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*eigenen einheimischen Schule von Florenz, der auswärts nur noch die Badia von Fiesole und der
1 093begonnene Dom in Empoli angehören. Die Pieve zu Arezzo zeigt noch, als letzte Ausläufer,
Formen die mit Pisa u. s. w. zusammenhängen.
Die gedachten Architekturformen von Troja u. s. w. sind nun den vorgenannten dieser
toskanischen Städte so völlig verwandt, dafs ein engster Zusammenhang zwischen ihnen nicht ver-
kannt werden kann, der sich sogar auf scheinbar Nebensächliches bezieht, wie z. B. die etwas
steile, auf erhöhtem Sockel über der Plinthe sich erhebende Basis der Pilaster, zwischen denen
etwas tiefer ein reiches und weichgebildetes Profil den Uebergang zu den dahinterliegenden Wand-
flächen bildet. Auch die treppenförmige Anordnung der dunkleren Steine, welche die Rhomben
zunächst einschliefsen, ist charakteristisch. Wenn ferner das Blattwerk der Capitäle am Aeufseren
der Seitenschiffe zu Troja an den Rändern als mit roth erhöht erwähnt wird, so ist es wahr-
scheinlich, dafs diese Farbe, wie so häufig, nur als Grundirung einer früheren Vergoldung übrig
geblieben ist; noch jetzt sind die Marmorkapitäle im Inneren des Domes zu Pisa nur an den Rän-
dern der Blätter vergoldet, was ihnen einen so wunderbar zarten Glanz verleiht. Auch hiebei
dürfte eine directe Nachahmung anzunehmen sein, welche sich so häufig gerade in Kleinigkeiten
zeigt. Es ist nicht unwahrscheinlich, dafs die Bemal ung der Ränder an den Blattcapitälen der
Kanzel von S. Basilio in Troja (vgl. S. 200.) hievon gleichfalls influirt wurde.
Eine so bedeutende Aehnlichkeit weist nothwendig auf irgend eine Uebertragung von der
einen Gegend auf die andere hin. Da nun in Apulien nur drei dieser Kirchen bis jetzt mit Sicherheit
nachgewiesen sind, in Toscana aber eine ganze Landschaft damit erfüllt ist und hier diese Archi-
tektur sogar in engster Verbindung mit benachbarten Nebenformen steht, auch sich Jahrhunderte
lang verfolgen läfst und schon im XI. Jahrhundert ihr grofsartigstes Monument, den Dom zu
Pisa (begonnen 10631), von Gelasius II. geweiht 1118 29. September) geschaffen hat, so ist es
nicht zu bezweifeln, dafs dieser Theil von Toscana als die Heimath der besprochenen Bauform
angenommen werden mufs. Bedenken wir, dafs diese berühmte Stadt damals grade auf dem Höhe-
punkte ihrer Macht stand, die besonders durch den Handel mit dem Oriente erblühte und durch
ihre freundlichen oder feindlichen Verhältnisse zu Unteritalien, wohin sie bald eine politisch be-
deutende Rolle spielte, erstarkte, so unterliegt es keinem gegründeten Zweifel, dafs dieser Einflufs
direct von Pisa aus stattfand, das, wie anderwärts, so auch in den Emporien Apuliens z. B. in
Tranr), (vgl. u. a. Giustiniani, Dizionario IX., 230.) und wohl auch weiter in das Land hinein in
dem von Troja kaum zwei, von Foggia an vier Meilen abliegenden Bovino3) seine Niederlassungen
[') So die Chron. Varia Pisana Mur. SS. RR. JJ. VI., obert; aus der Lage der zugleich genannten Ortschaften, so-
168., als in Folge der Eroberimg von Palermo; die spätere wie aus der Lesart der Chron. Varia Pisana ebenda p. 109.:
Cronica di Pisa, Mur. SS. XV., 973.: 1089. Eines Baues an dem .Ascani' geht jedoch hervor, dafs darunter Atrani zu ver-
Dome wird freilich auch in einer Urkunde von 1161. gedacht, stehen ist.]
bei Ughelli, It. 8. HL, 400., und daselbst ein „Joannes [3) Wenigstens wird in Bovino ein ,palazzo dei Pisani'
operarius operis Pisanae ecclesiae sanctae Mariae' erwähnt.] erwähnt, den 1704 Bischof Angelo Oeraso für 1000Ducaten
[2) Nach der Chronica Varia Pisana bei Muratori SS. ankaufte: Marco Lolatte beiD'Avino. Cenni storici p. 90.]
