heute nur noch der Turm und die anschliefsenden
beiden Kapellenanbauten erhalten sind. Das
dem Thale zugewandte kurze Schiff, welches
noch einige Architekturstücke der ersten roma-
nischen Anlage enthielt, stammt aus der Zeit
des dreifsigjährigen Krieges. Die Jahreszahl 1630
befand sich über dem Portal. Indessen mufste
auch dieses Schiff im vergangenen Jahre ab-
getragen werden, und es kamen hierbei die
Fundamente der ersten, dreischiffigen Anlage
noch zum Vorschein.
Die Turmanlage mit den beiden seitlichen
Kapellenanbauten ist eine interessante und kunst-
geschichtlich wichtige Baugruppe. Das Charakte-
ristische der Anlage besteht darin, dafs der Chor
der Kirche sich im Turm befindet, wie wir
dieses auch in Küdinghofen, sowie in Ober-
und Niederdollendorf bemerken, und wie es
auch in der alten romanischen Kirche der be-
nachbarten Pfarrei Ralingen der Fall war.
Die Architektur ist im Geiste der Bauschule
des Trierer Domes durchgeführt. Zu dieser
gehört auch der hier im Texte abgebildete,
kürzlich auf Kosten der Provinzialverwaltung
restaurierte Kirchturm zu Edingen, ebenfalls an
der Sauer gelegen, und zwar eine Stunde ober-
halb Wintersdorf. Letzterer zeigt in beiden
Turm-Etagen vollständig gleichartige, dreiteilige
Schallöffnungen, während der Wintersdorfer
Turm, in angenehmem Gegensätze hierzu,
gröfsere Abwechslung bei Behandlung der Turm-
geschosse erkennen läfst. Hier sind zwei- und
dreiteilige gekuppelte Fenstergruppen zur An-
wendung gelangt; auch zeigt das oberste Ge-
schofs einen zierlichen Rundbogenfries.
Eine besondere Eigenart des Turmes ist auch
die Endigung mit den beiden seitlichen Giebeln,
welche indessen sehr wahrscheinlich einer
späteren Zeit angehören. Vielleicht wurden die-
selben als Ersatz für eine durch Brand zerstörte
Bedachung gewählt, da sich in der Mauer, in
Höhe des Hauptgesimses, noch verkohlte Balken-
köpfe vorfinden.
Dafs der Turm sich so viele Jahrhunderte
hindurch an dieser dem Wind und Wetter sehr
exponierten Stelle erhalten hat, verdanken wir
der ausgezeichneten technischen Ausführung
desselben. So sind die Ecken durch mächtige
Quader von grauem Udelfanger und rotem Sand-
stein verstärkt. Bei sämtlichen Bogen ist, wie
auch an der Westfront des Trierer Domes, ab-
wechselnd grauer und roter Sandstein zur Ver-
wendung gelangt, wodurch eine überaus reiz-
volle Wirkung erzielt wurde. Freilich kommt
diese farbige Wirkung jetzt nicht mehr in der
ursprünglichen Schärfe und Frische zur Geltung,
da der Turm, besonders auf der Wetterseite,
mit einer schönen, graugrünlichen Patina be-
deckt ist.
Die Belebung der Aufsenflächen durch weifses
und rotes Material ist bereits bei den römischen
Bauten Triers wahrzunehmen, und zwar beim
Kaiserpalast, den Bädern und auch beim Dom.
Da bekanntermafsen in Trier das Baumaterial
römischer Ruinen bis ins späte Mittelalter sehr
oft zu Neubauten verwendet wurde, so ist auch
die Beibehaltung der römischen Bauart bis ins
11. Jahrhundert sehr leicht erklärlich.
Von der inneren Ausstattung der Kirche ist
der im südlichen Choranbau des Turmes be-
findliche Renaissance-Steinaltar erwähnenswert,
welcher von einer durch die Pest untergegangenen
Filiale der Ortschaft Zenzig stammt.
Die hier beschriebene Kirche war bis vor
kurzem in solch schlechtem Zustande, dafs die
polizeiliche Schliefsung mehrere Male angedroht
worden war. Die Wände des als Altarraum
dienenden Turmes, sowie auch die Nebenkapellen
trieften vor Nässe, so dafs diese Räume schon
mehr einem Keller glichen.
