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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 1.1908

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Nr. 6 (Nov. u. Dez.)
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Dragendorff, Hans: Haltern i. W.: Ausgrabungen im Sommer 1098
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https://doi.org/10.11588/diglit.24878#0088

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76 —

zu den vorigjährigen Ergebnissen gewonnen, andererseits die Kampagne des
nächsten Jahres vorbereitet werden. Gegraben wurde vom 3. August bis
12. September, meist unter meiner persönlichen Leitung, doch in ständigem
Einvernehmen mit Koepp, der von Münster aus mehrfach die Grabungen
besuchte. Als Hilfsarbeiter stand mir-zwei Wochen lang Herr Dr. Sontheimer
aus Tübingen zur Seite.

In erster Linie galt es, nachdem 1907 das Nordtor des „Feldlagers“
gefunden war, das entsprechende Südtor festzustellen, um so lür die Dis-
positionen des Innern einen Anhalt zu gewinnen. Das Tor fand sich dem
Nordtor genau gegenüber, also ebenfalls recht nahe an die Ostfront heran-
gerückt und hatte die gleichen Masse wie jenes. Damit ist, da das Osttor
ebenfalls bekannt ist, die Stelle des Prätoriums des „Feldlagers“ mit grösster
Wahrscheinlichkeit gegeben. Ob es möglich sein wird, es freizulegen, ist bei
den örtlichen Verhältnissen fraglich. Doch wird die Richtigkeit seiner An-
setzung an dieser Stelle jedenfalls geprüft werden können und die Aufklärung
des Streifens unmittelbar davor, die sich bei dem grossen Lager als so be-
sonders lehrreich erwiesen hat, möglich sein. Die Grabungen werden hier
neben anderem eine interessante Gegenprobe auf die Richtigkeit unserer
Feststellungen vor dem Prätorium des grossen Lagers liefern, indem wir in
der Flucht der Feldlagerstrasse nunmehr reine Reste des grossen Lagers ge-
winnen müssen.

Eine weitere Aufgabe bestand darin, an der Südseite der Via Principalis
des grossen Lagers ein grösseres Stück freizulegen, um womöglich Reste der
Offizierswohnräume, die hier vermutet wurden, zu finden Unmittelbar gegen-
über dem Prätorium war das leider nicht möglich, weil hier ein dichter
Fichtenbestand die Grabung hinderte. Es musste ein etwas weiter östlich
gelegenes Stück gewählt werden, dem aber nach den Feststellungen des
vorigen Jahres an der Nordseite der Strasse dieselben Gruben, wie vor dem
Prätorium selbst, entsprachen. Bei den diesjährigen Grabungen wurden nun
auch südlich der Strasse eine grosse Menge von Gruben verschiedenster Form
und Tiefe gefunden. Erst 28 — 29 m (also IOO') südlich von der Strassen-
mitte jedoch fand sich die in westöstlicher Richtung verlaufende Wand eines
grösseren Gebäudes. Südlich von dieser Wand, also im Innern des Gebäudes,
hörten die Gruben gänzlich auf und fehlten auch die massenhaften Scherben
und anderen Fundstücke, welche nördlich der Wand allenthalben die stark
verunreinigte und leicht kenntliche römische Oberfläche bezeichneten. Die
Annahme, dass an der Südwand des Prätoriums bloss die Wirtschaftsräume
gegenüber, unmittelbar an der anderen Strassenseite die zugehörigen Offiziers-
wohnungen gelegen hätten, hat sich also bisher nicht beweisen lassen. — Die
Gruben südlich der Via Principalis finden sich dicht gedrängt namentlich in
2 Streifen, deren einer unmittelbar an der Strasse, ca. 8 m von ihrer Mitte
beginnt und ca. 7 m breit ist, während der südlichere ca. 22 m von der
Strassenmitte beginnt und unmittelbar bis an die erwähnte Gebäudewand reicht.
Zwischen beiden Streifen liegen nur vereinzelte Gruben. Für die Einzelheiten
der Gruben, die in Grösse, Form, Herrichtung mit Verschalung, Inhalt und
Füllung erheblich differierten, muss auf die künftige Veröffentlichung des ein-
gehenden Ausgrabungsberichtes verwiesen werden. Wenn sie auch keine
derartig reiche Ausbeute, wie die an der Südwand des Prätoriums gelegenen
ergaben, so haben sie doch immerhin das Fundmaterial, namentlich das ke-
ramische, beträchtlich vermehrt und erwünschte Bestätigungen der vorigjährigen
Ergebnisse gebracht. Vielleicht die wichtigste Feststellung war, dass 2 Gruben,
die alle Charakteristika der im vorigen Jahre aufgedeckten an Funden reichen
und mit den Spuren der grossen allgemeinen Zerstörung des Lagers gefüllten
 
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