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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 1.1908

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Nr. 4 (Juli u. August)
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https://doi.org/10.11588/diglit.24878#0062

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So

möchten den Ausführungen und Schluss-
folgerungen des Verfassers in der Haupt-
sache zustimmen. Die Fibeln sind meist
Armbrustfibeln, doch kommen auch noch
zwei Scheibenfibeln vor. Unter den Gefässen
spielen die Urnen die Hauptrolle. Für Re-
gensburg sind besonders charakteristisch
Exemplare mit einer Einschnürung am
oberen Drittel der Gefässhöhe, häufig mit
kleinen Henkeln versehen, eine Gattung,
die auf das römische Bayern beschränkt zu
sein scheint. Die an La Tene-Formen er-
innernde Urne aus grauem Ton mit nach
innen eingezogenem Rand ist noch häufig.
Bemerkenswert ist die Formenarmut der
Schüsseln, Näpfe und Henkelbecher. Die
verschiedenartig verzierten, bunten sogen,
gefirnissten Gefässe fehlen bis auf vier kleine
Becher vollständig; ihre Blütezeit war da-
mals bereits vorüber. Auch die Sigillata,
die verhältnismässig wenig und nur in später
Ware vertreten ist, passt in diesen Rahmen.
Unter den Lampen überwiegen die gestem-
pelten (über 200 Exemplare) beträchtlich
diejenigen mit einem Bilde auf der Ober-
seite (etwa 30). Ausser diesen beiden Haupt-
typen gibt es aber noch ca. 150 stempellose
plumpe Exemplare in verschiedenen kleinen
Varietäten. Glas ist nicht selten; das meiste
fand sich in Brandgräbern. Es ist auffallend,
dass wohl 30—40 mal grössere kugelige
Glasurnen beobachtet wurden. Seltenheiten
sind Glaslämpchen (gleich 7 in einem Urnen-
grab) und Glasspiegelchen.

Für alle diese Gegenstände setzt die Neu-
gründung der Stadt, mit der zugleich der
Friedhof angelegt worden sein muss, eine
feste obere Grenze. Daran ändert nichts,
dass auch ältere Dinge gelegentlich dort
gefunden werden (z. B. die Fibel Taf. VIII 13
und vielleicht auch das eine oder andere
Exemplar der sonst sehr auffälligen Fibeln
wie Fig. 4 u. 8), da die Römer schon vor-
her in dieser Gegend, beim Behnerkeller
ca. 3/r km südwestlich der Stadt, eine An-
siedelung hatten, von der der Weg zum
Flusse durch unser Gebiet geführt haben
wird. So ist das Werkchen besonders für
die Kenntnis der römischen Gefässkunde in
Bayern von grosser Wichtigkeit.

München. J. Jacobs.

33. H. Willers, Neue Untersuchungen über
die römische Bronzeindustrie von
Capua und von Niedergermanien.
Hannover und Leipzig, Hahnsche Buch-
handlung, 1907.

Eine Erweiterung und Vertiefung der
trefflichen Untersuchungen über die Her-
kunft der besonders in norddeutschen Grab-
funden auftretenden römischen Bronzege-
fässe und den römischen Handel im freien
Germanien, die Willers 1901 unter dem
Titel „Die römischen Bronzeeimer von
Hemmoor“ herausgab.

Veranlassung gaben die Funde eines

Spät-La l'ene-Grabfeldes von Nienbüttel be
Bevensen, welches vier Bronzeeimer älteren
Typs enthielt. Eine genaue Fundstatistik
ergibt im ganzen 47 Stück der Eimer mit
„Delphinattachen“ , Blattattachen, breiten
schweren Bronzeattachen, Eisenattachen,
die letzteren gewöhnliche Wirtschaftsware;
alle sind gegossen. Für die zeitliche Be-
stimmung zieht W. neu die Gräber von
Ornavasso heran, deren reiche Münzfunde
eine ungefähre Datierung der Typen er-
möglichen und gelangt für die Eimer mit
Delphinattachen auf die Zeit von 125—25;
auch für diese (ebenso wie für die ganze in
La Tene - Milieu auftretende Bronzegefäss-
gruppe, z. B. die älteren Kasserollen mit
Schwanenkopfgriff) scheint ihm ein capua-
nischer Ursprung wahrscheinlich, ohne die
Fremdartigkeit, welche in dieser Stilisierung
der Delphine auf klassischem Boden liegt,
zu verhehlen. Man wird W. Recht geben
müssen, dass eine Scheidung der Delphin-
attachengefässe von den anderen, besonders
auch von den jüngeren mit figurierten
Attachen (Mänadenköpfe u. ä.), die mit ihnen
vergesellschaftet erscheinen, kaum durch-
zuführen ist. Als Ausfuhrplatz für den
über Pannonien nach der Elbe zu gerich-
teten Nordhandel erscheint Aquileja. Wenn
W. weiterhin auch den grossen Bronze-
kesseln mit breitem Eisenrande (zwei meck-
lenburgische Stücke, abgebildet S. 13) süd-
lichen Ursprung zuschreibt, so entsprechen
dem die Fundverhältnisse nicht, und auch
W. spricht S. 66 ein zweifellos in diese
Gruppe gehörendes Stück mit gutem Grunde
als gallisches Fabrikat an.

Ein zweiter Abschnitt behandelt jene
jüngere Eimergruppe von Hemmoorer Typ,
welche im zweiten Jahrhundert den älteren
verdrängte; 86 Eimer, davon 15 mit Fries;
davon allein in Hannover 35, Dänemark 15,
Norwegen 7. Das Material ist Messing
(nicht Bronze). In anziehender Darstellung
wird mit Heranziehung der Notizen des
ortskundigen Plinius wahrscheinlich ge-
macht, dass es die Galmeigruben von Gresse-,
nich bei Stolberg gewesen sind, welche in
der Mitte des zweiten Jahrhunderts dort
jene Metallindustrie haben erstehen lassen,
welche den italischen Import ablöste und
bis etwa 250 anhielt; die Darstellung eines
Hemmoorer Eimers auf einem dortigen
Grabstein gibt eine interessante Bestätigung.

In diese Kreise zieht W. nun auch die
ßronzeeimer mit gewundenen Cannelüren
(„gewellten Schrägfurchen“) ein, die in der
Zahl von 37 mit Ausnahme von drei Stücken
(Rheinland, Kroatien) Fundstellen in Nord-
deutschland und Skandinavien entstammen.
Zeitlich stehen sie zwischen den Delphin-
u. s. w. Attacheneimern und den Hemmoorern,
letzteren doch aber näher. Mit der Her-
leitung auch dieser Gruppe aus Capua geht
W. zu weit; gerade das einzige etwas süd-
licher gefundene Stück, das kroatische,
 
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