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Peust, Carsten
Das Napatanische: ein ägyptischer Dialekt aus dem Nubien des späten ersten vorchristlichen Jahrtausends ; Texte, Glossar, Grammatik — Göttingen, 1999

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https://doi.org/10.11588/diglit.31318#0225

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(±912: 122) “Per-sennut”, Grimal (1981b: 104) Pr-sn.t “sanctuaire d’Amon de Napata”, Eide et al. (1996: 444)
“shrine”. Möglicherweise ist der Begriff mit snw.t, Bezeichnung eines Heiligtums (Wb IV 152E) zu vergleichen. Die-
ses snw.t ist besonders als Heiligtum des Min bekannt und kommt auch in einer Inschrift des Taharka vor (Parker &
Leclant & Goyon 1979: Anm. 75 auf S. 53, dort weitere Literatur). Aus Vorsicht behandele ich den Terminus jedoch
wie einen Eigennamen und übersetze “Tempel Pr-snw”.

Prh
Mutter des Nastasen
N i
Wps
(feindliches Land oder Volk, vgl. Zibelius 1972:
N45
^t>4)
Pth
Ptah (Gott)
H 121
N 3

In N 3 steht nur Pt. Es ist entweder p.t “Himmel” zu lesen (Maspero 1875: 204, Anm. 4) oder zu Pth zu emendieren
(Brugsch 1877: 23, im Anschluss an ihn alle folgenden Bearbeiter: Schäfer 1901: 95, Budge 1912: 141 [zweifelnd],
Kacnel’son 1975: 65, Eide et al. 1996: 474). Ich ziehe letzteres vor, da die Schreibung für p.t gleichfalls ungewöhnlich
wäre und inhaltlich weniger naheliegt.

‘qn.t
(Stadt, nach dem Textzusammenhang in
Unternubien, vgl. Zibelius 1972: 101)
H 93
Rc
Re (Gott)
(z.T. mit Artikel als p>-Rc, 1®” § 23.2.4)
H e, h, 2, 3, 4, 37, 79, 84, 99, 105, 111, 156
N e, p, x, y, 1, 4 bis, 12, 17, 20, 21, 23, 26, 29,
42, 43
A c, i3
(D3? auch KJ-cnh-Rc, Jmn-Rc, Mri-Rc, Wsr-m>c.t-
Rc Stp.n-R1)
Rc-Hrw->h.tj
Re-Harachte (Gott)
N m
Rc-msi-(sw)-
mri-[Jmn\
(Königsname; Vorgänger des Ari?)
A 10


Hier liegen, was den bisherigen Bearbeitern entgangen ist, Reste einer Kartusche vor. Nachdem Ari beschrieben hat,
welche Opfergaben er dem Amun darbrachte, ist an dieser Stelle davon die Rede, dass “das Kind” oder “die Kinder”
(ms) des betreffenden Königs dem Amun ebenfalls Opfergaben darbringen. Wenn Ari sich mit diesen Kindern in eine
Reihe stellt, so ließe es sich denken, dass diese seine Geschwister und der bewusste König damit Aris Vater (oder
vielleicht besser Onkel, vgl. das in §4.4 Anm. zur nubischen Erbfolge gesagte) ist. Es würde dann ausgesagt werden,
dass sich an Aris Opfermaßnahmen auch seine Geschwister (bzw. Brüder) beteiligen. Eine solehe Aussage wäre des-
wegen besonders naheliegend, weil nach dem nubischen Thronfolgeprinzip die Brüder der Reihe nach thronberechtigt
sind (siehe Priese 1981 und die eben zitierte Anmerkung) und daher die jüngeren Brüder eines Herrschers schon
frühzeitig an königliche Aufgaben herangeführt werden müssen.
Nun zur Kartusche selbst. Bei der Kollation konnte ich folgende Vertiefungen feststellen:
Dass es sich bei den Spuren am rechten Rand um Reste einer Kartusche handelt, halte ich
für sicher (man vgl. die Form der Kartuschen im Giebelfeld dieses selben Textes). Die Kar-
tusche befindet sich in einem stark abgeriebenen Bereich, in dem einerseits an ursprünglich
beschriebenen Stellen teilweise keinerlei Spuren mehr übriggeblieben, andererseits sekun-
däre Kratzer zu verzeichnen sind. Je nachdem, welche Vertiefungen man für Zeichenreste in Anspruch nehmen
möchte, kann man zu unterschiedlichen Lesungen gelangen. So ließe sich etwa zunächst ein ji j erkennen. Der sl-
R'-Name einiger meroitischer Herrscher, z.B. Ergamenes II, enthält das Namenselement Insgesamt bleibt
dieser Ansatz graphisch jedoch unbefriedigend.
Paläographisch deutlich besser wäre eine Ergänzung zu f]ffjj ] ■ Unter Einbeziehung der weiter links gelegenen Spuren
könnte man ein \ ff| erahnen. Diese Lösung hat zunächst den Nachteil, daß sie keine Identifikation mit einem zeit-
genössisch belegten nubischen König ermöglicht. Ich habe in § 5.5 beschrieben, dass Ari einer Gruppe spätnubischer
Könige angehört, die sich in ihren Namen und in anderen Merkmalen an die Ramessiden anlehnen (“Ramessidische
Renaissance”). Die erhaltenen Zeichenreste, wenn sie richtig gedeutet sind, erinnern an den 5j-7?f-Namen Ramses II
Rc-msi-sw-mri-Jmn, so dass man versucht ist, die Kartusche etwa zu ( (jrTT?,.' f zu ergänzen. Dass diese Zei-
chenanordnung sich so bei Ramses II nicht genau wiederfindet, ist nicht weiter störend. Es ist insofern besonders
plausibel, dass der mögliche Vorgänger Aris gerade diesen Namen trug, als Ari selbst den ns«;-6y.t-Namen Ramses
II Wsr-mP.t-Rc Stp.n-Rc führt. Ob Rc-msi-siv-mri-Jmn als 5j-A<-Name oder als /isHJ-Ay.t-Name des Vorgängers Aris
fungierte, kann ich nicht entscheiden.
Es braucht nicht betont zu werden, dass sowohl die hier vorgeschlagene Lesung der Kartusche als auch ihre Zuwei-
sung zu Aris Vorgänger nicht als gesichert gelten können.
 
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