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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 1.1908

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Nr. 3 (Mai u. Juni)
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https://doi.org/10.11588/diglit.24878#0051

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39

grosse Ausgrabungsstätten wie Haltern und
Windisch. In der strengsten örtlichen Be-
schränkung liegt ihre Stärke. Dadurch ist
auch die Rivalität mit dem Territorial-
museum ausgeschlossen. — Das Territorial-
museum hat die Aufgabe, die vaterländischen
Altertümer eines ganzen Bezirks zu er-
forschen und darzustellen in gleichmässiger
Weise, mit Beschränkung auf sein Gebiet
Das gebotene Kulturbild darf nicht durch
Fremdartiges gefälscht werden. Wenn bei
benachbarten Territorien dagegen gesündigt
wird, werden leicht auch Kenner getäuscht.
Für die Zukunft ist strenge Respektierung
dieser Grenzen wohl möglich. Als Grenzen
müssen aus Zweckmässigkeitsgründen die
heutigen politischen gelten, alle übrigen denk-
baren können nicht für alle Zeiten innege-
halten werden. Gegenseitige Unterstützung
nöthig bei Kaufangeboten. Austausch der
Publikationen, namentlich von Dubletten.
Handel damit ist unwürdig und schädlich
Namentlich ein geregelter Scherbenaus-
tausch, derenSerien die Röm.-germ. Kommis-
sion zusammenstellen könnte, würde un-
schätzbares Anschauungsmaterial verbreiten.
Die Centralmuseen (Mainz, Nürnberg, Berlin(
sind unbedingt nötig für die Darstellung der
Gesamtentwicklung Das Verhältnis zu
ihnen ist oft leidenschaftlich erörtert. Mainz
wird zärtlich geliebt, es konserviert und
restauriert und behält dafür nur eine Nach-
bildung. Auch Originalproben sollen ihm
im Einverständnis mit den Lokal- und
Territorialmuseen und durch diese gern
zugeführt werden. Das Berliner Museum
gräbt mit Recht in ganz Deutschland aus,
aber die Art, wie die Altertümer nach Ber-
lin kamen, durch Agenten mit Fälschungen
und falschen Fundangaben, mit PreistreU
berei und Raubbau, hat berechtigte Klagen
geweckt. Diese Zeiten sind durch die Be-
rufung Schuchhardt’s hoffentlich vorbei. Wir
wollen dem Museum in Berlin die Agenten
ersetzen. Das Typische cler Kultur in den
Territorien muss in Berlin vertreten sein,
das Singuläre in der Provinz bleiben. Berlin
muss offenes Zusammenwirken anregen.
Dass alles fiskalische Gebiet dem Berliner
Museum Vorbehalten ist, muss abgeschafft
werden.

Direktor Schuchhardt konnte darauf
noch keine amtliche Erklärung abgeben,
erblickte aber in seiner eigenen Berufung
nach Berlin schon eine Antwort. Guter
Wille sei dort jetzt vorhanden.

Nachmittag. Ausflug nach Ober-
aden unter Führung von Dir. Baum. Be-
sucht wurden die Wallrekonstruktion aus
Balken und Flechtwerk, das freiliegende
Westtor mit dem vom grossen Lager von
Haltern her bekannten Grundriss, dann
wurde ein neuer Schnitt durch Wall und
Graben gezogen. Dabei kamen schöne pila
muralia zutage, und die Spuren von Wall-
pfostenlöchern und -gräbchen zeigten sich

deutlich, ebenso aber auch die Schwierig-
keiten, die Lehm und Wasser der Grabung
bereiten. Weiterhin lag das Nordtor und
die sogenannte Tränke von der Nordost-
ecke offen Mit Hülfe des ausgeteilten
Plans konnte sich jeder Besucher in dem
ausgedehnten Terrain, in dem im Westen
und Norden noch heute der Lagerwall
kenntlich ist, gut orientieren. Die Süd- und
Ostseite des Lagers fehlen noch.

Am Abend im Rathaus: Rübel-Dortmund
und Schuchhardt-Berlin: vorbereitende Be-
merkungen zum Besuch der Hohensyburg.

Mittwoch, Vorm. Vorsitz Schucb-
hardt-Berlin. 5. Jahresbericht des Nord-
westdeutschen Verbandes, erstattet von
Schuchhardt: Eine steinzeitliche Höhle
bei Gesecke, mit Resten von Mammut,
Höhlenbär u. a. (Dortmund); neolithische
Erdbefestigung bei Mayen (Bonn); Alten-
burg bei Hoof, keine Wohnstätten gefunden
(Cassel); Grotenburg bei Detmold, keine
Scherben und Wohnstätten gefunden, ist
aber doch ein Ringwall (Detmold). Auf
dem Fürstenberg bei Xanten das zweite
der 3 römischen Lager, der Tiberisch-
Claudischen Epoche, für 2 Legionen 630X
586 qm gross (Bonn). In Bonn in der Heer-
strasse Spitzgraben und Wohngruben (Bonn).

In Haltern: Der Wall des Feldlagers
bestand aus Plaggen, also nicht nur Feld-
lager^ im grossen Lager Prätorium und
Teil der Via Principalis. Das neue Museum
eröffnet (Münster und R.-G. Kommission).

In Oberaden: Das Römerlager ist kein
Marschlager, sondern für einige Dauer be-
rechnet, aber nur eine Anlage, keine Um-
bauten , d:e Keramik weist in die erste
Periode der Römerkriege (Dortmund und'

R. -G. Kommission). In Lübeck zwei röm.
Münzen. In Erle bei Dorsten kein Römer-
lager, sondern Lager des 17. —18. Jahrh.

Wittekindsburg an der Porta, gemauertes
Tor, sächsische Scherben, karolingische Zeit;
Delmerburg sächsische Scherben, ausser
Abschnittswall auch Befestigung der Steil-
hänge (Bielefeld). Pipinsburg bei Geeste-
münde s. u. (Männer vom Morgenstern).

S. g. Varuslager im Habichtswald bei Loose,
die Funde sicher karolingisch, die Befesti-
gung eine karolingische curtis (Osnabrück).
Bei Oldenburg zwei Steinsetzungen, fraglich
ob Haus oder Grab. Eine Moorbrücke
(Bremen). Ein slavischer Ringwall (Lübeck).

6. Hahne - Hannover: Megalithisches
Grab mit eingemeisselten Menschenfiguren.
Bei Anderlingen wurde beim Sandfahren eine
grosse Steinkammer entdeckt, von einem
Händler angegraben. Bronzebeigaben, Ske-
lettreste, oben im Hügel ein paar Urnen.
Das Provinzialmuseum in Hannover konnte
erst nachträglich die Funde erwerbqn und
die Ausgrabung systematisch zu Ende füh-
ren. ln der Gegend sind auch sonst Funde
von der Steinzeit bis zur sächsischen Zeit
gemacht. Eine Steinkammer, excentrisch
 
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