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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 1874

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Dungel, Adalbert: Die neueren archäologischen Funde in der Umgebung von Mautern
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https://doi.org/10.11588/diglit.26256#0188

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an einer Seite, wahrscheinlich anstatt der heutigen
Trichter, und zahlreiche Scherben, einen reichen Beisatz
an Sand enthaltend, in regelloser Lage gefunden. 1 Meter
darüber und ebensoviel unter der Oberfläche fanden
sich viele Scherben von Gefässen aus der römischen
Periode ebenfalls als unbrauchbar und ohne besondere
Absicht unter die Erde gemengt. Ähnliche Gefäss-
scherben finden sich noch auf Äckern und Weingärten
zwischen Palt und Furth.
Im November desselben Jahres wurde auch bei
Anlage eines Weingartens auf einer ansteigenden Höhe
zwischen Palt und Brunnkirchen ein ganzes Lei-
chenfeld gefunden. Nach Aussage der Arbeiter wurden
wenigstens 50 Skelette daselbst ausgegraben und dürften
noch so viele zu finden sein. Sie sind 60—70 Cen-
timeter tief in die blosse Erde gebettet und haben ver-
schiedene Gefässe als Beigaben bei sich. Von den Bei-
gaben fand ich noch an Ort und Stelle 4 Gefässe und
erhielt vom Eigenthümer des Bodens ein ausgegrabenes
Messer; drei Gefässe sind Urnen, wovon zwei mit ein-
geritzten gewellten Parallellinien zwischen Parallel-
kreisen verziert sind, die dritte Urne hat anstatt der
gewellten Linien eingeritzte Punkte, das vierte Gefäss
ist napfförmig und ohne ornamentale Verzierung. Das
Messer war zum Einknicken, die Klinge ist 9 Centimeter
lang und 1 */2 Centimeter breit, vom Griffe, der wahr-
scheinlich mit Holz Uberkleidet war, sind nur die Eisen-
theile übrig.
Nach diesen Funden darf man wohl auf eine Nieder-
lassung in der Nähe des Ortes Palt schliessen, deren
Beginn noch in die vorrömische Zeit fällt. Ein ähnlicher
Fall dürfte auch bei dem Orte Eggendorf am Fusse
des Göttweiger Berges Vorkommen. Dort war in einem
Hohlwege die eine Wand abgerutscht und es fanden
sich daselbst der untere Theil eines Steinmeisseis 8 Cen-
timeter hoch, an der Schneide 51/3 Centimeter breit und
sich bis 4% Centimeter verjüngend, und viele Scherben
von sehr verschiedenen Gefässen, unter denen einige
einen bedeutenden Umfang hatten und mit Henkel ver-
sehen waren; die meisten waren sehr dickwandig und
zeigten an den Bruchflächen viele Sandkörner. Da auch
Theile von Knochen, besonders menschliche Rippen vor-
kamen, so dürfte das Ganze ein Grab gewesen sein.
Zum Schlüsse dieses Jahres wurden auf einem
Acker bei Maut er n wieder einige römische Gräber
geöffnet. Der Eigenthümer war beim Ackern auf eine
Steinplatte gestossen, die ihm ein Grab zu bedecken
schien und fand beim Nachgraben seine Vermuthung
bestätigt. Das Grab, welches er darunter fand, hatte
nach seiner Beschreibung quadratische Form, war mit
römischen Ziegeln 46 Centimeter lang, 37 Centimeter
breit und 3—4 Centimeter dick mit aufgebogenen Rän-
dern, aber ohne Stempel gepflastert und hatte gemauerte
Seitenwände von behauenen Steinen. In der Mitte des-
selben lag ein Schädel ohne jede Beigabe. Unter den
Steinen der Seitenwände waren zwei Bruchstücke mit
römischen Inschriften 1; der eine, 84 Centimeter lang,
52 Centimeter breit und 13 Centimeter dick , ist im
bezeichneten Corpus Inscriptionum III. 2. n. 6568 ver-
öffentlicht :

