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Peust, Carsten
Das Napatanische: ein ägyptischer Dialekt aus dem Nubien des späten ersten vorchristlichen Jahrtausends ; Texte, Glossar, Grammatik — Göttingen, 1999

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https://doi.org/10.11588/diglit.31318#0226

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-221 -

Jry-mrj-Jmn
Ari (Königsname). Zur Lesung C3P auch den
Namen Sj-Jmn-mri-Jmn unten.
A b, 1, i3
Jry.t
(nubische Stadt)
A 3
Jrw
(Fürst von Rhrhs)
H 106
Rbdn
(Fürst von Jkrkr)
N41
Rbr
(feindliches Land oder Volk, vgl. Zibelius 1972:
idl) _
N 5°
\Jrg[..]t
(Fürst der Mdy)
H 83f.

Einmal schon in der ägyptischen 25. Dynastie, dann noch mehrfach in der napatanisch-meroitischen Epoche ist ein
Element ar(V)k- am Beginn von Personennamen bezeugt (ägyptisch jrk- ~ jrq- ~ jrg-, meroitisch araka- ~ araki- ~
areka— areki- ~ arika-, in griechischer Transkription in dem Königsnamen Epy-a|ievT]<;). Griffith (1911: 23) und
dann ausführlicher Priese (±968: 184-188) haben dieses Element, das auch im Königsnamen Irike-Amanote vorkommt
(C3t” Diskussion zu ntr), mit dem in Meroitischen häufigen Verb arike ~ erike ~ yerike etc. verbunden und als “erzeu-
gen” gedeutet. Dieses Wort lässt sich mit altnubisch t3p<\K- “gebären” zusammenstellen (iß? § 6.2.6).
Dieses Element dürfen wir wohl auch in dem hier zu besprechenden Namen voraussetzen. Der Kontext ist nicht recht
klar, doch scheint es sich um einen Fürsten der Mdy zu handeln. Dabei wäre die Tatsache bemerkenswert, dass die-
ser einen meroitischen Namen trägt. Das könnte möglicherweise ein Licht auf die Identität der Mdy werfen. Anderer-
seits muss man bedenken, dass Personennamen zu denjenigen Sprachelementen gehören, die am leichtesten überhaupt
entlehnt werden. Dies lässt sich schon am Deutschen leicht illustrieren, wo ursprünglich deutsche (germanische)
Personennamen eine gewisse Rarität darstellen. Das Phänomen ist nicht auf die Neuzeit beschränkt, sind doch auch
etwa die meisten Namen von Kopten nicht koptischen, sondern griechisch-lateinisch-hebräischen Ursprungs.92

Rhrhs | (feindliches Land oder Volk) H 74, 100, 105L
Schreibungen: B [Qpl Ul'1—15 (H 74); ü [q] p“] gj] (H 100,105L). Von den neun Feldzügen Harsijotefs
sind allein drei gegen das Feindvolk der Rhrhs geriehtet. Bei diesen handelt es sich neben den Mdy, die, wie wir
oben sahen, vermutlich eher im Norden angesiedelt waren, um den zweiten Hauptfeind des Reiches. Harsijotefs Feld-
ziige haben keinen offensiven Charakter, sondern sind allesamt Reaktionen auf Einfälle der Rhrhs in das Reich, zwei-
mal explizit in die Stadt Meroe (m-hnw-n Brw.t, H 101, 106). Dies spricht dafür, dass es sich bei den Rhrhs um eher
im Südteil des Reiches zu lokalisierende Nomaden handelt, die von Zeit zu Zeit pliindernd das Niltal heimsuchten.
Wahrend die Rhrhs bei Nastasen nicht vorkommen — ein möglicher Grund könnte sein, dass Nastasens Auseinander-
setzungen mit diesen Gegnern nicht erfolgreich verliefen —, spielen sie eine Rolle in der Inschrift des Irike-Amanote.
Als der zukiinftige König seine Krönungsreise von Meroe nach Napata unternehmen möchte, muss er zuerst die R(h)rhs
1A23J D1 e (s'c) vertreiben, die sich pliindernd hr mht.t n sp.t tn “im Norden dieses Bezirkes (= wohl von Meroe)”
aufhalten und so vielleicht die Reise behindern (Spalte 6 = Macadam 1949: 51 mit Anm. 12 auf S. 54; Tf. 17, 22).

Jrkr.t
(nubische Stadt)
CO
Ci
X
Jrrs
(ein Land oder Volk, das zur Stadt Ms.t
gesagte)
N53
Jrt.t
(Teil von Nubien, vgl. Zibelius 1972: 87-89)
N 16, 24
Jrtny.t
(nubische Stadt, vgl. Zibelius 1972:88)
H i.47f-
Rtq
(feindliches Land oder Volk, vgl. Zibelius 1972:
145)
N45
S.t-jb
(Teil des Amun-Tempels)
N 20, 3o, 3i

Der Ausdruck bezeichnet einen Teil des Amun-Tempels am Gebel Barkal, in dem der König jeweils zwei Rinder ent-
gegennimmt (zum Opfern?). Man war aufgrund dieses Kontextes wie auch des Determinativs stets bestrebt, die Grup-
pe im Sinne von “Opferstätte” iibersetzen zu können. Das Zeichen 'O1 versteht Maspero (1876-78: 129) als Graphie-
variante der Hieroglyphe ^ z>. Er zieht das seltene Wort ztw “abschneiden” (vgl. Wb III 419,12) heran und gelangt
zu einer Übersetzung “la maison du decoupement, l’abattoir, la chapelle du sacrifice”. Brugsch (1877: 24L) übersetzt
■O1 in Verbindung mit dem Determinativ als “schlagen” und scheint dabei das Verb hwi im Auge zu haben. Expliziter

92 Wenn wir in der Aufstellung koptischer Personennamen bei Heuser (1988), die allerdings nur bis CN- reicht,
einmal nur diejenigen koptischen Namen betrachten, die so häufig sind, dass ihre Belege mehr als eine halbe
Spalte füllen (wobei ich alle Schreibvarianten zusammenfasse), so finden wir darunter sechzehn griechische Na-
men (£\0\N<\CIOC, <\NC2,ANApOC, \N\CT\CIOC, \N\TONlOC, \NApC\C, \nO\N(Ü ~ \NONNü)NIOC, \piCTO-
cf><\NHC, \pCCNIOC, 6ACINCIOC, rCCüpCIOC, rpHCOpiOC, AHAHTpiOC, AIONVCIOC, AIOC, AIOCKOpoc, A(üpO-
OCOC), sechs hebräische (wpCÜN, <\ßp<\2<\A, ANANIAC, CAßpiHN, AANIHN, AAtTCIA), drei lateinische (ANTCÜ-
NIOC, ßlKTCüp, CCPAANOC), einen aramäischen (ß\pOO?tOAAIOC), einen unklarer Herkunft (AAAIANOC) und nur
drei ägyptische, diese teils noch in gräzisierter Form (AAACÜN ~ AAACÜNIOC, ANO’ö’H, 6HCA ~ 6HC\piON).
 
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