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Das neue Frankfurt: internationale Monatsschrift für die Probleme kultureller Neugestaltung — 5.1931

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Schroeder, Gerhard: Die regionale Planung im Rhein-Main-Gebiet
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https://doi.org/10.11588/diglit.17293#0270

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nächft dringende Arbeiten zu erledigen haben, Vorarbeiten, welche außer-
ordentlich viel Zeit beanfpruchen, und ohne die kein Wirtfchaftsplan in die
Tat umgefetzt werden kann.

Ich glaube nicht, daß man nun empfehlen follte, die Hände in den Schofj zu
legen, bis der allgemeine Wirtfchaftsplan vorhanden ift. Es hieße den Ge-
danken technifcher Planungen völlig mißverftehen, wenn man fie fozufagen
jeder theoretifchen Grundlage entkleiden und ihnen nur Lebensberechti-
gung unmittelbar für die Ausführung zufprechen würde. Auch die Eigenge-
fetzlichkeit technifcher Planungen muß erkannt werden, ehe fie einem volks-
wirtfchaftlichen Gedanken dienftbar gemacht werden können. Der Erfolg
eines einheitlichen Wirtfchaftsplanes für ganz Deutfchland wird wefentlich
davon abhängen, ob er intenfiv und fchnell in den einzelnen Regionen, die
ihren befonderen Charakter haben, durchgeführt werden kann.

Selbftverftändlich wird eine General-Diagnofe für den ganzen deutfchen Die Aufgabe der Landesplanung

Wirtfchaftskörper auf allgemeiner volkswirtfchaftlicher Grundlage zu machen
fein, wir aber werden unferen Rhein-Mainifchen Patienten durchleuchten
müffen, ehe wir fagen können, wie der allgemeine Wirtfchaftsplan auf unfer
Gebiet angewendet werden kann, und werden zunächft das Geftrüpp der
Tatfachen, der Grenzen und Refforts, geographifch-geologifche Verhältniffe,
Bevöfkerungsftruktur, Arbeitsverteilung, Siedlungs-und Wohnweife, Verkehrs-
einrichtungen und-inveftierungen durchdringen müffen, ehe wir fagen kön-
nen, wie etwa die generellen Maßnahmen einer Induftrieftandort-Verlegung
oder der Umfiedlung regional durchgeführt werden können.
In diefem Sinn ift die Landesplanung des Rhein-Maingebietes notwendig
als Gemeinfchaftsarbeit aller an ftädtebaulicher Planung Beteiligten, alfo der
Städte und Gemeinden, der Landkreife und der Provinzialverwalfungen, zu-
fammen mit den Auffichtsorganen der Regierungen. Es ift zu hoffen und zu
fordern, daß in diefer Gemeinfchaftsarbeit klare Richtlinien für einen zweck-
mäßigen Ausbau des Rhein-Maingebietes gefunden und in die Tat umge-
fetjt werden.

2. Teil

Was man fo als Rhein-Mainifches Wirtfchaftsgebiet bezeichnet, ift heute in

fechs deutfche Länder zerfplittert. Am eigentlichen Kerngebiet mit einem Die geopolitifchen Verhältniffe

Kreis von 50 km um den Mittelpunkt Frankfurt a. M. find immer noch drei
deutfche Länder beteiligt. Die merkwürdige Stellung der Stadt Frankfurt in
diefem Gebiet wird klar, wenn man hört, daß von den 75 km der Begren-
zungslinie des Stadtgebietes, 35 km Grenze zum Freiftaaf Heffen bilden.
Das Rhein-Maingebiet ift politifch fo außerordentlich zerriffen, weil es, wie
wenige, politifche Eingriffe von außen zu erdulden hatte"), und weil es in-

*) Siehe Rhein-Mainilcher Atlas von Behrmann-Maul 1929.

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