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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Editor]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 4.1902

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Klein, Rudolf: Die Deutschnationale Kunstausstellung 1902
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https://doi.org/10.11588/diglit.49103#0439

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Karl Hartmann
München
Erntezeit

anfangs halten konnte. Einst von der Luft derer
um Bastien-Lepage lebend, kehrt er nun, wie
sein Damenporträt zeigt, zu den Pariser Aka-
demikern, zu Courtois zurück, und auf seine
„Maternitas“ ist ein Schein des Perugino ge-
fallen und des Francia. Er scheint sich zu
erinnern, dafs sein Grofsvater auch in die
italienische Schule ging, und will nun „zwitschern,
wie die Alten sungen“.
Unter den Düsseldorfer Porträtmalern nimmt
Walter Petersen die erste Stelle ein. Er be-
sitzt Auffassungsvermögen und Geschmack. Aber
sein weicher Sinn läfst ihn einmal geeigneter
zum Damenporträtisten erscheinen, wie auch
das Ausdrucksmittel, das Pastell, dessen er
sich am liebsten bedient, hierauf deutet. Mit
der Ölfarbe schafft er durchaus nicht so sicher.
Seine Ölbilder zeigen leicht einen etwas un-
klaren, unreinen, gelbbraunen Ton. Sein grofses
Doppelbildnis leidet auch hierunter, während er
in dem Pastellporträt einer bekannten Düssel-
dorfer Dame alle seine Vorzüge entfaltet, seine
Fähigkeiten als Schilderer zarter und distinguierter
Frauentypen. Das direkte Gegenteil von ihm
ist Schneider-Didam. Neben manchem weniger
guten gelingen diesem Künstler ab und zu
Männerporträts von kraftvollem Wurf und scharfer
Charakteristik. So das hier ausgestellte Porträt
des Malers Dirks. In der Farbe freilich ist es
ziemlich reizlos. Pikante Zusammenstellung
feiner Töne und Abwechslung hierin, ein Über-
klingen und Gegenstimmen des Tons zum
Charakter des Dargestellten wird man bei ihm
vergebens suchen. — Mit dem Porträt des
Malers Georg Oeder hat Max Volkhart, der
eigentlich nicht unter die Porträtisten zu rechnen

ist, eine überaus glückliche Leistung gegeben.
Man sieht an diesem Bilde, wie wertvoll es für
manchen Porträtisten, so ihm ein ausgiebiges
Modell zur Verfügung steht und entgegenkommt.
Ein nicht uninteressanter Künstler ist, als
Abschlufs der Porträtisten, Ludwig Keller. Er
malt das Verschiedenste, und man sieht seinen
Sachen an, dafs er ein Mann ist, der mit Geist
und Mufse experimentiert.
Wie aller hier erläuterten Kunstgebiete vor-
nehmlichstes Charakteristikon war, dafs sie auf
der Tradition fufsen, mit der Vergangenheit nicht
gebrochen haben, so trifft dies auch besonders
auf die Kunst zu, die man zum Teil als Historien-
malerei, Monumentalkunst, Neu-Idealismus klassi-
fiziert. — Düsseldorf hat, wie wir sahen, die
Güter der Vergangenheit zum Teil gewahrt
aber nicht immer so, dafs sie lebensfähig und
wie von selbst und organisch in der neuen
Atmosphäre weitergediehen. Es hat da oft das
alte Kleid etwas neuer zugeschnitten, statt es
aus dem neuen Geist neu werden zu lassen.
Aber das Bedürfnis war wenigstens da. Sehen
wir uns z. B. heute die Kunst Peter Janfsens
an, so lassen sich die Meinungen sachver-
ständiger Leute über sie schlecht in Einklang
bringen. Die Jugend vor allem kann keine
direkte Fühlung zu ihr gewinnen, so sehr sie
den Maler als Lehrer und Organisator verehrt.
In der Düsseldorfer Künstlerschaft will man
neuerdings einen Einflufs Eduard v. Gebhardts
konstatieren. Willy Spatz hingegen gehört zu
den Künstlern, die diese Kunst durchaus mit
neuem Geist zu beleben versuchen. Und ge-
lingt ihm dies mit gutem Erfolg. Dafür sprechen
die Entwürfe jener Malereien, mit denen er die

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