1 Diese Steine -werden an einem vettersichern Orte in die Kirchen-
mauer zu Mautern eingelassen.

Crescentinus A (?) Vindelicia Vivus Fecit Sibi Et
Valentinae Conjugi Ännorum XVII Et Vari Placidae
Matri Vivus Fecit.1 — Ein Grabstein, welchen sich
und seiner Gattin Crescentinus noch bei Lebzeiten setzte.
Die Namen Crescentinus und Valentina sind auf nori-
schen Inschriften sehr häufig. * A . . Delicia könnte
auch als Augusta Vindeliciae gelesen werden, obwohl
mir ein analoger Fall hievon nicht bekannt ist, sondern
es auf den Inschriftsteinen Augusta Vindelicum heisst.
Ein zweites Bruchstück, 68 Centimeter lang, 21 Cen-
timeter breit und 24 Centimeter dick, enthält blos etliche
Buchstaben in sieben Reihen, *
Nach dem Charakter der Buchstaben gehören beide
Inschriftsteine in die Zeit der Antonine (138 —180).
Noch zwei Steine aus diesem Grabe verdienen
Erwähnung. Der eine, 71 Centimeter hoch und 68 Cen-
timeter breit stellt in Basrelief zwei Brustbilder, jedoch
sehr verwischt und nur mehr in den Umrissen erkenntlich
dar; der zweite 1-03 Meter hoch und 51 Centimeter
breit, hat auf einer Seite zwei 3 Centimeter starke Ver-
tiefungen, die eine in der halben Höhe 30 Centimeter
im Quadrat, die zweite über der ersteren 32 Centimeter
breit, 25 Centimeter hoch und oben abgerundet, welche
wahrscheinlich zur Aufnahme von Inschrifttafeln be-
stimmt waren.
Angelockt durch diese Funde und auf mein Zureden
öffnete der Grundeigenthümer in meiner Gegenwart noch
zwei Gräber in unmittelbarer Nähe des Obigen. Beide'
waren mit grossen Steinplatten, wie sie am nahen Fucha-
berg gebrochen werden, bedeckt, die Seitenwände be-
standen aus unbehauenen Steinen und waren in einem
der Gräber mit durch Ziegelstaub roth gefärbten Mörtel
beworfen; die Unterlage bildete feiner Sand. Das Grab
mit den beworfenen Wänden hatte eine’ Länge von
1-9 Meter, eine Breite von 53 Centimetern und eine
Tiefe von 40 Centimetern und war gegen Osten, wo die
Fiisse der Beigesetzten ruhten, eiförmig abgerundet.
Es enthielt zwei Skelette, welche mit den Rücken an-
einander gelegt waren, so dass die Gesichter gegen
Nord und Süd gekehrt waren. Ein ziemlich gut erhal-
tener Schädel aus diesem Grabe kam in den Besitz der
anthropologischen Gesellschaft in Wien. Jede Beigabe
fehlte bis auf ein Bruchstück eines schönen napfförmigen
Gefässes aus der bekannten rothen Erde. Das zweite
Grab unterschied sich von ersterem ausser dem Mangel
an Mörtelanwurf nur durch etwas grössere Dimensionen.
Diese Gräber gehören mit Rücksicht auf den Mangel
an Beigaben und auf die Verwendung von Inschrift-
steinen des zweiten Jahrliundertes zu den Seitenwänden
nicht vor das vierte Jahrhundert.
Im Laufe des Jahres wurden auch auf dem E x e r c i r-
platze der Genietruppen bei Mautern knapp an der
Strasse einige Gräber mit Skeletten gefunden, doch
kam mir nur die einfache Notiz davon zu.
Ende November 1873 wurden in unmittelbarer
Nähe der Stadt Mautern Nachforschungen angestellt,
um vielleicht hier Gräber aus älterer Zeit zu finden.
Nach Durchgrabung einer Schotterlage in der Tiefe von
30 Centimetern zeigte sich schwarze fette Erde mit
beigemengten grösseren Steinen und kleineren Stücken
1 S. C. J. L. III. 2. add. aect. n. 6568.
3 Mucliar, Geschichte des Herzogth. Steiermark 1., 361, 362. — Archiv
für Kunde öster. Gesch. 9., IX., pag. 400.
3 S. 0. J. L. III., 2, add. aect. n. 6899.
 
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