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Dohmen, Linda; Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn [Hrsg.]; Jan Thorbecke Verlag [Hrsg.]; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Die Ursache allen Übels: Untersuchungen zu den Unzuchtsvorwürfen gegen die Gemahlinnen der Karolinger — Mittelalter-Forschungen, Band 53: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.51256#0313

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V. Auswirkungen der Individualsukzession -
der Fall ,Emmaz

1. Emmas Herkunft und Heirat mit Lothar von Westfranken
Emma, die Gemahlin des vorletzten Karolingerkönigs Lothar (von Westfranken)
und Mutter des letzten Karolingerkönigs Ludwig V., war selbst die Tochter eines
Königs und einer Königin. Ihre Mutter war niemand geringere als die spätere
Kaiserin Adelheid, ihrerseits Tochter König Rudolfs II. von Hochburgund; ihr
Vater war König Lothar von Italien. Emmas Geburt kann in die Jahre 948-951
datiert werden.1 Nach dem frühen Tod ihres Mannes ging die noch junge Witwe
Adelheid bereits 951 eine zweite Heirat mit dem ebenfalls verwitweten sächsi-
schen König Otto I. ein. Als dieser nach seinem ersten Italienzug Anfang 952
wieder in seine nordalpine Heimat zurückkehrte, war seine neue Gemahlin
Adelheid an seiner Seite und mit ihr sicher auch seine kleine Stieftochter Emma.2
In den Quellen erscheint Emma das erste Mal namentlich im Zuge ihrer
Vermählung im Alter von ca. 15 Jahren. Gemäß der jüngeren Mathildenvita hatte
Adelheid ihre Tochter zunächst als Ehefrau für den Neffen ihres Mannes Otto,
den jungen Herzog Heinrich von Bayern, ins Spiel gebracht. Doch die Heirat sei
am Veto der Königinwitwe Mathilde gescheitert, die der Verbindung Unheil
prophezeit habe.3 Stattdessen nahmen auf dem großen königlichen Familien-
treffen zu Köln 965 andere Pläne für Emma Gestalt an. Höchstwahrscheinlich
wurde hier ihre Heirat mit König Lothar von Westfranken in die Wege geleitet,
der über seine Mutter Gerberga ein Neffe Kaiser Ottos des Großen war.4 Der
Fortsetzer Reginos von Prüm, Adalbert, sowie die ,Annales Prumienses' ver-
melden die Hochzeit noch zum selben Jahr.5 Als Gemahlin des westfränkisch-

1 Lothar und Adelheid hatten 947, vor dem 27. Juni, geheiratet, Lothar verstarb jedoch bereits am
22. November 950. Zu Emma grundlegend Dufour, Emma II, hier S. 214.
2 RI II, 1 Nr. 196a (Heerfahrt nach Italien); Nr. 201a (Heirat Ottos und Adelheids). Zur Heirat Ottos
und Adelheids Weinfurter, Kaiserin Adelheid, S. 7ff.; Laudage, Otto der Große, S. 24 ff., S. 165-
171; Zielinski, Der Weg, S. 101 f.
3 Vita Mathildis reginae posterior, ed. Schütte, c. 20, S. 184 f. Vgl. zur Quelle grundlegend Althoff,
Causa scribendi, bes. S. 125 f.; Schütte, Untersuchungen, S. 76-110, allerdings ohne Diskussion
dieser Stelle. Dazu konkret Geldner, Geburtsort, S. 523 f., der von einem „wohl etwas legendär
ausgeschmückten Bericht" spricht, als Grund für das Scheitern des Projektes jedoch auf die
Tatsache verweist, dass „Emma um etwa drei Jahre älter als Heinrich war".
4 Zum Kölner Treffen RI II, 1 Nr. 386b. Zu den dortigen Heiratsverhandlungen vgl. bereits Lot, Les
demiers Carolingiens, S. 49; jüngst Dufour, Emma II, S. 214.
5 Adalbert, Continuatio Reginonis, ed. Kurze, a. 965, S. 176: Lotharius rex domnam Hemmam sibi
coniugio copulavit; Annales Prumienses, ed. Holder-Egger, a. 964, S. 1292: Imperator Otto reversus
est a Roma et celebravit pasca Domini in Engelheim, postea Coloniam profectus est; ibique mater sua
Mathilda ad eum venit, et soror sua regina Gerberga cumfilio suo Lothario rege ad eum venit. Eodem anno
 
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