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Das neue Frankfurt: internationale Monatsschrift für die Probleme kultureller Neugestaltung — 5.1931

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Schroeder, Gerhard: Die regionale Planung im Rhein-Main-Gebiet
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https://doi.org/10.11588/diglit.17293#0278

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(Opel, die induftrielle Streufiedlung Württembergs und Niederfchlefiens und
Ford), ja fogar das Vorgehen der Induftrie felbft, welche die Grofjftadt nicht
mehr in dem Mah fucht, wie einft in der Gründerzeit.

Der Grundfafj allein, dah dieWohnung in Fufjgängerentfer-
n u n g von d er Arbe i ts f tä tte I i egen foll, wird d i e E vo I ut i o n der
Deze n tr a I i f i er u n g der Arbeitsftätten hervorrufen. Wir dürfen es
als Zukunftsbild ruhig ausfprechen, dafj die kompakte Anlage von Grofjin-
duftrieen innerhalb der Städte ein Fehler war, dafj die Auflockerung der
Bebauung fchon deswegen gefordert werden mufj, weil ohne fie ein Zufam-
menhang zwifchen Arbeits- und Wohnftätte nicht hergeftellt werden kann.
Das bedeutet wahrfcheinlich den Umbau unferer Städte, der fich ja in Still-
egungen von Induftrieen und Unvermietbarkeit von Wohnungen ankündigt.
Ich möchte nicht falfch verbanden werden: Ich (ehe darin keine Verödung
oder Verelendung unferer Städte und keine Schädigung der kulturellen
Miffion, die fie bisher gehabt haben. Lediglich das Fehlen einer plan-
mähigen Siedlungspolitik hat früher die Grofjftadt-Induftrieen gefchaffen.
Grofjinduftrie und Stadt gehören aber nicht unbedingt zufammen. Wenn
durch Umbau die eigentliche Bedeutung der Städte als der Köpfe des Wirt-
fchaftsgebietes herausgearbeitet wird, fo wird das wefentlich zu Ordnung,
Klärung und Rentabilität im Ganzen beitragen.

Wir dürfen daher auch ruhig ein Zukunftsbild entwerfen, wie vielleicht ein- Das Wohnen
mal eine folche Dezentralifierung der Induftrie und der Arbeiterwohnungen
im Rhein-Main-Gebiet ausfehen könnte, wenn man als Stüfjpunkt für neue
Induftrieen z. T. die vorhandenen kleinen Städte wählt und vor allem die be-
gehenden Eifenbahnen benutjt. Diefes Zukunftsbild foll nicht anders als ein
Schema genommen werden. Es ift felbftverftändlich, dafj es nur eine ganz
grobe Darftellung einer Idee ift, welche auf praktifche Brauchbarkeit noch
geprüft werden mufj. Einwendungen dagegen liegen auf der Hand und
werden gemacht werden: „Neubau von Fabriken, von Wohnungen, von
Schulen und öffentlichen Einrichtungen, woher foll das Geld dafür genommen
werden?" Nun, der Wert eines Gedankens liegt nicht allein in feiner un-
mittelbaren Realifierbarkeit! Wenn aber der Grundfatj der Einheit
zwifchen Fabrik und Wohnung, zwifchen 5 Stunden-Tag und
nebenberufl ich er Siedlung eines Tages anerkannt werden follte,
dann würde über diefesZukunftsbild ernfthafter zu reden fein,
als es heute möglich ift. Dann wird fich vielleicht herausftellen, ob die
Mittel für diefe Entwicklung zur Verfügung geftellt werden können, und ob
fie damit volkswirtfchaftlich richtig und rentabel angelegt werden. Das allein
wird der Prüfftein für die Frage der Dezentralisation der Induftrie und der
Umfiedlung fein. Man kann aber hierzu feftftellen:
Die vorhandene Wirtfchaftsftruktur wird nicht grundlegend verwandelt.

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