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Südwestdeutsche Rundschau: Halbmonatsschrift für deutsche Art und Kunst — 2.1902

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Goebel, Carl Ludwig: Bildende Kunst in Frankfurt
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https://doi.org/10.11588/diglit.12736#0112

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Bildende Kunft in frankfurt.

SBetm ^Betreten einer SunftaugfteHung ift man meift überrafdjt von
ber g-ütte ber 93itber, bie fie bietet. @ief|t man näl;er ju, geroatrrt man,
bafs bie meiften biefer SBilber beffer nietjt gematt ober roenigfteng nidjt
auggeftetft mären. ©ie tjaben nur ben Qweä, bie SBirfung etnjelner roirf»
lief) guter jü beeinträchtigen.

^-ranffurt ift e§ naturgemäß ebenfo, unter tuefem SBttft eingelneS
@ute unb SBcbeutenbe.

S8ei fanget ftnben mir ginei ©entäfbe von §an§ £t)oma, bereit eineg,
„©ommeribrjtle" genannt, von grofjer unb für biefen SReifter d)arafterifti-
fcfjer ©d)önl)ett ift. ®a ift ntd)t groifcfyen jirjei ©egenftänbe, bie ein paar
SDtetcr noneinanber entfernt finb, „eine Suft" gematt, unb roie pfaftifd)
unb tebeitbig fielen biefe SBaumgruppen ba! Statt fttlifiert ift bie £anb-
fcfjaft bod) im rjb'djften ©tntte natürtid). ®er SJtaler groingt un§ in bie
ibeate @pjf)äre feines 33itbe§ fnnein. ©o übt e§ jenen 3auber, ber eitrig
nadjtrrirlt; ber baburef), bafj er ung einmal gepadt I)at, nie ntefjr ganj
vergeben fann unb irgenbroie, ung felbft trieffetcfjt unberoufjt,' in unferetn
ferneren Sebeit mitlebt.

@g ift md)t erfreulid), fiel) von biefem präd)tigen S8ilb auberen
weniger erquidfidjen äuiuenbeu ju müffen. ®er oerftorbene Sttbro. Kaberg
befaf; offenbar latent, aber feine ©pur oon (Sigenart; in jebem fetner
SBerfe erfennt man eine frembe öanbfdjrtft unb gjoar jebeSmat eine anbere.

fjortroängler fetjeint mit feinen Silbern etroag ju wollen, ivaS er
nid)t baräufteüen oermag. ©ie roirfen unroafjr unb gefudjt.

©etre Biete fieute malen, roeil fte t)on SSeruf S?unftutater finb, b. I;.
auf ber 9Xfabentie ftubierten unb e§ begfjalb nidjt für fdyidttd) galten,
ifjren 8ebengunterb,alt burd) eine anbere 93efd)äfttgung 51t erwerben.

33ei feinem biefer SKaler fiet)t man bie innere Jiotroenbigtett, gerabe
ein beftimmteg SBilb gerabe fo malen ju müffen. ©0 fommen fte int beften
galt äu einer gegriffen SLecrmiE. «Sie rotffen nid)t, baf; Sedjni! nur 9Jfittef
junt Qmeä unb an fid) roertfog ift, fobalb fte ntdji einer bestimmten s£er-
fßnitdjleit 5U ifirem ureigenfteu 2(usbrud bient, baf3, ma§ beim ©inen
Seben unb ^Bewegung, bei feinen 9}acf)af)iiient nur ©djabtone ift ©ie
roiffen and) ttidjt, baf? ber ©egenftaub eine? SSitbeg, unb foltte e§ bie
feinfte Std)troirtung fein, für ben Maler nur benfelben SBert fjai, wie bei-
fpietsroeife bie jjabel ber §>anbtung für ben ®ramatifer. ©0 malen fie
benn fog. banfbare SMotiue in ber 2lrt, roie fie e§ gelernt f)aben nacb, er-
probtem Diegept, meift nicfjt einmal eigenartig gefefjen, roa§ ja nod) lange
nid)t bagfefbe ift, roie fünftterifd) gefefjen.

®te ^robufte' biefer 93erufgmaler finb bei affebent nxdjt einutaf
burd^aug fd)ted)t, fo bafs jebe 2;äufd)ung uerntieben märe, ©ie finb nur
 
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