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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 4.1902

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Rheinisches Kunstleben
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offenbar in die Lehre. Was ihm daran ge-
messen fehlt: ist die Fülle und die Kraft der
Anschauungen, das volle bildmäfsige, das z. B.
im „Fähnlein der sieben Aufrechten*- durch die
langen Vaterlandsreden hindurch lebendig hält.

Aber sich so an dem Höchsten zu messen,
ist des Dichters eigene Sache. Wir dürfen das
Beste, was uns die letzten Jahre an epischen
Werken zugetragen haben, daneben legen: es
bleibt ein bedeutendes Werk. Einzell.


Glasfenster.

Kunstglaserei F. W. Holler, Krefeld.

Rheinisches Kunstleben.

ZÜRICH. Frühlingsfest des Lesezirkels
Höttingen. — Theater. — Konzerte.
Am 8. März feierte der Lesezirkel Höttingen sein
alljährliches Frühlingsfest. Diese von einer einheitlichen
litterarischen und künstlerischen Idee getragenen geselligen
Veranstaltungen grossen Stils, welche äusser den regulären
Mitgliedern immer noch einen sehr starken Zuzug von
Eingeführten aufweisen — man spricht diesmal von etwa
4000 Teilnehmern — erfreuen sich einer ausserordentlichen
Beliebtheit. Die leitende Idee war dieses Jahr, den Lauf
des Rheins von seinem Ursprung bis zur Mündung in
der Dekoration der Säle, dem Kostümfest und Festakt,
sowie in den litterarischen Festgaben zur Darstellung zu
bringen. Es war alles vorzüglich gelungen und von
reichster Wirkung. An der Dekoration hatte sich die
hiesige Künstlerschaft in dankenswertester Weise beteiligt;
die Regie des dramatischen Festaktes, dessen Text Frau
Dr. Bleuler-Waser mit viel Verständnis und poetischem
Sinn verfasst hatte und bei welchem etwa 600 Kostümierte
mitwirkten, war Direktor Reuker vom Stadttheater über-
tragen worden. Als eine Gabe von bleibendem Wert darf
das bei diesem Anlass entstandene Liederbuch „Dem
Rhein entlang“ bezeichnet werden, eine reiche Sammlung
lyrischer Gaben in Schriftsprache und Dialekt, die den
Rhein feiern.
Im Stadttheater sind wir in der Periode der Gastspiele.
Äusser den schon früher erwähnten Gästen hatten wir
noch Gelegenheit, Sada Yacco zu bestaunen, Bertram zu
hören, uns von Irene Triesch rühren zu lassen; im
Moment beherrscht Klein vom Lessingtheater in Berlin
das Interesse.
Die alljährlich den grossen Abonnements-Konzerten
in der Tonhalle folgenden sogenannten vier „populären
Symphoniekonzerte“ haben uns diese Saison einen ganz
exquisiten Genuss gebracht: sie sind ausschliesslich
Brahms gewidmet, der unter dem Dirigentenstab Hegars
zu seiner vollen Schönheit und all seinen ergreifenden
Zaubern ersteht.

BASEL. Böcklinsaal. — Sandreuter-Ausstel-
lung. — Theater.
Vor einigen Wochen sind aus dem Böcklinsaal unseres
Museums die letzten nichtböcklinischen Bilder ver-
schwunden, und die betreffende Sonderabteilung ist nun
dem grossen Basler Meister ganz allein gewidmet. Die
Basler Böcklin - Sammlung ist, wie auch von ausser-
baslerischer Seite, nämlich von dem Berliner National-

galerie-Direktor Hugo von Tschudi, letzthin (in dem
Mappenwerk „Die Werke Arnold Böcklins in der Kgl.
Nationalgalerie zu Berlin“) zugestanden worden ist, „von
allen Böcklin-Sammlungen die kompletteste“, da sie
„wenigstens einen Ansatz zu einem Überblick über das
Werk des Meisters und zu einem Einblick in die Entwicke-
lung seiner künstlerischen Ausdrucksmittel“ biete. Es dürfte
nun von Interesse sein, diesen Satz etwas näher zu be-
legen, denn gerade in jüngster Zeit ist — wir haben
in dieser Zeitschrift dann und wann darüber berichtet —
die Basler Böcklin-Sammlung in einer Weise bereichert
worden, wie das in keinem früheren Jahre der Fall war,
und wir sind in Basel heute wohl noch besser als zur
Zeit der Abfassung des von Tschudischen Artikels im-
stande, mit dem Besitztum unseres Museums ein an-
näherndes Bild von der künstlerischen Entwickelung
Böcklins zu geben. — Aus dem Jahre 1847 oder 1848
schon stammt ein Porträt, das Bildnis von Prof. J.Mähly
als Student, von 1849 dasjenige der verstorbenen Braut
des Künstlers, Louise Schmidt; zwischen 1849 und 1850
sind zwei kleine Hochgebirgsbilder „Wasserfall“ und
„Gemsen am Gebirgssee“ entstanden. — Dann klafft
allerdings eine Lücke bis 1862: aus dieser Periode von
12Jahren (Böcklins erster Römer-, zweiter Basler- und erster
Münchnerzeit) besitzt das Basler Museum nur ein Werk,
allerdings ein sehr charakteristisches, eine „Waldlandschaft
mit ruhendem Pan“ (1855/56); dann folgt das in Weimar
gemalte Hauptbild des Jahres 1862, die 1,68 auf 3,43 Meter
messende „Heroische Landschaft mit einer Jagd der Diana“.
Aus dem Jahre 1863 (Rom) stammen zwei vortreffliche
Bildnisse: ein „Römerkopf“ und „Viola, Idealporträt einer
römischen Dame“. Nicht im Museum, aber doch in einer
öffentlichen Sammlung, nämlich in der kleinen, aber aus-
gezeichneten Galerie des Kunstvereins (Kunsthalle) be-
findet sich das wunderbare Bild von „Böcklins Frau als
Muse“ aus dem Jahre 1863. Das Hauptwerk des Jahres
1866 (dritter Basler Aufenthalt) ist der „Petrarca an der
Quelle von Vaucluse“, ein Bild, das mit einem „römischen
Frauenkopf“ von 1867 erst vor kürzester Zeit der Samm-
lung einverleibt worden ist und ihr zur hohen Zierde
gereicht. Die Jahre 1868—1870 haben dem Basler Museum
seinen köstlichsten Schmuck gebracht, die drei grossen
Treppenhausfresken „Der Geist der Natur“, „Flora“ und
„Apollo“, dazu die drei Köpfe „Medusa“, „Kritikus“ und
„Fratze“; zum „Geist der Natur“ besitzt das Museum
ausserdem einen farbigen Karton und eine Aktstudie.
Das Jahr 1868 ist ferner durch das grosse Ölbild

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