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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 4.1902

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Mannkopff, Georg: Die Heilstätte Grünewald im Lieserthal
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Berbig, H.: Zur Geschichte des Trierer Kunstvereins
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https://doi.org/10.11588/diglit.49103#0170

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Die Heilstätte Grünewald im Lieserthal.


ei Manderscheid pflegen die Reisenden
das Lieserthal zu verlassen, um sich
durch den Kunowald den Ruinen des
Klosters Himmerode oder dem Kyll-
thale zuzuwenden. Und doch bieten

gerade die weiteren Partien der Lieser Punkte
von unvergleichlicher Schönheit. Wer die Mühe
nicht scheut, durch den Wald von Oberöfflingen
gegen die östlichen Abhänge der Lieser vor-
zudringen, wird sich hier durch den Blick über
die tief im Seitenthale der Kleinen Kyll einsam
liegende Neumühle und das scharfgezackte Massiv
des Mosenberges, welcher scheinbar aus tiefster
Thalsohle herauszuwachsen scheint, reich be-
lohnt finden. Ebensowenig bekannt sind die
waldreichen Schluchten der unteren Lieser mit

ihren Seitenthälern, die einsame Schiader Mühle
am Eingänge in das romantische Lambachthal
und die Pleiner Mühle, wo die Felsen das Thal
zu schliefsen scheinen und der Bach in schäu-

menden Kaskaden um die an den Felsen ge-
klebte Mühle sich herumwindet. Vielleicht liegt
hier die Zukunft für eine glänzendere Entwick-
lung der nahe gelegenen Kreisstadt Wittlich.
Tausende von Pferdekräften liefsen sich hier

mit verhältnismäfsig geringen Kosten durch
Errichtung einer Thalsperre (Stauwehres) ge-
winnen. Neuerdings hat diese Gegend noch
einen besonderen Reiz gewonnen durch die in
einem Seitenthale der Lieser mitten im städti-
schen Forst Grünewald errichtete Heilstätte
gleichen Namens. Scheinbar in stiller Einsam-
keit, und doch nicht fern vom Verkehr, ist hier
ein stattlicher Bau aufgeführt worden. Von
der Anstalt, die sich hoch aus dem sie um-
gebenden Laubwalde heraushebt, ergiebt sich
nach Süden ein Rundblick über den vorgelagerten
Eichen- und Fichtenwald hinweg zu den Bergen
der Mosel und den Spitzen des Hochwalds und

Hunsrücks, während man gegen Westen tief
unten die Lieser in weiten Bogen zwischen
hohen Bergen sich hindurchwinden sieht, welche
kulissenartig gegen das Thal vorgeschoben dem
Bilde einen reizvollen Abschlufs gewähren. Am
Ausgange des Lieserthales ist hier auch das
liebliche vallis, jetzt „Hof Vailz“ zu sehen, dessen
Besitz einst Erzbischof Albero von Trier (1139)
dem Kloster Himmerode bestätigte. Derselbe Erz-
bischof war es, welcher 1140 auf dem nahe-
gelegenen, einst dem Wodan geweihten Burg-
berge eine Veste zum Schutze seines Landes
gegen die Angriffe des Grafen Heinrich v. Namur
errichten liefs. Die Heilstätte verdankt ihre
Entstehung der Anregung des Oberpräsidenten
der Rheinprovinz, Exzellenz Nasse, und ist mit
Unterstützung der acht nördlichen Kreise des
Regierungs-Bezirks Trier, der Stadt Trier und
einer Anzahl hochherziger Wohlthäter vom
Kreise Wittlich errichtet. Sie ist zur Aufnahme
unbemittelter und minderbemittelter Lungen-
kranker bestimmt. Wenn der „Eifelführer“ von
der nahe gelegenen Kreisstadt Wittlich sagt,
dafs sie „ein für ihre Höhe aufserordentlich
mildes Klima besitzt“, so gilt dies noch mehr
von der Heilstätte, welche in einer Höhe von
290 m gegen rauhe Winde von Norden und
Osten vollkommen geschützt ist und doch infolge
der sie umgebenden Wälder und Berge der
erfrischenden Luft nicht entbehrt. Der Wanderer,
welchen sein Weg ins liebliche Lieserthal führt,
wird gewifs sein Auge gern auf ihr ruhen lassen.
Den Kranken aber, welche hier Genesung suchen,
möge der Blick auf die grünen Wälder und die
fernen Höhen neuen Lebensmut geben und ihre
Hoffnung auf den Segen dieses Werkes der
Nächstenliebe in Erfüllung gehen lassen.
G. Mannkopff.

Zur Geschichte des Trierer Kunstvereins.

Der 1895 begründete Kunstverein zu Trier verdankte sein
Entstehen einer Gemälde-Ausstellung.
Der Gedanke einer Gemäldeschau wurde zuerst von dem
stellvertretenden Museumsdirektor Dr. Lehner — jetzt
Direktor des Provinzialmuseums zu Bonn — gefasst, der im
Anfang November 1894 mit dem Regierungsrat Michaelis
— jetzt Oberregierungsrat zu Liegnitz — in Verbindung
trat und mit diesem zusammen einige kunstsinnige Herren
für einen Ausschuss gewann, welcher den nähern Plan
festsetzte.
Die Ausstellung fand im Januar 1895 im grossen Ober-
lichtsaale des Provinzialmuseums statt. Ihren Grundstock
bildeten Gemälde aus Trierer Privatbesitz, darunter neben
älteren Meistern Bilder von O sw ald A chenb ach, Bende-
mann, de Beul, Bredow, Hackers, Helfft, Hilde-
brandt, Hilgers, Hünten, Lauenstein, Meissener,
E. Preyer, F. Quaglio, Riedel, Rössler, Salentin,

Verboeckhoven, Volkhart, v. Wülle, Winnen-
berg u. a.
Die Nationalgalerie steuerte Gemälde von Diez, von
v.Gebhardt, Knaus, M ey ei'h eim, B. V a u tier, B o kel-
mann, Faldt, Braith, Kröner und Menzel bei.
Ausserdem wurde die Ausstellung von auswärts mit
Bildern namhafter Künstler wie Stuck, v. Uhde, Bracht,
Schleich, Kampf, Liebermann, Spatz, Seel,
Dou zette u. s. w. beschickt.
Um die Kosten der künstlerisch sehr erfolgreichen Gemälde-
schau zu decken, wurde die Ausspielung von Kunstwerken
geplant und ins Werk gesetzt. Voraussetzung für die
Genehmigung einer Lotterie war aber das Bestehen eines
Vereins, der sich denn auch am 4. Februar 1895 konstituierte.
Vorsitzender des Vorstandes wurde Regierungspräsident
von Heppe, dessen Stellvertreter Domkapitular Alden-
kirchen, Schriftführer Dr. Lehner. An den damals acht-

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