RR. JJ. VI., 171. hätten die Pisaner 1138 auch .Tranr" er-
*eigenen einheimischen Schule von Florenz, der auswärts nur noch die Badia von Fiesole und der
1 093begonnene Dom in Empoli angehören. Die Pieve zu Arezzo zeigt noch, als letzte Ausläufer,
Formen die mit Pisa u. s. w. zusammenhängen.
Die gedachten Architekturformen von Troja u. s. w. sind nun den vorgenannten dieser
toskanischen Städte so völlig verwandt, dafs ein engster Zusammenhang zwischen ihnen nicht ver-
kannt werden kann, der sich sogar auf scheinbar Nebensächliches bezieht, wie z. B. die etwas
steile, auf erhöhtem Sockel über der Plinthe sich erhebende Basis der Pilaster, zwischen denen
etwas tiefer ein reiches und weichgebildetes Profil den Uebergang zu den dahinterliegenden Wand-
flächen bildet. Auch die treppenförmige Anordnung der dunkleren Steine, welche die Rhomben
zunächst einschliefsen, ist charakteristisch. Wenn ferner das Blattwerk der Capitäle am Aeufseren
der Seitenschiffe zu Troja an den Rändern als mit roth erhöht erwähnt wird, so ist es wahr-
scheinlich, dafs diese Farbe, wie so häufig, nur als Grundirung einer früheren Vergoldung übrig
geblieben ist; noch jetzt sind die Marmorkapitäle im Inneren des Domes zu Pisa nur an den Rän-
dern der Blätter vergoldet, was ihnen einen so wunderbar zarten Glanz verleiht. Auch hiebei
dürfte eine directe Nachahmung anzunehmen sein, welche sich so häufig gerade in Kleinigkeiten
zeigt. Es ist nicht unwahrscheinlich, dafs die Bemal ung der Ränder an den Blattcapitälen der
Kanzel von S. Basilio in Troja (vgl. S. 200.) hievon gleichfalls influirt wurde.
Eine so bedeutende Aehnlichkeit weist nothwendig auf irgend eine Uebertragung von der
einen Gegend auf die andere hin. Da nun in Apulien nur drei dieser Kirchen bis jetzt mit Sicherheit
nachgewiesen sind, in Toscana aber eine ganze Landschaft damit erfüllt ist und hier diese Archi-
tektur sogar in engster Verbindung mit benachbarten Nebenformen steht, auch sich Jahrhunderte
lang verfolgen läfst und schon im XI. Jahrhundert ihr grofsartigstes Monument, den Dom zu
Pisa (begonnen 10631), von Gelasius II. geweiht 1118 29. September) geschaffen hat, so ist es
nicht zu bezweifeln, dafs dieser Theil von Toscana als die Heimath der besprochenen Bauform
angenommen werden mufs. Bedenken wir, dafs diese berühmte Stadt damals grade auf dem Höhe-
punkte ihrer Macht stand, die besonders durch den Handel mit dem Oriente erblühte und durch
ihre freundlichen oder feindlichen Verhältnisse zu Unteritalien, wohin sie bald eine politisch be-
deutende Rolle spielte, erstarkte, so unterliegt es keinem gegründeten Zweifel, dafs dieser Einflufs
direct von Pisa aus stattfand, das, wie anderwärts, so auch in den Emporien Apuliens z. B. in
Tranr), (vgl. u. a. Giustiniani, Dizionario IX., 230.) und wohl auch weiter in das Land hinein in
dem von Troja kaum zwei, von Foggia an vier Meilen abliegenden Bovino3) seine Niederlassungen
[') So die Chron. Varia Pisana Mur. SS. RR. JJ. VI., obert; aus der Lage der zugleich genannten Ortschaften, so-
168., als in Folge der Eroberimg von Palermo; die spätere wie aus der Lesart der Chron. Varia Pisana ebenda p. 109.:
Cronica di Pisa, Mur. SS. XV., 973.: 1089. Eines Baues an dem .Ascani' geht jedoch hervor, dafs darunter Atrani zu ver-
Dome wird freilich auch in einer Urkunde von 1161. gedacht, stehen ist.]
bei Ughelli, It. 8. HL, 400., und daselbst ein „Joannes [3) Wenigstens wird in Bovino ein ,palazzo dei Pisani'
operarius operis Pisanae ecclesiae sanctae Mariae' erwähnt.] erwähnt, den 1704 Bischof Angelo Oeraso für 1000Ducaten
[2) Nach der Chronica Varia Pisana bei Muratori SS. ankaufte: Marco Lolatte beiD'Avino. Cenni storici p. 90.]
RR. JJ. VI., 171. hätten die Pisaner 1138 auch .Tranr" er-