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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 4.1902

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Hettner, Felix: Römisches aus der Eifel
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https://doi.org/10.11588/diglit.49103#0114

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Fig. 13.

Fig. 14.

Fig. 15-

Familienähnlichkeit zu verstehen vermögen.
Auch würden sich dann die Jünglinge, die unter
den Berühmtheiten auffallend wären, erklären.
Wir erwähnten schon, dafs unter den Welsch-
billiger Hermen mehrere Köpfe — es handelt
sich um 20 — zweimal (z. B. Fig. 2 und 3),
einmal sogar dreimal vorkommen; teils sind es
Wiederholungen von derselben Hand, teils sind
es sichtliche Verschlechterungen, so dafs ein
ungeschickter Lehrling die Arbeit des Meisters
kopiert haben mufs. Man wird sich diese
Wiederholungen nicht anders erklären können,
als dafs der Künstler nicht imstande war, für
die erforderlichen 112 Hermen lauter verschiedene
Vorbilder aufzutreiben.
Bei der Aufstellung der Hermen scheint ein
sachliches Prinzip nicht durchgeführt worden
zu sein. Im Nebenbassin e sind zwar meist
Köpfe der römischen Familie, im Nebenbassin d
hauptsächlich Barbarenköpfe, in der ganzen öst-
lichen Hälfte des Hauptbassins keine Griechen-
köpfe aufgestellt worden, aber ein strenges
Prinzip ergiebt sich hieraus nicht, da die Römer-
und Barbarenköpfe sich auch an anderen Stellen
finden. Sehr auffällig ist, wie man mit den
Wiederholungen verfahren ist; man sollte denken,
man habe sie entweder als Gegenstücke ver-
wendet oder möglichst weit voneinander gerückt,
damit man das Vorhandensein der Dubletten
nicht gewahre, aber die meisten Wiederholungen
standen nahe aneinander ohne Gegenüberstellung.
Dafs die Hermen gleichzeitig entstanden sind,
ergiebt sich aus ihrer Verwendung am Geländer,
wobei natürlich die Einfügung des einen oder
anderen Stückes an Stelle eines beschädigten
nicht ausgeschlossen wäre. Auch zeigen, trotz-
dem die Arbeit verschiedener Hände an den
Köpfen zu bemerken ist, Haar- und Augen-
behandlung einen durchaus gleichen Stil. Mit
Ausnahme eines Idealkopfes und eines Römer-
kopfes (Fig. 1 und 12) sind bei sämtlichen die
Augensterne angegeben und zwar durch kreis-

förmige Iris und eine runde Vertiefung als Pu-
pille ; ganz vereinzelt findet sich die malerische
Darstellung der Pupille in Form des kleinen
Halbmondes, der Lunula, wie sie um die Mitte
des 2. Jahrhunderts aufkommt und in der
2. Hälfte desselben und im 3. Jahrhundert sich
immer mehr verbreitet. Deswegen möchten wir
die Entstehung des Geländers in die Mitte des
2. Jahrhunderts setzen, womit sich auch die
sorgfältige, saubere Ausführung, wie sie uns an
den Arbeiten der Zeit von Antoninus Pius in
unserer Gegend entgegen tritt und sich von der
flotteren Manier der folgenden Jahrzehnte ab-
hebt, gut reimt.
Die Köpfe der Hermen wenden sich alle
nach dem Innern des Bassins. Die umfang-
reiche Arbeit sollte man also nicht bei der
Promenade um das Bassin betrachten, sondern
vom Wasser aus. Der Hauptzweck des Bassins
war also sicher nicht, als Fischweiher zu dienen,
dafür wären ja auch die Betonierung und der
später hergestellte Plattenbelag nicht günstig.
Es war errichtet zum Baden und Schwimmen
und noch mehr für den Rudersport der Söhne
des Grofsgrundbesitzers und ihrer herrschaft-
lichen Freunde aus der Nachbarschaft. Das
zeigt die lange Mauer, die in der Längsrichtung
des Bassins liegt und mit ihren an beiden Enden
angebrachten Springbrunnen vollkommen der
Spina mit den Metae im römischen Zirkus
gleicht; um diese Mauer herum fanden, wie um
die Spina des Zirkus die Wettfahrten der Wagen,
so hier die der Boote statt. Von den Spring-
brunnen waren die Bleiröhren, auch die auf-
steigenden, noch erhalten. Diese Spinamauer
steht auf dem Plattenbelag, der, wie wir an-
gaben, erst bei einer späteren Ausbesserung des
Bassins über den ursprünglich den Boden
bildenden Beton gelegt worden ist. Doch wird
man nicht zweifeln dürfen, dafs eine derartige
Mauer auch schon vorher vorhanden war; die
enorme Ausdehnung und langgestreckte Form

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