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Südwestdeutsche Rundschau: Halbmonatsschrift für deutsche Art und Kunst — 2.1902

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Südwestdeutsche Städteschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.12736#0065

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oft nad) Sejentralifation gerufen. 2tber ba§ „SoS von 93ertin" im litte»
rdrtfdjen Sinne tft nod) nirgenb§ jux Sofung geworben. Sann man e§
bem Sßxobujterenben oerargen, wenn er fiel) weigert bie Stellung be§
nid)t§geüenben ^ropfjeten im eigenen Sanbe freiwiEig anzutreten?! ^a,
roenn man in ^Berlin geftempelt worben tft, gilt man in ber ^roohtj al§
äd)t. 3)a§ fteinfie ^orjeHanfigürctjen, bal unfcfjeinbarfte, erf)ält feinen
SBert burd) bie SJianufat'turftempel. 2lIfo brefjen fie immer bie $igur erft
um — roo ber (Stempel tft, ba tft bie 2fed)tl)eit, wo bie 2(ed)tl)eit ift, ift

ba§ S8ef)agen.--ükbafteur 9{of)mann m Submtgsljafen I)at einen

©matter gefcfjrieben: „9Benn bie Siebe get)t". ©in gang HemeS gHgürd)en,
bagu oljne Stempel. 2)as Stücfdjen mar fiter sunt erften SRale. fieiber
fann id) tfjtn £ein langes Seben propfjegeifyen. liefern Sinbdjen oon gwei
Müttern: 9lora unb SRagba. Sie Stimmung ift fo übel ntdjt. ®ie ©e-
fd)icf)te be§ @inatter§ ift bie alte. ®er 3rad)mann»©l)renmann, ben bie
fjeifjblütige Sünftlerin oerlaffen mufj, weil fie in bent äftifrofoSmulS yu
§aufe oerfümmert. Sie mufs btüfjen, berounbert unb gepftüdt werben,
biefe etma§ unbeutfdje, egotifcf)e "Pflanje. Unb fo reifjt fie fid) los oon
SKann unb Sinb. — ®er Stil ift efleftifd) wie Sapetlmeiftermufif, allgu
papieren. .§ter eine ^robe: „äBenn fie nur einen Junten oon ber Siebe
in fid) fjat, in beren SBoIIbeftt} 5)u ju fein beijaupteft". So „teitartifelt",
aber fo fpridjt man tttcfjt.

®ie atufnatjme beim ^ubtihtm toar freunblid). Sie SRegie unfereS
^ntenbanten madjt au§ jebem Sing, roa§ barauS gu madjen ift. ®as
I)at fid) aud) bei ber fjieftgen ©rfiauffüfjrung oom „©roig SBeibltd)en" oon
Oiobert SJiifcf) erroiefen. Sie artftopfjanifdjen Safcioitäten ber „Stjfiftrate"
Ijaben SRobert 9Jiifd) gu feiner Spekulation oeranlaßt. Sie ift gelungen.
„®at ^efd)äft tft richtig". Sas ^ubltfutn amüfiert fid) föftltcf) unb fdjimpft
nad)I)er ein bisdjen. @§ ift fo wof)ltf)uenb fid) moraltfd) gtt gebärben unb
gu entrüften. 2lriftopf)anes fdjrieb bie Snfiftrate als politifd)e Somöbie.
So roie ber römifd)e Olatsfjerr ber ^piebs bewies, bafs ber gange ftörper
leibet, wenn ein ©lieb ftreitt. Sttifd) fjat bie bered)tigten attifdjen Db-
fcönitäten gum Seit gemilbert, gum größeren Seit burd) einen burd)fid)tigen
Sd)leier ftärfer wirten gemad)t. Sie 2lnalogie ber 3-rauenred)t§bemegung
ift aud) nid)t übel gelungen — aber gried)ifd) ift bas nid)t; unb oon bem
witi= unb geiftfd)ilternben Pallium bes Slriftopfjanes ift nur f)ier unb ba
ein ärmlid)er ^etjen übrig geblieben, Qnfgenierung unb Sarfteller waren
gteid) oorgüglid). Sföir befitjen l)ter bie 2lmagonenfönigin kat exoehen
@räulein Stfjl) unb ben Si)fanber=§elbenjüugling par excellence (§errn
ffiöfjler).

$nt „SHobernen Sfjeater" faf)en wir „Sie 9Jiad)t ber g-infternig".
Solftoi b,at feine grofje ©emeinbe Ijier. ®as „ju grofs!" ift ein Specififum
ber ^fälger. ®iret'tor Surf leiftet, wa§ unter ben fjerrfcfjenben Umftänben
menfd)enmöglid) ift. Sie fittltdje äBirfung ging burd) ben ©aft St\ Sd)ßn-
fclb oerloren. ©r gab ben üftiftta oier 3tfte taug at§ brüttenbeg rülpfenbeS
Sier. ®a war naef) bem tierifd) = attäutierifd)en bie 33uf;e bes 3Jlenfd)en,
ber fid) auf feinen ©ort beftimmt, nid)t metjr glaubhaft. 2)ie ©rlöfung
fel)tte. Sd)liei3licf) geprt bod) aud) biefer oerirrte SJJufcfiif jur ©attung
Homo sapiens.
 
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