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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Editor]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 4.1902

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Klein, Rudolf: Die Deutschnationale Kunstausstellung 1902
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https://doi.org/10.11588/diglit.49103#0437

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den Tagen heroischer und romantischer Land-
schaft. Mit ganz geringer Ausnahme hat man
sich in Düsseldorf nie zu so rücksichtslosen
Neuerungen hinreifsen lassen wie anderswo. Ja,
man erreichte eigentlich überhaupt erst den An-
schlufs an diese neueren und neuesten Bestre-
bungen, als man auswärts auch schon in ruhi-
gerem Wasser schwamm, das Alte mit dem
Neuen zu binden sich anschickte. Nach jener
älteren Epoche, die man als die von den Brüdern
Achenbach begründete hinstellen kann und deren
Vertreter die Dücker, Munthe, Canal, Irmer etc.
sind, kann man die jüngste Phase wohl von
Eugen Kampf ab datieren. Es mag Ende der
8oer Jahre gewesen sein, als die ersten flandri-
schen Landschaften dieses Künstlers auf den
Ausstellungen hier erschienen, von der Jugend
lebhaft begrüfst. Dieser vortreffliche Künstler
hat seitdem sich als recht entwicklungsfähig er-
wiesen. Er malte mit Vorliebe die vlämische
Flachlandschaft und ist in dieser Beziehung
seinen Neigungen treu geblieben. Aber in der
Art der Ausdrucksmittel war er neuen Einflüssen
und Erkenntnissen durchaus zugänglich. Auf den
kühlen graublauen Grundton seiner frühen Bilder
folgte bald eine in koloristischer Beziehung
wärmere Epoche, in der er die Technik des
Pointillismus anfangs etwas extrem, dann aber
sehr harmonisch verarbeitete. Und dann schien
er sich immer mehr in intensiver Darstellung von
Sonderstimmungen bildmäfsiger Naturauffassung
zu ergehen. Sein heute ausgestelltes Aquarell
mit grofsen Pappeln im Hintergrund ist eine
starke Probe dieser Bestrebungen, während sein
in Grau gehaltenes flandrisches Dorf nur wie
ein Rückfall in eine ältere Phase wirkt.
Beinahe gleichzeitig mit Eugen Kampf traten
damals Erich Liesegang und Heinrich Hermanns
auf. Während Kampf und Hermanns sich künst-
lerisch durchaus auf aufsteigendem Wege hielten,
konnte man dies von Liesegang leider nicht
behaupten. Zudem ist Liesegang der schlimmen
Eigenschaft verfallen, der, vor allem hier in
Düsseldorf, so manche Künstler huldigen, den
gröfsten Teil des Jahres klischeemäfsig zu
arbeiten, für eine besondere Ausstellung dann
hin und wieder etwas Exzeptionelles, in Motiv-
wahl- und Ausdrucksmitteln. Diese Bilder
wirkten dann leicht wie ein pikantes Atelier-
experiment, denn der Künstler hat, ohne es zu
ahnen, längst seinen Blick verdorben. Was die
Kunst Hermanns anbetrifft, so wird man, und
das spricht für jeden Künstler, in späteren Jahren
harmonisch sich aneinander gliedernde Phasen
konstatieren können. Zur Zeit liebt der Maler
die reichen Interieure barocker Kirchen und in
der Landschaft Stimmungen, die nach einem
Ausdruck in tiefen satten Sammettönen verlangen.
Es mag manchem nicht einmal ins Bewufstsein
dringen, welch ein scheinbarer Kontrast darin
beruht, dafs ein Maler Landschaften und —

Kircheninterieure darstellt. Bei näherem Zusehen
jedoch wird jeder einen tief inneren Zusammen-
hang entdecken. Denn es ist genau dasselbe,
was diesen die barocke und nicht die gotische
Kirche liebenden Maler an der Landschaft reizt,
wie eben an jenen Kirchen: dort ein Prunk der
Form, hier ein Prunk der Farbe. In beiden
etwas wie ein tiefer dunkler Orgelton. In seinen
Kirchen aber vermisse ich den sinnlichen Prickel
des Weihrauchs. Ich finde sie etwas kühl.
Stellt man diesen Künstlern die drei, Julius
Bergmann, Andreas Dirks und Heinrich Otto an
die Seite, so hat man so ziemlich den Grund-
stock der Düsseldorfer Landschaftsmalerei. Julius
Bergmann mit seiner vornehmen und kühlen
Kunst gehört ja eigentlich nicht nach Düssel-
dorf. Vor einer Reihe von Jahren verzog er von
Karlsruhe nach hier. Wenn man aber heute die


Porträt

Hans Peter Feddersen
Kleiseer-Koog bei
Niebüll

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