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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Editor]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 1874

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Eitelberger von Edelberg, Rudolf: Die Resultate des ersten internationalen kunstwissenschaftlichen Congresses in Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.26256#0047

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sinnig jedes einzelnen Kunstwerkes zu geschehen habe,
als auch dasjenige, was sich auf Ausstattung und An-
ordnung des Cataloges selbst bezieht. Als Ergänzung
der eingehenden Instruction für Cataloge von Gemälde-
gallerien wurde dasjenige festgestellt, was sich bei Ver-
zeichnissen von Ausstellungen moderner Kunstgegen-
stände als wttnschenswerth empfiehlt.
Die in dieser Richtung gefassten Beschlüsse lauten
wie folgt:
Der kunstwissenschaftliche Congress spricht als
seine Überzeugung aus, dass eine der wichtigsten Anfor-
derungen, welche an die Verwaltung öffentlicher Kunst-
sammlungen zu stellen sind, auf die ivissenschaft-
liche Catalogisirung derselben gerichtet sein muss,
und empfehlt die allgemeine, nach bestimmten Grund-
sätzen durchgeführte Herstellung einer solchen den Re-
gierungen und den Behörden, unter welchen öffentliche
Kunstsammlungen stehen, auf das nachdrücklichste an.
Zu den dringendsten Bedürfnissen gehören wissen-
schaftliche Cataloge von Gemäldegallerien. Für ihre
Anlage haben folgende Normen zu gelten:
a) Bei der Catalogisirung jedes einzelnen
Künstle er kes sind nachgenannte Punkte zu berück-
sichtigen.
1. Der Name des Meisters, oder wenn dieser
nicht ermittelt werden kann, die Schule und die Entste-
hung szeit jedes Gemäldes, ist so zu bestimmen, wie es
dem dermaligen Stande der kunstwissenschaftlichen For-
schung entspricht.
Diese Benennung des Bildes hat als keine von der
obersten Verwaltungsbehörde der betreffenden Gallerie
officiell eingeführte zu gelten, sondern der wissenschaft-
lich gebildete Fachmann, dem die Abfassung des Ver-
zeichnisses anzuvertrauen ist, hat dieselbe persönlich zu
verantworten.
2. Dem Namen des Me ist er s sind die wichtigsten
bekannten D aten seines Lebens, Jahr und Ort
seiner Geburt und seines Todes , seine Lehrmeister
u. s. iv. in gedrängter Kürze, aber mit vollständiger Be-
nützung der bisherigen Forschungen beizufügen.
Ausführlichere Notizen über das Leben des Künst-
lers auf Grund von Localforschungen sind nur in sol-
chen Fällen am Platze, in denen eine Gallerie zu einer
bestimmten Künstler gruppe ein näheres Verhältniss hat.
Der Gegenstand des Gemäldes darf nicht mit einem
blossen Titel bezeichnet werden, sondern muss in einer
ch aracteris tischen Beschreibung in gedrängter
Form bestehen. Am Begmne jedes Cataloges ist anzu-
geben, ob die Ausdrücke rechts oder links heraldisch
oder vom Beschauer zu verstehen sind.
4. Die BeZeichnung jedes Gemäldes, Name oder
Monogramm des Künstlers nebst Datirung ist genau mit-
zutheilen.
Die Wiedergabe derselben in Facsimile ist nur da
nöthig , wo die Form der Bezeichnung ungewöhnlicher
Art oder sonst von besonderer kunstgeschichtlicher Be-
deutung ist. In diesem Falle ist das Facsimile nach ge-
nauer Durchzeichnung in Originalgrösse zu geben, oder
wenn zu grosser Massstab der Inschrift dies nicht thun-
lich erscheinen lässt, nach photographischer Verkleine-
rung der Durchzeichnung, mit ausdrücklicher Angabe,
dass eine solche vorgenommen worden.
Wappen, Zeichen und Inschriften anderer Art sind
gleichfalls zu nennen resp. mitzutheilen , doch auch
XIX.

nur im Falle besonderer Wichtigkeit in Facsimile zu
geben.
8 Notizen über die Herkunft und die Zeit der
Erwerbung, den Preis, die frühere Geschichte
jedes Bildes einschliesslich des Nachweises der vorge-
nommenen Restaurationen u. s. w. sind anzu-
schliessen.
6. Die Literatur, welche von dem betreffenden
Gemälde handelt, sowie die Vervielfältigungen des-
selben sind zu erwähnen.
7. Das Material, auf welches ein Bild gemalt,
und die Technik, in der es her gestellt ist, sind genau
anzugeben. Bei Bildern auf Holz ist z. B. auch die Art
des Holzes zu nennen.
8. Die Masse sind, nach Messung auf der Rück-
seite, in dem Meter-System artzugeben.
b) Für die Ausstattung der Cataloge und ihre
Anordnung im Ganzen ist zu bemerken:
1. Das Format muss ein handliches sein, zugleich
aber hinreichend freien Raum zu Notizen gewähren.
Bei der Drucklegung ist durch wechselnden Satz
für möglichst grosse Übersichtlichkeit zu sorgen.
2. Bei jeder Sammlung sind durchlaufende
Nummern anzuwenden. Änderungen in der Numerirung
der einzelnen Bilder sind ohne dringendes Bedürfniss,
ohne vollständige Reorganisirung der betreff enden Samm-
lungen zu vermeiden.
3. Ob der Catalog entweder a) nach alphabeti-
scher' Ordnung der Meisternamen, oder b) in kunst-
geschichtlicher Folge, oder c) den Localitäten
folg end anzuordnen ist, wird von dem besonderen Clia-
racter jeder einzelnen Sammlung abhängen.
4. Die Cataloge müssen in kleiner Auflage ge-
druckt und zu möglichst niedrigen Preisen, ivelche
nur die Herstellungskosten decken, verkauft werden.
Ferner empfiehlt der kunstwissenschaftliche Con-
gress, auch die Verzeichnisse von Ausstellungen
moderner Kunst g e g en st ände besser, als es in
Deutschland und Österreich bisher ublig ist , ungefähr
nach dem Muster der officiellen französischen Ausstel-
lung scataloge, einzurichten.
Solche Verzeichnisse haben mitzutheilen:
1. Das Geburtsjahr und den Geburtsort, sowie den
derzeitigen Wohnort jedes Künstlers, seine Lehrmeister,
resp. die Kunstschulen, die er besucht hat, die Preise,
die Stipendien und Auszeichnungen , die er empfangen.
2. Neben der Beschreibung oder Inhaltsangabe des
Bildes auch das Jahr seiner Entstehung und die Masse
nach dem Metersystem.
Genaue Verzeichnisse müssen bei der Eröffnung
jeder Ausstellung ausgegeben werden können.
Im engsten Zusammenhänge mit der Catalogisirung
der Gemälde, steht die Frage der Conservirung
derselben. Die fortschreitende Verschlechterung alter
Bilder in fast allen öffentlichen Sammlungen Europa’s
hat bereits seit längerer Zeit die Aufmerksamkeit aller
Kunstfreunde erregt. So gleichgiltig sehr häufig Staats-
regierungen, Kirchenvorstände und Communen diesen
Denkmälern gegenüber sind, welche eine grosse Ver-
gangenheit der Gegenwart hinterlassen hat, je mehr,
theilweise in Folge dieser Vernachlässigung, Versucher
aller Art sich mit Restaurirung von Bildern beschäftigt
haben, welche unersetzbare Devastationen von Samm-
lungen zu unmittelbarer Folge hatten, desto häufiger
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