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Peust, Carsten
Das Napatanische: ein ägyptischer Dialekt aus dem Nubien des späten ersten vorchristlichen Jahrtausends ; Texte, Glossar, Grammatik — Göttingen, 1999

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.31318#0137

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- 132 -

r

statt U4
statt 'T^ V12

statt CD^ U9
statt II Zi

^ statt U19

Zwei Zeichen ähneln weniger dem Hieratisch-Demotischen als den Kursivhieroglyphen der ägyptischen Totenbuch-
manuskripte:
LoL statt ^ Gi £ statt Gi7
Neben den hieratisierenden Formen kommen die Normalformen häufig ebenfalls vor, wobei die einzelnen Texte sich
unterschiedlich verhalten können (für Details 1®* § 9 unter den einzelnen Zeichen). Insgesamt lässt sich sagen, dass
die Tendenz zu hieratisierenden Zeichen, genauer: die Fusion des kursivschriftlichen und des hieroglyphischen
Schriftsystems bei Nastasen am stärksten ausgeprägt ist. Andererseits hat H insgesamt eine größere Neigung zu flüch-
tigen, schnell zu schreibenden Zeichenformen, weshalb gewisse Varianten, die in besonderem Maße eine graphische
Vereinfachung mit sich bringen, gerade in H am beliebtesten sind (-, £L )•
Manche speziell napatanischen Zeichenformen lassen sich nicht aus dem bekannten Hieratischen oder Demotischen
erklären. Hier könnten entweder Besonderheiten der bislang nicht belegten nubischen Kursivschrift vorliegen, oder
aber die Zeichenformen haben andere Ursachen. Beispiele für Sonderformen dieses Typs sind:
0 / statt ^ D2 ^ statt (^2 F22
ß M2 ^ statt M12
U28

statt

statt

J statt

Qk G47
±gk N3i

{

statt

11.3 Einfluss der Kursive auf das Graphiesystem

Die Hieroglyphen und die Kursivschriften unterscheiden sich nicht bloß in den Zeichenformen, sondern es bestehen
auch beträchtliche Unterschiede auf der Ebene des Graphie s y s t e m s, die in der Ägyptologie allerdings noch nie
konsequent untersucht worden sind. Systematische Differenzen einfacher Art ergeben sich durch die Tatsache, dass
mehrere Hieroglyphen in der Kursive zusammenfallen, während die Kursivschriften Distinktionen besitzen, die
wiederum der Hieroglyphenschrift fremd sind.
Reflexe hiervon finden wir nun auch in der napatanischen Graphie. So können Grapheme, die in der ägyptischen
Hieroglyphenschrift unterschieden werden, im Napatanischen durch Einfluss der Kursivschrift zusammenfallen:
• Das bei Nastasen gebrauchte geschlechtsneutrale Gottesdeterminativ entspricht sowohl dem ägyptisch-hiero-
glyphischen Determinativ jj^ A40 für männliche Gottheiten als auch Determinativen wie O H8 und I12 für
weibliche Gottheiten. Vorbild waren die ägyptischen Kursivschriften, wo Kursivformen von als Determina-
tiv für Gottheiten beiderlei Geschlechts stehen können.
entspricht mehreren ägyptischen Vogelhieroglyphen (_^7 G3y, G35 und G41)
jLL{ entspricht sowohl G17 als auch j) M29.
entspricht sowohl '-rrs-' N16 als auch 1-1 N3y / \~lla N3ya.
(V, entspricht sowohl (V, N29 als auch Q U3o.
entspricht sowohl j| T22 als auch der Gruppe V7 + N35.
Auch das gelegentliche Füreinandereintreten der Einkonsonantenzeichen <==> <r> und cTzt) <d> dürfte durch ihre
weitgehende Ähnlichkeit in den ägyptischen Kursivschriften bedingt sein (Csr’ wrd “ermatten” und Trrqt [Toponym] in
§ 16 bzw. § 20).
Auf der anderen Seite können durch den Einfluss der Kursivschrift im Napatanischen gerade zusätzliche Distinktionen
entstehen. Schon dadurch, dass vielfach normal-hieroglyphische und hieratisierende Zeichen nebeneinander existie-
ren, hat sich das napatanische Schriftsystem zahlreiche neue formale Distinktionen geschaffen, wenn diesen auch ge-
wöhnlich keine erkennbaren Funktionsunterschiede entsprechen. Eine wirklich über die ägyptische Hieroglyphen-
schrift hinausgehende Differenzierung liegt mit der folgenden Opposition vor:
als Phonogramm <g> vs. Q als Logogramm ns.t “Thron”, meist auch im Hieratischen differenziert,

ffi

während die ägyptische Hieroglyphenschrift für beide Funktionen nur ein einziges Zeichen © W11 besitzt.
Es können sich auch noch komplexere Korrelationen ergeben. Beispielsweise wird das ägyptische 22 N23 im Napata-
nischen bald durch ' w""' Yi , bald durch D54 ersetzt, die dazu beide auch noch in ihren normalen Funktionen
 
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