nunmehr aus 2 in Schilf stehenden,
lers heißt: „auf dem Deckel befinden sich Figuren, eine Muschel tragenden Schwänen bestand,
die Historie von der Galatee, anstatt der Henkel j_n der Mitte des Unterteiles befand sich ein
sind Meer-Weiblein befindlich". Diese letzteren ovaler, reich gegliederter Korb, der auf Delphinen
rühren möglicherweise von Eberlein her. unc} Schilffüßen stand. Letztere endeten oben
Zu einem Tafelservice gehörten als der be- in einem Schwan mit Putte. An der Breitseite
deutendste Teil die Plattmenage oder Eparnie. waren je eine Muschel angebracht, über die ein
Zu der für das Schwanenservice bestimmten mußte Tritone und eine Sirene unter Grafenkrone das
Kaendler 1737 zunächst zwar Zeichnungen machen, Wappen hielten. Darüber erhob sich ein von
denn Brühl wollte alles, was er bestellte, im Sirenen getragener, muschelförmiger durchbrochener
Einzelnen nach seinem Geschmack bestimmen Korb, in den Zitronen gelegt werden sollten.12)
können. Dies Werk bestand aus einem großen Dann hat sich Brühl drei „Konfektaufsätze"
mit Muscheln und Korallen reich verzierten Sockel, in Meißen machen lassen. 1736 einen, bei dem

9) Dies Werk, von dem gesagt wird: „ganz wie eine Muschel 10) Abgebildet in Berling, Festschr. usw. Taf. I, 5,

mit 2 Henkeln von Sirenen, 2 Schildern und oben S Muscheln be- 11) Dgl. Tafel I, 4.

setzet", ist 1740 von Eberlein gemacht worden. 12) Abgeb. Berling, D. Meißn. Porzell. Taf. XVIII.

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