KUNST UND KUNSTGEWERBE VOR HUNDERT JAHREN
beendete Steinmeiersche Haus an der Weiden-
dammer Brücke, im übrigen hat er sich darauf
beschränkt, seine schöpferische Phantasie in den
groß stilisierten Bauten perspektivischer Theater-
kunst zur Geltung zu bringen. Seine ersten
Dekorationen waren die zu Glucks Iphigenie in
Tauris, die er 1802 auf die Ausstellung schickte.
„Alles bis dahin Gesehene in diesem Kunstfache,"
bemerkt Schadow, „wurde dadurch so sehr über-
troffen, daß es allgemeine Bewunderung erregte".
Kleists Käthchen von Heilbronn, Schillers Braut
von Messina, Mozarts Zauberflöte u.a. hat Schinkel
in den nächten Jahren mit Dekorationen aus-
gestattet, die an künstlerischem Feingefühl und
blendender Phantastik ihresgleichen suchen.
Auch für die Panoramamalerei, die ja auf den
gleichen Gesetzen perspektivischer Trugkunst
beruht, wie die Bühnendekoration, war er tätig.
1808 malte er für Gropius' Diorama Ansichten
vom Versuv und Montblanc, den Dom in Mailand,
St. Peter und das Kapitol in Rom. In diesen
Dekorationen und in den Entwürfen, die er seit
dem Jahre 1803 für den Töpfermeister Feilner
ausführte, meldet sich Schinkel der Eklektiker,
der Künstler, der sich nicht nur in das Alter-
tum vertieft, sondern die gange Vergangenheit
der Kunst möglichst nach allen ihren Richtungen
hin gleichmäßig zu durchdringen sucht
Wie eine Unterströmung hat die Romantik
den Klassizismus begleitet. Zuerst war sie nur
ein tändelndes Spiel, dann trat sie immer mehr
und mehr an die Oberfläche, um schließlich im
Beginn des neuen Jahrhunderts den Anspruch
der Gleichberechtigung zu erheben. Sie erschien
in England im Gefolge der neuen sentimentalen
Gartenkunst, die neben antiken Tempeln auch
gotische Kapellen zum Schwärmen wünschte
und sich dann mit Begeisterung auf die Ritter-
zeit des Mittelalters warf. Horace Walpole er-
richtete sich seinen berühmten Landsitz Straw-
berry Hill im gotischen Stil, William Adams
baute Douglas Castle, Robert Morris Inverary
Castle, so wie sie sich mittelalterliche Ritterburgen
dachten. Diese Mode kam alsbald auch nach
dem Kontinent, französische und deutsche Gärten
füllten sich mit Einsiedeleien, gotischen Kapellen
und Miniaturritterburgen, wie die Löwenburg
bei Wilhelmshöhe, die Franzensburg im Laxen-
burger Park, die Luisenburg bei Fürstenstein in
Schlesien, die Moosburg im Biebricher Park u. a.
Spieß und die fleißige Benedikte Naubert ver-
legten den Schauplatz ihrer vom Publikum ver-
DEKORATION ZU SCHILLER'S ,,JUNGFRAU VON ORLEANS
KARL FR. SCHINKEL
487
beendete Steinmeiersche Haus an der Weiden-
dammer Brücke, im übrigen hat er sich darauf
beschränkt, seine schöpferische Phantasie in den
groß stilisierten Bauten perspektivischer Theater-
kunst zur Geltung zu bringen. Seine ersten
Dekorationen waren die zu Glucks Iphigenie in
Tauris, die er 1802 auf die Ausstellung schickte.
„Alles bis dahin Gesehene in diesem Kunstfache,"
bemerkt Schadow, „wurde dadurch so sehr über-
troffen, daß es allgemeine Bewunderung erregte".
Kleists Käthchen von Heilbronn, Schillers Braut
von Messina, Mozarts Zauberflöte u.a. hat Schinkel
in den nächten Jahren mit Dekorationen aus-
gestattet, die an künstlerischem Feingefühl und
blendender Phantastik ihresgleichen suchen.
Auch für die Panoramamalerei, die ja auf den
gleichen Gesetzen perspektivischer Trugkunst
beruht, wie die Bühnendekoration, war er tätig.
1808 malte er für Gropius' Diorama Ansichten
vom Versuv und Montblanc, den Dom in Mailand,
St. Peter und das Kapitol in Rom. In diesen
Dekorationen und in den Entwürfen, die er seit
dem Jahre 1803 für den Töpfermeister Feilner
ausführte, meldet sich Schinkel der Eklektiker,
der Künstler, der sich nicht nur in das Alter-
tum vertieft, sondern die gange Vergangenheit
der Kunst möglichst nach allen ihren Richtungen
hin gleichmäßig zu durchdringen sucht
Wie eine Unterströmung hat die Romantik
den Klassizismus begleitet. Zuerst war sie nur
ein tändelndes Spiel, dann trat sie immer mehr
und mehr an die Oberfläche, um schließlich im
Beginn des neuen Jahrhunderts den Anspruch
der Gleichberechtigung zu erheben. Sie erschien
in England im Gefolge der neuen sentimentalen
Gartenkunst, die neben antiken Tempeln auch
gotische Kapellen zum Schwärmen wünschte
und sich dann mit Begeisterung auf die Ritter-
zeit des Mittelalters warf. Horace Walpole er-
richtete sich seinen berühmten Landsitz Straw-
berry Hill im gotischen Stil, William Adams
baute Douglas Castle, Robert Morris Inverary
Castle, so wie sie sich mittelalterliche Ritterburgen
dachten. Diese Mode kam alsbald auch nach
dem Kontinent, französische und deutsche Gärten
füllten sich mit Einsiedeleien, gotischen Kapellen
und Miniaturritterburgen, wie die Löwenburg
bei Wilhelmshöhe, die Franzensburg im Laxen-
burger Park, die Luisenburg bei Fürstenstein in
Schlesien, die Moosburg im Biebricher Park u. a.
Spieß und die fleißige Benedikte Naubert ver-
legten den Schauplatz ihrer vom Publikum ver-
DEKORATION ZU SCHILLER'S ,,JUNGFRAU VON ORLEANS
KARL FR. SCHINKEL
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