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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Editor]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 4.1902

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Klein, Rudolf: Die Deutschnationale Kunstausstellung 1902
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https://doi.org/10.11588/diglit.49103#0438

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junge Karlsruher Kunst betrachtet, so scheint er
einem in der That verwandter mit seiner neuen
Heimat. Obgleich kein phantasiebegabter Sub-
jektivist, sieht er die Natur ziemlich einseitig.
Doch infolge seiner grofsen Gewissenhaftigkeit
und Selbstzucht ist jedes seiner Bilder dem Be-
schauer ein Genufs. Alle Vorzüge und Eigen-
heiten seiner Kunst finden sich in seinem Bilde
„Fischzug bei hohem Wasser“. Gegen diesen
kühlen Elegiker und gegen Heinrich Otto, einen
wenig guten Maler aber um so vortrefflicheren
Lithographen, der stille Dörfer im Mondschein
überaus reizvoll, weich und mit allem Zauber
der Nacht auf den Stein bannt, wirkt Andreas
Dirks wie der salzige Sturmatem der Nordsee.
Von einer Tiermalerei kann man zur Zeit
in Düsseldorf nicht wohl reden, wie überhaupt
in Deutschland im Augenblick wenig Vertreter
dieses interessante Gebiet pflegen, und liefse es
sich doch von ganz neuen, zoologisch-psycho-
logischen Gesichtspunkten aus denken und mit
einem leisen Wink in das Dekorativ-Ornamentale.
Wie unerschöpflich ist das Leben der Tiere
nicht für ein geübtes Auge in diesem Sinne. Den
jüngeren Künstlern diente das Tier bei uns wie
anderswo hauptsächlich als Staffage für irgend
eine Landschaftsstimmung, die Kuh bevorzugten
sie, und die ältere Tiermalerei, von Snyder
und Hondekoeter bis auf die neueste Zeit, war
eigentlich nur Jagdmalerei im engeren Sinne.
Eine gewisse Anlage zum Tiermaler in dem
eben von mir angedeuteten Sinne hat Paul
Neuenborn. Aber seine Bilder, in denen er das
Einzelne oft vorzüglich fafst, wirken zu Studienhaft.
Von diesen Künstlern aus kann man das
Auge wohl zu Deusser und Rocholl schweifen
lassen, die die Landschaft nie ohne Tier und

Mensch darstellen und diese nie ohne Land-
schaft. Und beide lieben das Pferd. Deusser,
ein Künstler, von dem ich bisher eigentlich nur
Sachen gesehen habe, die einen entwurfartigen
Charakter hatten, der ersten Niederschrift einer
Idee glichen, scheint eine leise Neigung zur
Darstellung seelisch tieferer Vorgänge zu haben,
die er aber bisher nicht genügend und konse-
quent genug betont und herausarbeitet, denn
solche Stücke wechseln oft mit recht banalen
ab. Er hat mal einen „Ritter Georg“ gemalt,
der diesen Gedanken in mir weckte, und sein
jetziges Bild, „Szene aus Heinrich IV.“, hätte
auch in diesem Sinne vertieft werden können.
Die Anlage, aus der Landschaft gedacht, ist da.
Der Schlachtenmaler Theodor Rocholl ist nicht
ohne wertvolle Studien heimzubringen in China
gewesen. Sein Boxerbild ist eine seiner stärksten
Leistungen und ein interessantes Dokument. Die
mongolischen Typen sind scharf charakterisiert
und die Situation packend erfafst und dargestellt.
Einer der bemerkenswertesten Künstler des
jüngeren Düsseldorf ist entschieden Otto Heichert.
Er hat eine schöne Entwicklung durchgemacht.
Und ohne zu irren, ohne vom Pfad abzuschwenken
aus seinem einmal mit Sicherheit erkannten
Wesen heraus. Im Grunde ist dieser Maler ja
eine nüchterne Natur. Der echte Dorfpastor. Es
mufs eine Freude sein, mit ihm im Freien Kaffee
zu trinken. Aber in dieser Nüchternheit steckt
sein Vorzug zugleich und seine Stärke. Wenn
man die Studienhaften Entwürfe des Künstlers
sieht, staunt man, was er am Ende zusammen-
bringt. „Ora et labora“, der Titel seines neuesten
Bildes, könnte sein Wappenspruch sein.
Alfred Sohn-Rethel ist ein Tausendkünstler
und nicht die starke Begabung, für die man ihn


Robert Haug
Stuttgart
Die Preussen
bei Möckern

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