Bereits seit Jahren war der Neubau einer
Kirche im Anschlufs an den zu restaurierenden
Turm vorgesehen. Diese Arbeiten konnten im
25
Kirchturm zu Edingen (Eifel).
beiden Kapellenanbauten erhalten sind. Das
dem Thale zugewandte kurze Schiff, welches
noch einige Architekturstücke der ersten roma-
nischen Anlage enthielt, stammt aus der Zeit
des dreifsigjährigen Krieges. Die Jahreszahl 1630
befand sich über dem Portal. Indessen mufste
auch dieses Schiff im vergangenen Jahre ab-
getragen werden, und es kamen hierbei die
Fundamente der ersten, dreischiffigen Anlage
noch zum Vorschein.
Die Turmanlage mit den beiden seitlichen
Kapellenanbauten ist eine interessante und kunst-
geschichtlich wichtige Baugruppe. Das Charakte-
ristische der Anlage besteht darin, dafs der Chor
der Kirche sich im Turm befindet, wie wir
dieses auch in Küdinghofen, sowie in Ober-
und Niederdollendorf bemerken, und wie es
auch in der alten romanischen Kirche der be-
nachbarten Pfarrei Ralingen der Fall war.
Die Architektur ist im Geiste der Bauschule
des Trierer Domes durchgeführt. Zu dieser
gehört auch der hier im Texte abgebildete,
kürzlich auf Kosten der Provinzialverwaltung
restaurierte Kirchturm zu Edingen, ebenfalls an
der Sauer gelegen, und zwar eine Stunde ober-
halb Wintersdorf. Letzterer zeigt in beiden
Turm-Etagen vollständig gleichartige, dreiteilige
Schallöffnungen, während der Wintersdorfer
Turm, in angenehmem Gegensätze hierzu,
gröfsere Abwechslung bei Behandlung der Turm-
geschosse erkennen läfst. Hier sind zwei- und
dreiteilige gekuppelte Fenstergruppen zur An-
wendung gelangt; auch zeigt das oberste Ge-
schofs einen zierlichen Rundbogenfries.
Eine besondere Eigenart des Turmes ist auch
die Endigung mit den beiden seitlichen Giebeln,
welche indessen sehr wahrscheinlich einer
späteren Zeit angehören. Vielleicht wurden die-
selben als Ersatz für eine durch Brand zerstörte
Bedachung gewählt, da sich in der Mauer, in
Höhe des Hauptgesimses, noch verkohlte Balken-
köpfe vorfinden.
Dafs der Turm sich so viele Jahrhunderte
hindurch an dieser dem Wind und Wetter sehr
exponierten Stelle erhalten hat, verdanken wir
der ausgezeichneten technischen Ausführung
desselben. So sind die Ecken durch mächtige
Quader von grauem Udelfanger und rotem Sand-
stein verstärkt. Bei sämtlichen Bogen ist, wie
auch an der Westfront des Trierer Domes, ab-
wechselnd grauer und roter Sandstein zur Ver-
wendung gelangt, wodurch eine überaus reiz-
volle Wirkung erzielt wurde. Freilich kommt
diese farbige Wirkung jetzt nicht mehr in der
ursprünglichen Schärfe und Frische zur Geltung,
da der Turm, besonders auf der Wetterseite,
mit einer schönen, graugrünlichen Patina be-
deckt ist.
Die Belebung der Aufsenflächen durch weifses
und rotes Material ist bereits bei den römischen
Bauten Triers wahrzunehmen, und zwar beim
Kaiserpalast, den Bädern und auch beim Dom.
Da bekanntermafsen in Trier das Baumaterial
römischer Ruinen bis ins späte Mittelalter sehr
oft zu Neubauten verwendet wurde, so ist auch
die Beibehaltung der römischen Bauart bis ins
11. Jahrhundert sehr leicht erklärlich.
Von der inneren Ausstattung der Kirche ist
der im südlichen Choranbau des Turmes be-
findliche Renaissance-Steinaltar erwähnenswert,
welcher von einer durch die Pest untergegangenen
Filiale der Ortschaft Zenzig stammt.
Die hier beschriebene Kirche war bis vor
kurzem in solch schlechtem Zustande, dafs die
polizeiliche Schliefsung mehrere Male angedroht
worden war. Die Wände des als Altarraum
dienenden Turmes, sowie auch die Nebenkapellen
trieften vor Nässe, so dafs diese Räume schon
mehr einem Keller glichen.
Bereits seit Jahren war der Neubau einer
Kirche im Anschlufs an den zu restaurierenden
Turm vorgesehen. Diese Arbeiten konnten im
25
Kirchturm zu Edingen (Eifel).