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Dohmen, Linda; Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn [Hrsg.]; Jan Thorbecke Verlag [Hrsg.]; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Die Ursache allen Übels: Untersuchungen zu den Unzuchtsvorwürfen gegen die Gemahlinnen der Karolinger — Mittelalter-Forschungen, Band 53: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.51256#0314

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2. Inhalt und Chronologie der Vorwürfe

313

französischen Königs erscheint Emma erstmals in zwei Urkunden vom 5. Mai
966, in denen sie gemeinsam mit ihrer Schwiegermutter Gerberga als Interve-
nientin für zwei Genter Abteien auftritt und von Lothar als „unsere geliebte
Gemahlin" bezeichnet wird.* * 6 Etwa ein Jahr später gebar Emma ihrem Mann
einen Sohn und Thronfolger, den späteren König Ludwig V.7 Ein weiterer Sohn
Otto, der wohl für den geistlichen Stand bestimmt war, verstarb im Kindesalter.8
Emma war mit Lothar bis zu dessen Tod am 2. März 986 20 Jahre lang
verheiratet. Während dieser Zeit und auch noch danach grassierten wiederholt
Gerüchte über ein Verhältnis der Königin mit einem der wichtigsten Großen im
Reich ihres Mannes, Bischof Adalbero von Laon.
2. Inhalt und Chronologie der Vor würfe
a. Erstes Aufkommen der Vorwürfe Ende der 970er Jahre
Adalbero, der in der Literatur oftmals unter der Verkleinerungsform ,Ascelin'
geführt wird, war zunächst Lothars Kanzler, bevor er im Frühjahr 977 auf den
Bischofsstuhl von Laon gehoben wurde.9 Die Gerüchte, Adalbero unterhalte ein
ehebrecherisches Verhältnis zur Frau seines Königs, scheinen erst aufgekommen
zu sein, als er die Bischofswürde bereits innehatte. Richer von Reims, ein Zeit-
genosse Adalberos, schreibt in seinen im letzten Jahrzehnt des zehnten Jahr-
hunderts entstandenen ,Historiae':
Eodem tempore E(mma) r(egina) et Ad(albero) E(audunensis)
episcopus infames stupri criminabantur. Id tarnen latenter inten-
debatur, nullius manifesto intentionis teste. Sed quia suppresse
dictum, ad omnium aures devenerat, episcopis visum est id esse
discutiendum, ne frater et coepiscopus eorum, infamf tant? sub-
deretur. A supradicto ergo metropolitano, collecta est episcoporum
sinodus apud sanctam Magram, locum Remorum diocesaneum.

Lotharius rexfiliastram imperatoris sibi in coniugio sotiavit, also insgesamt in der Datierung ein Jahr
zu früh. Zu Adalbert von Magdeburg zuletzt MacLean, Introduction, S. 53-58.
6 D Lo 25 (St-Vaast d'Arras, 5. Mai 966), S. 58-62: für St-Pierre-au-Mont-Blandin interventu etiam
dilectp matris nostrae Gerbergae sed et amabilis conjugis nostrae Hemmae; D Lo 26 (St-Vaast d'Arras,
5. Mai 966), S. 62-66: für St-Bavo in Gent interventu etiam dilectae matris nostrae Gerbergae sed et
amabilis conjugis nostrae Hemmae.
7 Zu Ludwig Lot, Les demiers Carolingiens, bes. S. 186-197; Settipani - Van Kerrebrouck, La
prehistoire, S. 334; Brühl, Lothar.
8 Reims, B.M., ms. 15, fol. 19, abgedruckt in Necrologium Ecclesie Remensis, ed. Varin, S. 99: Idibus
novembris. ([...] Otto pueret canonicus, filius Lotharii regis); vgl. Cahn, The Psalter, S. 73f; Dufour,
Emma II, S. 214.
9 Zu den Anfängen von Adalberos Karriere Coolidge, Adalbero, S. 8-17; zu seiner Herkunft aus
der Familie der Ardennergrafen ausführlicher unten Kap. C.I.2; zur Datierung der Weihe noch
ausführlich unten.
 
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