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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 4.1902

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Scheuffgen, Franz J.: Abtei Himmerode
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Mundart von Prüm und der Umgegend in der Eifel: ein Bauer über die Prümer Stutzer
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Mundart von Densborn und anderer Ortschaften des Kreises Prüm in der Eifel: Zwachjesprich töschend der Muoder en dem Suohn
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https://doi.org/10.11588/diglit.49103#0155

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dem Kloster. Die Kunde von diesem traurigen
Zustande drang bis zu dem hl. Bernard, er trug
die Sache seinen Brüdern vor, und die General-
versammlung der Cistercienser beschlofs, den
Heiligen selbst nach Himmerode zu senden,
damit er den alten Bufs- und Arbeitsgeist unter
den Mönchen wieder neu belebe. Im Frühlinge
langte er da an und hielt seine Ermahnungen,
durch die er sonst in
kurzer Zeit Aller Herzen
erschütterte, aber die
alte Schlaffheit blieb.
Bernard zieht sich in
seine Zelle zurück und
denkt betrübt darüber
nach, was wohl seinen
Brüdern Starkmut und
Bufssinn geraubt habe.
Die Zelle lag in der Nähe
des Gartens, und Maien-
duft dringt in sein Zim-
mer und hundertstimmi-
ger Nachtigallengesang
schlägt an sein Ohr,

so dafs er, in liebliche Träume versunken, alles
um sich her vergifst und den Klang der Vesper-
glocke nicht hört. Bis spät in die Nacht hinein
lauschte er dem lieblichen Gesänge und noch
im Traume hörte er der Nachtigallen Stimme, bis
ihn der Chorgesang der Mönche erweckte. Jetzt
war ihm klar, was die Mönche gefangen hielt:
in zorniger Entrüstung verbannte er die Nachti-
gallen aus Himmerode.
Sie flogen erschrocken
davon und nahmen ihren
Weg auf Heisterbach zu.
Vorher aber lud sie ein
trauter, dunkler Hain in
Honnef zur Niederlassung
ein, und von da an hallen
die sieben Berge wieder
von dem Gesänge der
Vögel im Nachtigallen-
wäldchen, und sie loben
im Verein mit den
frommen Schwestern in
Nonnenwerth den Herrn
im Himmel.


Mundart von Prüm und der Umgegend
in der Eifel.
Ein Bauer über die Prümer Stutzer.
Knaps dät die Brimmer Joungen leen kounä stöhn, * 1
Da wollen sä och alt ä jän2 Werthshouser john,3
Gähld verzärren, en mössig zä john,
Kleeder, wie jän gruss Härrän, zä trohn,4
Jän Löck5 zä erwüschen®, en Schuld zä maagen,7
En a jäm Änn,8 wenn mer ä jät9 foddert, Ennen ouszälaag’n.10
Mer soull11 wollen, dät sä all’ krapierten,
Wenn dä Loudern neist12 Bässeres stoudierten.
Ä jär13 Schoull hann sä jät Schreiwen geliehrt,
Drümwöll14 sen sä ä jäm Kopp ä su15 verstiehrt,
En meenen, sä kinnten mät winnigem Schreiwen
Zä Läfelank än Härrä-Lefen treifen.18
Ät treht17 öch Schnoudler efer18 net dahr,
Wart, där jäht däs rischt19 spohter gewahr,
Dah, wenn der öch eweil20 gehierig bediecht,21
Dah sät22 där sälwer, ät jet ous fei schliecht,23
Straak kreien mer24 keen Toug mieh25 geborgt,
En dahn ha mer Niemä28 mieh, dä fürr ous sorgt. —
Joh freilich, irr Kleeder sen27 arg verschiess,
Siernoh28 sen sä jou gaanz zäräss’,29
En hatt där30 keen mieh, dah krecht där keen mieh,
Dah frihssen öch a jäm Änn jän Läus ä jän Flieh.31
Wenn där eweil32 noch arbettä kiennt,33
Dah wir Mahliecht34 ä su vill verdiennt,35
Dät där öch alt36 su spierlich dourch kiennt schlon.37
Där kiennt jou och Tirtäs-Boutzen38 trohn,
1 allein können stehen. 2 auch schon in die. 3 gehen.
4 tragen. 5 die Leute. 6 d. h. hintergehen. 7 machen.
8 und am Ende. 9 man etwas. 10 auszulachen. 11 man
sollte. 12 nichts. 13 in der. 14 darum. 15 so. 18 treiben.
17 es trägt. 18 aber. 19 ihr werdet das erst. 20 ihr euch
jetzt. 21 bedächtet. 22 sagtet. 23 es geht uns sehr schlecht.
24 bald bekommen wir. 25 mehr. 28 Niemand. 27 sind. 28 bei-
nahe. 29 ja ganz zerrissen. 30 und habt ihr. 31 und die
Flöhe. 32 ihr jetzt. 33 könntet. 34 Dann würde Jeder. 36 so
viel verdienen. 38 ihr euch schon. 37 schlagen. 38 Zwillich-
Hosen.

En bricht39 kee Wing40 en Biehr mieh zä tränken,
En kiennt a gescheerter Saagen41 dänken.
Hatt där öch och su ahlt en stompig42 geschriewen,
Dah jäht43 där doch ändlich va jäm Biro44 getriewen,
En dah währt dä Behtelsaak angehangen,
En dah jet45 van eener Dirr48 zur annrer gangen.
Mundart von Densborn und anderer Ort-
schaften des Kreises Prüm in der Eifel.
Zwachjesprich löschend1 der Muoder2
en dem Suohn.
Muoder: Heh, Nyles,3 o!
Nyles: Wahd ess?4
Muoder: Wuh bess de?
Nyles: Eleih.5
Muoder: Wahd dehs d’ eloa?8
Nyles: Neihst.7
Muoder: Hoaste neihst jehurrt8 voan dingem Bruoder?
Nyles: En deed.9
Muoder: Wuh ess en10 dahn?
Nyles: Uos Happit11 ess och hei'2 bey mer.
Muoder: Wahd maacht dahn dähn?'3
Nyles: Eije, dän hölleft14 mier.
Muoder: Wenn der15 dah rehd18 seidt, dah kuder17
eroaf18 ähssen.19

39 brauchtet. 40 Wein. 41 Sachen. 42 d. h. arbeits-
unfähig. 43 werdet. 44 von dem Bureau. 45 wird. 48 Thür.
1 zwischen; das ö nähert sich in der Aussprache mehr
dem einfachen, tiefen „e“. 2 Diese Mundart hat zwei Laute,
welche in der Schriftsprache nicht vorkommen, es sind die
Doppellaute „uo“ und „ua“. 3 Kornelius. 4 Was ist?
5 Hier. 8 Was thust du da? 7 Nichts. 8 gehört; wird, wie
hier, häufig mit jesien (gesehen) verwechselt. 9 Bejahung,
gleichbedeutend mit: jawohl. 10 er. 11 unser Johann Peter.
12 hier 13 der. 14 der hilft. 15 ihr. 18 dann fertig. 17 kommt
ihr. 18 herab. 19 essen.

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