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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 4.1902

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Scheuffgen, Franz J.: Abtei Himmerode
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https://doi.org/10.11588/diglit.49103#0149

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den Teil des Kyllwaldes, dann schenkte er ihnen
die Weinberge bei Wittlich „an der Stelle, die
valles genannt wird“, — der Name lebt heute
noch in dem reizend gelegenen Hofgute Fails
fort —, Weinberge zu Cobern und Leudesdorf.
Das Vermögen Himmerodes wuchs bald
gewaltig, und zwar aus den verschiedensten
Ursachen. Abgesehen von dem frommen Drange
der Zeit, der die Gläubigen trieb, für ihr Seelen-
heil den frommen Mönchen Stiftungen zu hinter-
lassen, trieb auch die „Weltflucht“ eine grofse
Zahl in das Kloster, die als Laienbrüder (Con-
versen) aufgenommen wurden. Zu ihnen ge-
hörte, um nur Einzelne zu erwähnen, ein Ritter
Waleron, der mit Wehr und Waffen in das
Kloster eintrat, ein Henricus, wahrscheinlich
von Isenburg, ein Walter von Birbeck, „ein
reicher und mächtiger Mann“, Cuno von Malberg,
„ein mächtiger und in der Welt reicher Mann“.*
Dazu kamen die zahlreichen Schenkgeber aus

* Cäsarius von Heisterbach.

Stellen urbar zu machen: die bebaute Fläche
hätte für den Unterhalt so vieler Brüder nicht
genügt. Die Verbindung mit der Stadt war
allerdings lose, aber ihnen immer noch zu leb-
haft für ihren Klosterberuf. So verliefsen sie
Winterbach — so hiefs ihre Niederlassung —
und begaben sich auf die Suche. Wie ge-
wöhnlich, fanden sie ein reizendes Thal, getreu
dem Grundsätze der Cistercienser, dafs sie ihre
Klöster immer in Thälern anlegen. „Valles
Bernardus, montes Benedictus amabat“, „Bernard
liebte dieThäler, die Berge sich Benedikt wählte“.
In den undurchdringlichen Wäldern, die
damals das Luxemburger Gebiet von dem Trier-
sehen trennten, und die sich von dem Kyll bis
Manderscheid ausdehnten und Kyllwald, auch
Hohenscheid (Hochscheid) genannt wurden, in
der Nähe des Salmbaches zeigte sich ihnen das
reizende Thal, in dem heute die Ruinen von
Himmerode liegen. Wir können uns nur an-
nähernd eine Vorstellung davon machen, wie
damals die Stätte aussah. Wenn es heifst, dafs
Cisteaux „wild, öde und abgelegen“ ge-
wesen, so mag das auch auf die Thal-
schlucht des Salmbaches gepafst haben,
„auf beiden Seiten des Thales hohe
und dichte Waldungen, in dem Thale
selbst undurchdringliches Hecken- und
Dornengestrüpp, eine sichere Zufluchts-
stätte für das von den Jägern aufge-
schreckte und verfolgte Wild, über-
haupt eine Gegend, wo noch keine Spur
menschlicher Kultur zu sehen war“. *
Bevor sie den Bau im Thale be-
gannen, schufen sie sich einen vorläufi-
gen Aufenthaltsort. Da, wo der jetzige
Altenhof liegt, eine Stelle, an der früher
ein armer Bauer, mit Namen Hemo,
sich eine kleine Ackerfläche ausgerodet,
errichteten sie eine Blockhütte. Nach
dem früheren Inhaber hiefs die Stelle
„Hemo’srode“ oder „Hemerode“ und
diesen Namen erhielt das ganze Kloster.
Den Namen „claustrum beatae Mariae
virginis“, „Kloster unserer lieben Frau“,
trug die Niederlassung während des
ganzen Mittelalters, auch im Volks-
munde; er stammte von dem hl. Bernard
und wurde zur amtlichen Bezeichnung.
Zahlreich sind die Legenden, die mit der
Stiftung des Klosters verknüpft sind.
Für die Abtei sorgte Erzbischof Al-
bero wie ein Vater. Damit die Brüder
die ihnen obliegenden Almosen vertei-
len könnten, bedachte er sie mit Schen-
kungen. Zunächst liefs er ihnen das
oben erwähnte Winterbach im Kyll-
thale und den um Himmerode liegen-

* Marx, Geschichte des Erzstifts Trier, III.
s. 513.


Kill

45

Ruine der ehemaligen Cistercienserabtei Himmerode.
Blick auf die Orgel.
 
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