Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 1.1908

DOI Heft:
Nr. 3 (Mai u. Juni)
DOI Artikel:
Vereine
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.24878#0052

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
40

S/- f

im Hügel, von gespaltenen Steinen um-
stellt , oben mehrere grosse Decksteine.
Noch weitere Steinsetzungen in dem Hügel.
Auf einem der Decksteine wurden Men-
schenfiguren bemerkt, die aber bei der Un-
tersuchung nicht mehr unberührt schienen.
Das Grab ist vollständig ins Museum ver-
bracht mit allen Funden.

Wenn die Figuren Fälschungen wären,
müsste der Fälscher die skandinavischen
Steindenkmäler genau kennen, die Arbeit
wäre in der Grabkammer schwer zu machen
gewesen und nicht unbemerkt geblieben,
über den Figuren ist teilweise eine Art
Patina. Aber nachgearbeitet ist an den
Bildern, vielleicht die Dritte nach rechts
ganz neu. Links 2 Männer, der eine er-
hebt die Hände, der andere eine Axt. Die
ursprüngliche Grabkammer gehört der Stein-
zeit an, ist später in einen bronzezeitlichen
Hügel aufgenommen, in den in sächsischer
Zeit noch eine Nachbestattung stattfand. —
In der Debatte wies Kosinna-Berlin den
Fund der 2. Periode der Bronzezeit zu, in
der Einfluss von Norden herkommt.

7. Hofmeister-Lübeck, die Grabungen
auf der Pipinsburg von 1907 und 1908.
Ein Rundwall umschliesst eine Fläche von
nur 60x68 qm, kleine aber sehr starke
Befestigung, liegt fast ganz unversehrt in
der Heide. Eingang im Süden Pfosten
am Eingang der Burg und im Innern der
Wohnhäuser mit Brand- und Kellergruben,
die am Wallfuss liegen. Die Wände aus
Reisig und Lehm. Nur kurze Zeit benutzt,
kein Umbau, fast keine Scherben. Die Burg
ist bald nach der Errichtung zerstört. Die
Fundstücke alle sächsisch aus dem 8. Jahr-
hundert. Es wird ein Bollwerk sein, das
Karl d. Gr. 797 mit vielen andern auf seinem
Zuge gegen Cushafen zerstört hat. Es ist
also damit der Typus der sächsischen Burg,
einer Herrenburg, um 800 festgelegt.

Schwer zu ermitteln war die Konstruktion
des Walles, der aus Plaggen geschichtet, auf
der Berme Holzkonstruktion hat. Zwischen
den Plaggen führen durch den Wall Gänge
nach aussen an diese Holzbrüstung, dahinter
nach innen ist der Wall höher als eine hin-
tere zweite Etage für die Verteidigung. Die
Holzwand besteht aus 20 cm dicken ein-
gerammten Pfählen, muss c. 4^2 m hoch
gewesen sein. Mauern mit mehreren Ter-
rassen sind auch sonst bekannt.

Krüger-Trier: Mitteilung über Fort-
setzung der Museographie. Es soll all-
jährlich der Zuwachs an neuen Fundstücken
durch Fragebogen ermittelt, daraus ein
Repertorium derselben zusammengestellt

und im Jahresbericht der Röm.-germ. Kom-
mission veröffentlicht werden. Der Vor-
schlag fand Zustimmung.

8. Rübel-Dortmund: Fränkisches Er-
oberungssystem im Eisass. Unaufhaltsames
Vordringen der Franken ist überall erkenn-
bar, nach 536 ist auch das Eisass fränkisch.
Aus den Ortsnamen lassen sich ihre Sitze
nicht zweifellos ermitteln. Überall liegt
Königsgut, nach bestimmtem Princip ver-
teilt. Meist sind es schon römische Po-
sitionen. Von Norden bis Basel Königs-
höfe an der Römerstrasse alle 20 km, Selz,
Brumath, Strassburg, Erstein, Sermersheim,
Schlettstadt, Illzach (bei Mülhausen). Die
Linie geht dann weiter ins Alamannenland.
Der Weg von Strassburg bis Basel scheint
fränkische Neuschöpfung. Sodann liegt
Königsgut an den Tälern, die zu dieser
Strasse hinführen, so bei Reichshofen,
Wittersheim, im Zorntal, im Breuschtal, am
Leberbach, St. Odilien. Beim Forst Hage-
nau Sachsenheim 739, Siedelung deportier-
ter Sachsen an einer königlichen Villa.
Überall ist Anschluss an das Römische und
systematisches Vorgehen erkennbar.

9. Anthes-Darmstadt: Sigillatastempel
aus Smyrna. Sie stammen aus Sammlung
Godin, früher in Smyrna. Aus Kleinasien
bis jetzt erst wenige bekannt, am besten
noch aus Priene. Griechische und latei-
nische Namen, die griechischen sind alle
neu, unter den lateinischen keine gallischen,
beide aber durchaus gleichartig. Sie stam-
men aus Arezzo, aber auch einheimische
Produktion wahrscheinlich Ob Samos da-
für anzunehmen ist, ist noch nicht zu ent-
scheiden. Auch diese unscheinbaren Funde
bereichern unsere Kenntnis vom Welthandel
der Zeit.

Nachmittag. Besuch der Hohensy-
burg. Leider fehlten den Besuchern Pläne,
ohne die die Situation und die oft ziemlich
unscheinbaren Reste der Umwallung man-
chem unklar geblieben sein werden.

Donnerstag. Ausflug nach Haltern,
noch über 30 Teilnehmer. Da Koepp-
Münster nicht führen konnte, traten Krüger
und Kropatscheck dafür ein. Am Schluss
erläuterte Biermann-Paderborn eingehend
die Rekonstruktion des Walles.

Der ausgezeichnete Verlauf der Ver-
sammlung erregt den lebhaften Wunsch,
dass die Tagungen beider Verbände oft
gemeinsame sein möchten. Könnten nicht
schon im nächsten Jahr die Süd- und West-
deutschen sich der Zusammenkunft der
Nordwestdeutschen in Cassel anschliessen?

Kr.

Buchdruckerei von Jacob Lintz in Trier.
 
Annotationen