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Das neue Frankfurt: internationale Monatsschrift für die Probleme kultureller Neugestaltung — 5.1931

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internationale ausstellung

kunst der Werbung

essen 1931 3Qmai-5.ju.li ausstellungshallen

zwei enganeinander liegende hände, deren Zeigefinger leichte,
feine zügel führen, zeigte das plakat, das zur ausltellung „kunft
der Werbung" einlud, die im juni 1931 in effen ftatffand. alfo follte
offenbar etwas mehr geboten werden als nur eine fchau guter:
moderner plakate, etwas, das eben mit diefem zügelführen,
diefem leiten zu tun hat. und das fo angekündigte hielt denn
auch die effener werbeausftellung, die unter leitung von profeffor
alfred fifcher, dem direktor der folkwang-kunftgewerbe-fchulen
ftand und entfcheidend aufgebaut war vom werbgeftalter profeffor
max burchart5, effen und vom werborganifator weidenmüller, berlin.

es wurde an drei der werbpraxis entnommenen beifpielen gezeigt,
wie induftrie, handwerk und einzelhandel werbarbeit tun, um über
ihre wäre und leiltung nachricht zu geben.

das erfte beifpiel aus der induffrie-werbung „die bearbeitung
eines werbe-prolpekfs" Iief5 einen einblick in die vielerlei arbei-
ten nehmen, die nötig find, damit eine einfache werbfache zu-
(tande kommt, wie wir fie täglich erhalten, oft beachten und
untere entfchlüffe darnach fallen, oft auch ungelefen beifeite
tun. welch ein langer weg notwendig ift von der erften befpre-
chung des entwurfs bis zum druck der aufläge und wieviel ftellen
in einer Unternehmung und in der werbinduffrie dafür tätig fein
müllen, das wird in allen einzelnen enfwicklungsftufen belegt durch
enfwurfsfkizzen,Zeichnungen,fotos und retufchen, probeabzüge mit
allen korrekturen, bis zum fertiggedruckten profpekt felber. da-
neben wird an einer großen überfichfstafel der zeitablauf der
einzelnen arbeiten im planfchaubild vorgeführt, er läßt erkennen,
wie die veranfchlagte zeit von 9 auf 12 wochen während der
arbeit (ich dehnt, wo die fförungen liegen, und wieviele dienftftellen
mitwirken, um ein einfaches werbblatt zuftande zu bringen.

im zufammenhang mit diefer bearbeitung eines werbeprofpekts
fteht die fonderfchau „grundgefef^e einer zweckmäßigen druckfatj-
geftaltung", worin profeffor burchart) zeigt, nach welchen gefichts-
punkten er leine fchüler, die werbgrafiker, unterrichtet über die
grundfragen, die bei jeder entwurfsarbeit zu beantworten find,
wenn fie nicht nur künftlerifch gut geftaltet, fondern vor allem
werblich brauchbar fein foll. eine tafel „druckfatj-analyfen" zeigt
die bewertung vier verfchiedener werbfachen durch beantwortung
fcharf geftellfer fragen, nicht durch wolkiges, „künftlerifches" gefafel,
wie es jungen kunftfchülern nur allzu leichtfertig von den lippen
fließt, erfreulich, daß werbgrafiker fo ffraff fachlich gefchult werden,
denn die induftrie braucht helfer, die bei allem geftalterifchen
können vor allem auch mit werblehre vertraut lind und ihre arbeit
nicht überheblich tun, fondern als teil größerer arbeitzufammen-
hänge begreifen, folche werbeentwerfer wiffen, daß zunächft der
fachinhalt für jeden entwurf gründlich erarbeitet werden muß, ehe
er form gewinnen kann, und daß alle werbfachen für eine Unter-
nehmung nur glieder einer einheitlichen werbfachenausrüftung
find, (ie wiffen ferner, daß verfpätete ablieferung des entwurfs
unliebfame ftörung in die werbarbeit bringt, daher jeder entwurf
zu beftimmter zeit fertig fein muß.

das zweite beifpiel aus der handwerker - Werbung zeigt, wie ein
malermeilter (eine werbarbeit tut, wie er die [achpunkte nieder-
fchreibt, mit denen er hausbefitzer und mieter für neuanltrich ihrer
häufer und Wohnungen gewinnen kann, wie er fein ftadtviertel
planmäßig bearbeitet nach einer lorgfältig geführten kartei, die
alle wichtigen anfchriften mit näheren angaben enthält, fodaß für
jeden einzelfall die entfprechende werbliche maßnähme getroffen
werden kann.

das drifte beifpiel fchließlich, dem einzelhandel entnommen, zeigt
die arbeit an einer fchaufenfter-auslage „frühling" mit (trümpfen
für die dame, für den herrn, für das kind. eine reihe von fchau-
fenfter-modellen, die die lölung der aufgäbe auf verfchiedene
weife verfuchen, find aufgeftellf, bei jedem das ergebnis der unter-
fuchung über die werbliche Wirkung genannt, das beftgefundene
fchließlich in natürlicher große aufgebaut, (o wie es einige wochen
zuvor in einem großen Warenhaus tatfächIich gezeigt wurde, ge-
naue arbeit- und Zeitpläne belehren darüber, daß wochen vorher
begonnen werden muß, wenn eine auslage zu einem beftimmten
Zeitpunkt im fenfter ftehen (oll. darüber hinaus wurden (orgfältige
unterfuchungen angeftellt über die Wirkung des fenfters bei den
befrachtern durch erlaulchen von gefprächen, durch zahlenmäßige
feftftellung der vorbeigeher, ftehenbleiber, in-den-laden-geher,
durch vergleich der (trumpfumfaßziffern mit früher ermittelten
zahlen, — kurzum, eine überaus forgfältige und wichtige arbeit
(ausgeführt von fchülern der folkwang-fchulen) i(t geleiffet, die
manch wichtige werbliche zufammenhänge erhellt,
diefe drei bei(piele praktifcher Werbung bildeten das kernftück
der ausftellung, die außerdem eine (ammlung von plakafen aller

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