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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 4.1902

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Schmitz, W.: Ein Denkmal romanischer Baukunst im Sauerthal: (die Pfarrkirche zu Wintersdorf, Kreis Trier)
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https://doi.org/10.11588/diglit.49103#0126

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Die Kirche in Wintersdorf.

Ein Denkmal romanischer Baukunst im Sauerthal.
(Die Pfarrkirche zu Wintersdorf, Kreis Trier.)

Nur Wenigen dürfte dies ehrwürdige Kirch-
lein bekannt sein, welches sich am luxem-
burgischen Grenzflufs Sauer über der preufsischen
Ortschaft Wintersdorf erhebt. Und doch ver-
diente ebensowohl das hübsche Landschaftsbild
wie die Kirche häufigere Besuche durch Freunde
schöner Natur und Baukunst.
Die beigegebene Abbildung zeigt uns die
alte Kirche in ihrer stimmungsvollen Front und
Umgebung. Als Merkwürdigkeit sei sogleich
bemerkt, dafs unter dem im Turm angeordneten
Chore eine Quelle entspringt, deren Wasser
sehr wohlschmeckend und von überaus er-
frischender Wirkung ist. Das stark sprudelnde
Wasser windet sich zwischen den Wurzeln
einer vor der Kirche stehenden uralten mächtigen
Linde durch, und ins Freie getreten, fliefst sie
mit starkem Gefälle rauschend durch den Ort,
um sich schon nach kurzem Lauf mit der Sauer
zu vereinigen.
Sollte nicht dem Umstande, dafs diese Quelle
unter dem Altäre entsprang, der für den Christen
als Quelle des geistigen Lebens gilt, eine sym-
bolische Bedeutung beizumessen sein?
Schon einige Jahrhunderte vor Christus hatte
sich an der Sauer eine für diese Zeit verhältnis-
mäfsig hohe Kultur entwickelt. Dies beweisen
die Ausgrabungen von Grabhügeln bei Winters-
dorf, welche durch das Trierische Provinzial-
museum im Jahre 1898 unternommen wurden.
In etwa dreifsig Grabhügeln fanden sich

zahlreiche zerdrückte Gefäfse mit reichen Ver-
zierungen aus der allerfrühesten und auch späteren
Hallstattperiode.
Auch die Römer hatten sich den anmutigen
Hügel zu Wintersdorf zu einer Niederlassung
ausgesucht, denn der hochgelegene Teil des
Dorfes erhebt sich auf den Ruinen einer römi-
schen Villa, von welcher bei den im Jahre 1896
vorgenommenen Ausgrabungen aufser einer mit
Marmor bekleideten Badekammer auch noch
Skulpturen und zerbrochene Thongefäfse zum
Vorschein gelangten. Noch vor einigen Monaten
wurden von diesem römischen Bauwerke
wiederum verschiedene Mauern mit Resten von
sehr interessanter Bemalung freigelegt.
Erst zu merowingischer Zeit erhalten wir
bestimmte Nachrichten über die Pfarrei Winters-
dorf. Alten Urkunden* zufolge hat König Dagobert
die Ortschaft Wintersdorf seiner Tochter, der
hl. Irmina, der Stifterin des Irminenklosters zu
Trier, zum Geschenk gemacht. Später sei
sodann, wie die Sage geht, von den Töchtern
der hl. Irmina auf den Trümmern der römischen
Niederlassung ein Filialkloster nebst Kirche er-
richtet worden.
Die dem hl. Jacobus geweihte Kirche war
eine dreischiffige Basilika, von welcher jedoch
* Bayer, Mittelrh. Urkundenbuch I, S. 9, 55, 256, 297.
Wenn auch die ersten Urkunden von 646 und 816 zweifel-
haft sind, so darf man doch die denselben zu Grunde
liegende historische Thatsache wohl als sicher annehmen.

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